Wenn alles gut geht, wird dieses ein läuferischer Jahreswechsel nach Maß. Eine Feier gibt es natürlich auch heute Abend, gutes Essen, Musik, Tanzen und um Mitternach Sekt zum Anstoßen. Aber dies wird dieses Mal gerahmt sein in ein läuferisches Programm, wie ich es mir selbst zuvor noch nie arrangiert hatte: Heute 30 Kilometer in klirrender, aber sonnenbeglänzter Kälte absolviert und morgen dasselbe.
Dabei lief es heute zunächst überraschend gut (gemessen daran, dass ich einen und 3 Tage zuvor schon jeweils 25 Kilometer hinter mich gebracht hatte. Ich stolperte noch etwas morgenmüde durch die Stadt, legte am See einen Zwischenspurt ein, da mich ein "Kurzstreckenläufer" zu überholen drohte bzw. es einfach kurzerhand tat; so etwas kann ich nie auf mir sitzen lassen. Um dann durch das verschlafene Dorf in die weite Hügellandschaft zu gelangen. Ist man die kleinen, aber langen Steigungen erst einmal hoch, kann wohl nur noch Fliegen ein angemessener Vergleich sein mit dem Gefühl, wenn der Horizont so weit ist und davor Felder unterm Raureif schlummern, derweil die tief stehende Sonne als gelber Ball vom Himmel blendet und den Wald davor zur undurchdringlichen Mauer macht. 1:20 td. hatte ich so zur Hälfte der Strecke auf der Uhr stehen. Sehr gut.
Nur kam dann noch der Rückweg, und was sich bis ca. KM 22 ganz zufriedenstellend anließ, wurde ab da - samt der Entdeckung, dass der Trinkschlauch meines "deuter" eingefroren war - zu einer sehr unangenehmen Partie. Erst Durst, dann Hungerast und das damit einher gehende Gefühl, auf der Stelle zu treten (es war aber nur ein täuschendes Gefühl!), schließlich machte auch noch der Akku meines mp3-Players schlapp. Nun ja, beendete ich den Lauf also quasi "wie der Herr mich gemacht hat" im Kampf gegen mich selbst und ohne technische Hilfsmittel. Als die sub 2:40 Std. möglich schienen, spurtete ich sogar noch einmal 500 Meter. Vergebens: 2:40:27 Std. Und froh und glücklich über Wärme, Trinken und sozusagen "Brunch" zurück in den eigenen vier Wänden.
Nun will ich aber noch einen weiteren Grund meiner Müdigkeit ins Feld führen. Waren gestern im Kino mit meinem Laufpartner, der für heute leider aus beruflichen Gründen absagen musste. Der Film "Willkommen bei den Sch'ti" ist wirklich urkomisch; werde mir in jedem Fall auch die französische Fassung mal auf DVD anschauen.
So, damit verabschiede ich mich endgültig für 2008, und hoffe, morgen Ähnliches bzw. Besseres berichten zu können.
Euch allen einen guten R
U
T
S
C
H
!!!
P.S.: Hab' mich grade auch für den Rennsteig-Supermarathon angemeldet!
Mittwoch, 31. Dezember 2008
Dienstag, 30. Dezember 2008
Statt eines Rückblicks
Man konnte es auch schon in anderen Blogs lesen: das Jahr 2008 wird bald Vergangenheit sein, somit ist dies eigentlich die Zeit für einen Rückblick. Allerdings ist mir persönlich im Moment gar nicht so nach zurückblicken zumute. Das Gefühl entspricht eher dieser Spanne von Kalenderdaten, für die unsere schöne deutsche Sprache mal wieder einen ganz besonderen Ausdruck bereit hält: "zwischen den Jahren".
Ich will ehrlich sein zu euch und auch zu mir selbst: Den ganzen Dezember hindurch habe ich mit diesem zuende gehenden Jahr gehadert. Denn neben dem Sport, wo ihr hier einige meiner "Erolge" mehr oder weniger live mitverfolgen konntet, sind mir doch einige Dinge begegnet, die ich erstmal verarbeiten muss. So blieb lange Zeit der fade Geschmack unbewältigter Herausforderungen, gar die Wehmut nach Chancen, die vergangen scheinen, ein- für allemal.
Und jetzt? Ist auf einmal alles seltsam still in mir. Angenehm, so als wäre durch Glück oder äußere Eingebung der Zustand völligen Gleichgewichts über mich herein gebrochen. (Dass ich gestern die letzten "to Do's" für die Weihnachtsferien endgültig erledigt habe, mag auch dazu beitragen...) Und das ist nicht nur so, weil ich gerade Urlaub habe. Den genieße ich natürlich, esse hemmungslos Schokolade und trainiere sie mit 25 täglichen Laufkilometern locker und mit Spaß wieder ab. Aber ich denke auch nicht mit Grausen daran, in der zweiten Januarwoche wieder ins Büro zu müssen. Das ist nunmal Teil des normalen Lebens, und ich bin mir - vielleicht zum ersten Mal in meinem Leben - sicher, dieses so zu gestalten, wie es mir gefällt.
Bis dahin genieße ich - statt Rückblicks -laufend, lesend und denkend das wohlige "zwischen den Stühlen"; Aufbruch trotz Endzeit!
Ich will ehrlich sein zu euch und auch zu mir selbst: Den ganzen Dezember hindurch habe ich mit diesem zuende gehenden Jahr gehadert. Denn neben dem Sport, wo ihr hier einige meiner "Erolge" mehr oder weniger live mitverfolgen konntet, sind mir doch einige Dinge begegnet, die ich erstmal verarbeiten muss. So blieb lange Zeit der fade Geschmack unbewältigter Herausforderungen, gar die Wehmut nach Chancen, die vergangen scheinen, ein- für allemal.
Und jetzt? Ist auf einmal alles seltsam still in mir. Angenehm, so als wäre durch Glück oder äußere Eingebung der Zustand völligen Gleichgewichts über mich herein gebrochen. (Dass ich gestern die letzten "to Do's" für die Weihnachtsferien endgültig erledigt habe, mag auch dazu beitragen...) Und das ist nicht nur so, weil ich gerade Urlaub habe. Den genieße ich natürlich, esse hemmungslos Schokolade und trainiere sie mit 25 täglichen Laufkilometern locker und mit Spaß wieder ab. Aber ich denke auch nicht mit Grausen daran, in der zweiten Januarwoche wieder ins Büro zu müssen. Das ist nunmal Teil des normalen Lebens, und ich bin mir - vielleicht zum ersten Mal in meinem Leben - sicher, dieses so zu gestalten, wie es mir gefällt.
Bis dahin genieße ich - statt Rückblicks -laufend, lesend und denkend das wohlige "zwischen den Stühlen"; Aufbruch trotz Endzeit!
Samstag, 27. Dezember 2008
Training mit Kommerz
Heute bin ich auch gelaufen. Recht früh. ca. 10KM, genau 50 Minuten, und habe dabei mächtig gefroren, so dass nach meiner Rückkehr die nackt zur SChau getragenen Unterschenkel mächtig gekribbelt haben.
Danach schnell Frühstück, die beiden Leitartikel der FAZ (von der ich nun ein Jahr langin den Genuss eines Kostenlos-Abos komme) gelesen und ab ins Möbelhaus, Schlafsofas testen. Geguckt hatten wir mit meiner Mutter (die einen Teil des Betrages sponsort) schon Anfang Dezember; nur leider vergessen, die Funktionalität und vor allem Bequemlichkeit ausgiebig unter die Lupe zu nehmen. Also rein ins erste Möbelhaus. Geguckt, wo in die engere Auswahl gefasste Sofas stehen - dreistöckig übereinander gebäumt auf einem Stahlgestell. Sofa mit Verkäuferin 'rausgezogen. Mh, Sitzfläche ganz schön tief, aber das ist bei Schlafsofas immer so sagt die Verkäuferin und bietet mir an, die umstehenden als Probe aufs Exempel durchzuprobieren. In Frage kommen die aber alle nicht, denn "Querschläfer" sind immer knapp 2 Meter breit und damit zu groß für meine bescheidene Bleibe. Trotzdem mache ich die Übung mit: hinsetzen, aufstehen, hinsetzen, aufstehen. Dazwischen schwelge ich in Wohnträumen, naja, vielleicht nächtes Jahr.
Gegenprobe, anderes Möbelhaus: Sofa super, Bequemlichkeit "Triple A", leider viiiel teurer. Nochmal gefragt, Preis bestätigt sich, gehe mit Kaufimpuls schwanger, aber zur Sicherheit zurück ins erste Möbelhaus. Dort übersteht das ins Auge gefasste Sofa zwar die Sitzprobe. Allerdings fällt die "Schlaffunktion" bei genauerem Hinsehen etwas spärlich aus: kaum mehr als eine große Matratze, kaum ein paar Zentimeter über dem Boden, dazu noch am Kopfende hart, am Fußende weich. Also entscheide ich mich, in den sauren Apfel zu beißen: zurück zum zweiten Möbelhaus, teureres Sofa bestellen. Als es getan ist, fühle ich mich irgendwie besser. So, als käme ich damit einem tief gehegten Wunsch nahe, mich endlich ein wenig heimelig einzurichten.
Nach dem Mittagessen (zum zweiten Mal in Folge Rest-Weihnachtsgans) dann Stürzen ins kommerzielle Gewimmel die Zweite. Eigentlich brauche ich (endlich mal) Laufhandschuhe (bisher laufe ich tapfer ohne, was man meinen Handrücken trotz Pflegecreme langsam ansieht) und nehme im Sporthaus auch noch gleich eine von diesen Badekappen artigen, dafür aber gut sitzenden odlo-Mützen mit. Zuvor dies uns das besorgen für Oma: Wolle zum Stricken, einen Kaffeefilterhalter (so'n Ding, wo man die Filtertüte reinsetzt und dann den Kaffee von Hand aufbrühen kann). Nebenbei bleibe ich bei C&A hängen, weil meine Alltagssocken irgendwie alle mehr aus Löchern denn aus Strick bestehen. Und als ob der Wühltisch wüsste, dass ich für meine Beine heute schon genug getan habe, bietet sich mir ein intensives Training für die Oberarme an. Schließlich gibt es in dem Laden die Socken immer in seltsam zusammen gestellten 3er- und 4er-Packs. Da muss man schon viel Geduld (und eben Armkraft) aufbringen, um ein Bündel zu finden, das kein Weiß enthält; wer um alles in der Welt trägt im Alltag weiße Socken (außer Läufern beim Laufen und deutschen Ingenieuren;-)? So verbringe ich also eine geschätze Quadrillion Minuten mit der Suche nach einem farblich passenden Bündel. Nicht ohne am Ende entdecken zu müssen, dass es gar nicht meine Größe war - und das Ganze von vorn.
Socken kaufen bei C&A ist so ähnlich wie Möbel bei IKEA: anstrengend und doch irgendwie ein gesellschaftliches Ereignis (die ich für meinen Teil eigentlich lieber meide). Um so erstaunlicher, dass man dabei nicht nur seinen Körper trainineren kann, sondern Leute wie ich sogar ihre geistige Widerstandskraft, Ausdauer und Motivation. Training und Kommerz, nicht immer Gegensätze. Es lebe der Alltag ;-)
Danach schnell Frühstück, die beiden Leitartikel der FAZ (von der ich nun ein Jahr langin den Genuss eines Kostenlos-Abos komme) gelesen und ab ins Möbelhaus, Schlafsofas testen. Geguckt hatten wir mit meiner Mutter (die einen Teil des Betrages sponsort) schon Anfang Dezember; nur leider vergessen, die Funktionalität und vor allem Bequemlichkeit ausgiebig unter die Lupe zu nehmen. Also rein ins erste Möbelhaus. Geguckt, wo in die engere Auswahl gefasste Sofas stehen - dreistöckig übereinander gebäumt auf einem Stahlgestell. Sofa mit Verkäuferin 'rausgezogen. Mh, Sitzfläche ganz schön tief, aber das ist bei Schlafsofas immer so sagt die Verkäuferin und bietet mir an, die umstehenden als Probe aufs Exempel durchzuprobieren. In Frage kommen die aber alle nicht, denn "Querschläfer" sind immer knapp 2 Meter breit und damit zu groß für meine bescheidene Bleibe. Trotzdem mache ich die Übung mit: hinsetzen, aufstehen, hinsetzen, aufstehen. Dazwischen schwelge ich in Wohnträumen, naja, vielleicht nächtes Jahr.
Gegenprobe, anderes Möbelhaus: Sofa super, Bequemlichkeit "Triple A", leider viiiel teurer. Nochmal gefragt, Preis bestätigt sich, gehe mit Kaufimpuls schwanger, aber zur Sicherheit zurück ins erste Möbelhaus. Dort übersteht das ins Auge gefasste Sofa zwar die Sitzprobe. Allerdings fällt die "Schlaffunktion" bei genauerem Hinsehen etwas spärlich aus: kaum mehr als eine große Matratze, kaum ein paar Zentimeter über dem Boden, dazu noch am Kopfende hart, am Fußende weich. Also entscheide ich mich, in den sauren Apfel zu beißen: zurück zum zweiten Möbelhaus, teureres Sofa bestellen. Als es getan ist, fühle ich mich irgendwie besser. So, als käme ich damit einem tief gehegten Wunsch nahe, mich endlich ein wenig heimelig einzurichten.
Nach dem Mittagessen (zum zweiten Mal in Folge Rest-Weihnachtsgans) dann Stürzen ins kommerzielle Gewimmel die Zweite. Eigentlich brauche ich (endlich mal) Laufhandschuhe (bisher laufe ich tapfer ohne, was man meinen Handrücken trotz Pflegecreme langsam ansieht) und nehme im Sporthaus auch noch gleich eine von diesen Badekappen artigen, dafür aber gut sitzenden odlo-Mützen mit. Zuvor dies uns das besorgen für Oma: Wolle zum Stricken, einen Kaffeefilterhalter (so'n Ding, wo man die Filtertüte reinsetzt und dann den Kaffee von Hand aufbrühen kann). Nebenbei bleibe ich bei C&A hängen, weil meine Alltagssocken irgendwie alle mehr aus Löchern denn aus Strick bestehen. Und als ob der Wühltisch wüsste, dass ich für meine Beine heute schon genug getan habe, bietet sich mir ein intensives Training für die Oberarme an. Schließlich gibt es in dem Laden die Socken immer in seltsam zusammen gestellten 3er- und 4er-Packs. Da muss man schon viel Geduld (und eben Armkraft) aufbringen, um ein Bündel zu finden, das kein Weiß enthält; wer um alles in der Welt trägt im Alltag weiße Socken (außer Läufern beim Laufen und deutschen Ingenieuren;-)? So verbringe ich also eine geschätze Quadrillion Minuten mit der Suche nach einem farblich passenden Bündel. Nicht ohne am Ende entdecken zu müssen, dass es gar nicht meine Größe war - und das Ganze von vorn.
Socken kaufen bei C&A ist so ähnlich wie Möbel bei IKEA: anstrengend und doch irgendwie ein gesellschaftliches Ereignis (die ich für meinen Teil eigentlich lieber meide). Um so erstaunlicher, dass man dabei nicht nur seinen Körper trainineren kann, sondern Leute wie ich sogar ihre geistige Widerstandskraft, Ausdauer und Motivation. Training und Kommerz, nicht immer Gegensätze. Es lebe der Alltag ;-)
Freitag, 26. Dezember 2008
Und wieder war es schön
Wetter wie gestern, nur noch kälter. Lust wie gestern, also keine. Und dann doch, kaum vor der Tür, geschieht das Wunder. Die Schritte werden leichter, die Wintersonne lacht, aus Übermut wird der Mut, die Strecke erstmals um bescheidene 2,6 Kilometer (eine Runde um den See) zu verlängern.
Die Schritte schlagen
auf den Asphalt
das Gras trägt mich
Löcher sind da nicht
unterm Rasen
und die Kälte
hat mir nichts an
weil das Glück so groß ist
gleitend laufen zu können.
Die Schritte schlagen
auf den Asphalt
das Gras trägt mich
Löcher sind da nicht
unterm Rasen
und die Kälte
hat mir nichts an
weil das Glück so groß ist
gleitend laufen zu können.
Donnerstag, 25. Dezember 2008
Ich hätte ja nicht laufen müssen...
...aber die ungeplanten Läufe sind doch immer die schönsten. So auch heute, am ersten Weihnachtstag 2008. Beim Blick aus dem Fenster kriecht am Rund des Horizonts von allen Seiten das Lila-blau eines schönen Sonnenaufgangs empor. Ich bin noch müde und etwas behäbig vom gestrigen Festessen, außerdem "spiele" ich immer mal gern das faule Lieschen. Als ich aber beim Lüften die Vögel zwitschern höre, gibt es kein Halten mehr.
Im Nu habe ich meine Laufsachen (kurze Hose!) an und bin aus dem Haus in den frischen Morgen gelaufen. Auf dem Fluss an der Ostseite meines Wohnhauses spiegelt sich die tiefstehende Wintersonne, die Luft ist klar wie selten und alles wunderbar still. Also gut, 10 Kilometer, dreimal um meinen Haussee und den Körper mal wieder richtig spüren. Das tue ich dann auch, setze erst gemächlich, dann zunehmend übermütiger einen Fuß vor den anderen. Meine Enten sind auch da, zwei Schwäne bewachen zwischen den frei liegenden Wurzeln an der wild bewachenen Mäander ihr fast erwachsenes, nur noch am gräulichen Gefieder zu erkennendes Küken.
Ein paar Menschen sind auch schon unterwegs, manche gut gelaunt, andere griesgrämig. Ich grüße im Vorbeilaufen. Im Gedächtnis bleibt ein Mann, schätzungsweise Ende 30, langsam und angestrengt unterwegs, an seinen Füßen ein weiß scheinendes Paar adidas-Laufschuhe. ER grüßt nicht zurück. Ob er da wohl ein Geschenk ausführt, von der Frau gemacht infolge des übermütig-selbstbesorgten Ausspruchs, in Zukunft mehr Sport machen zu wollen? Irgendwie tut er mir leid. Ich hoffe, dass meine für ihn zusammen gesponnene Geschichte nicht stimmt. Und dass es ihm an diesem Morgen oder in der Zukunft beim Laufen auch so gut gehen wird wie mir.
Ein Stücke vom Himmel, eine Art des Friedens, der größer ist als alle menschliche Vernunft...
Im Nu habe ich meine Laufsachen (kurze Hose!) an und bin aus dem Haus in den frischen Morgen gelaufen. Auf dem Fluss an der Ostseite meines Wohnhauses spiegelt sich die tiefstehende Wintersonne, die Luft ist klar wie selten und alles wunderbar still. Also gut, 10 Kilometer, dreimal um meinen Haussee und den Körper mal wieder richtig spüren. Das tue ich dann auch, setze erst gemächlich, dann zunehmend übermütiger einen Fuß vor den anderen. Meine Enten sind auch da, zwei Schwäne bewachen zwischen den frei liegenden Wurzeln an der wild bewachenen Mäander ihr fast erwachsenes, nur noch am gräulichen Gefieder zu erkennendes Küken.
Ein paar Menschen sind auch schon unterwegs, manche gut gelaunt, andere griesgrämig. Ich grüße im Vorbeilaufen. Im Gedächtnis bleibt ein Mann, schätzungsweise Ende 30, langsam und angestrengt unterwegs, an seinen Füßen ein weiß scheinendes Paar adidas-Laufschuhe. ER grüßt nicht zurück. Ob er da wohl ein Geschenk ausführt, von der Frau gemacht infolge des übermütig-selbstbesorgten Ausspruchs, in Zukunft mehr Sport machen zu wollen? Irgendwie tut er mir leid. Ich hoffe, dass meine für ihn zusammen gesponnene Geschichte nicht stimmt. Und dass es ihm an diesem Morgen oder in der Zukunft beim Laufen auch so gut gehen wird wie mir.
Ein Stücke vom Himmel, eine Art des Friedens, der größer ist als alle menschliche Vernunft...
Montag, 22. Dezember 2008
Frohe Weihnachten!
Ich danke allen meinen Leserinnen und Lesern für ihr Interesse, ihre Kommentare oder stille Kenntnisnahme. Besonders gefreut habe ich, dass dieses Jahr sogar einige persönliche Begegnungen möglich waren.
Nun wünsche ich uns allen ein schönes Weihnachtsfest mit all den Freuden, die ihr euch selbst wünscht. Mögt ihr alle gut über die Festtage kommen, sie im Kreis lieber Menschen genießen, euch nicht vom Trubel umhauen lassen und vielleicht auch Zeit für ein Läufchen zwischendurch finden.
Eure Erleberin ;-)
Sonntag, 14. Dezember 2008
Ein Lauf für Leib und Seele
Wenn es einen Preis für Spontaneität beim Laufen gäbe, in dieser Woche hätte ich ihn gewonnen. Erst der spätabendliche Ausflug im Schneeregen und gestern holterdipolter die Teilnahme am 50-Kilometer-Lauf "Gerorgsmarienhütter Null. Wobei sich das "Holterdipolter" auf die Tatsache bezieht, dass der Lauf in meinem mentalen Terminkalender für den heutigen Sonntag eingetragen war, und ich am Freitag nach einem nicht minder vollgepackten Arbeitstag quasi nur noch aus dem Reflex der Gewohnheit meine Siebensachen in die kleine Sporttasche schmeißen konnte, um schnell alles ins Auto zu werfen und dem erwartet freundlichen Empfang entgegen zu fahren.
Endlich angekommen, wurde ich erwartungsgemäß nicht enttäuscht. Das Team um Georg Rollfing gehört nämlich wirklich zum engagiertesten, was die deutsche Szene an Laufveranstaltern zu bieten hat. Entsprechend fühlt man sich in der Turnhalle, die regelmäßig als Basislager für die über 100 Verrückten herhalten muss, die sich zweimal im Jahr auf die schöne, hügelige Strecke um die Stadt Georgsmarienhütte machen, auch nicht wie auf einem Lauf, sondern wie im Kreis einer harmonischen Familie.
Doch so gut mir Nudeln, Apfel und Wasser (all das plus Cola und Bier vom Veranstalter zur Verfügung gestellt) auch ging, so sehr hatte die vergangene Woche an mir gezehrt, und ich legte mich früh in meinen Schlafsack, unbeirrt von der grellen Beleuchtung und dem gesprächigen Lärm der Halle. Dass die Nacht dann doch noch unruhig für mich wurde und der Morgen mit einer unschönen Überraschung begann, war allein den Halsschmerzen geschuldet, die sich unterdessen von der Kehle bis zum Gaumen in mir breit gemacht hatten. Zusammen mit dem Gefühl eines völlig zugeschwollenen Kopfes und der Aussicht auf feuchte Kälte hatte ich entsprechend keinen besonderen Mut, mich wirklich auf die Strecke zu begeben. Ich kann nicht wirklich sagen, ob es Glück oder Pech war. Jedenfalls fanden sich schnell ein paar Ultra-Bekannte, die mich mit Fisherman's friend peppelten und mich überredeten, mitzulaufen. Frei nach dem Motto: "Wer mitläuft, kann aufgeben, wer nicht mitläuft, hat schon aufgegeben."
Nicht schwer zu erraten, ging es mir auf der Runde dann aber nicht sonderlich gut. Entgegen meinen Gewohnheiten konnte ich die wenigen aber steilen Steigungen nicht mit Extra-Beschleunigung hinaufstürmen, sondern musste brav gehen und fand eigentlich nur an den Abhängen, die es dann wieder herunterging, mit hoher Geschwindigkeit mein wirkliches Element. Nur gut, dass dies kein Wettbewerb war und ich dazu mit Dieter vom 100 MC noch jemanden an meiner Seite hatte, mit dem es sich sehr gut unterhalten lässt. So liefen wir durch die von tiefstehender Sonne beglänzte Landschaft, zwischen beeisten Bäumen hindurch und verbrachten schließlich mehrere Stunden spazierend und gelegentlich antrabend unter dem Hochnebel. Manchmal dachte ich dabei an den Advent und wie schön es ist, dem vorweihnachtlichen Trubel in der Form einer so schön gewohnten Freizeitbeschäftigung zu umgehen. Und so erschloss sich tatsächlich (einmal wieder) der tiefere Sinn des Mottos der Veranstaltung "Zeit, die wir uns für die Null nehmen, ist Zeit, die uns etwas gibt". Für mich ein schönes Lauf-Motto und der beste Beweis, dass hier etwas von Läufern für Läufer gestaltet wird, und nicht vom Kommerz für Leute, die meinen, sich aus unerfindlichen Gründen Läufer nennen zu müssen.
Es ist seltsam, aber das richtige Lauf-Gefühl kam bei mir erst nach 45 Kilometern auf. Dieter, der mich die ganze Zeit ermutigt hatte, weiter zu machen und geduldig mit mir gegangen war, reagierte nun seinerseits stirnrunzelnd auf meine sanfte Aufforderung, wieder anzutraben. Ihn dazu zu bringen, fiel um so schwerer, da es auf der "Null" keine offiziellen genauen Kilometerangaben gibt; und der Spruch "wir sind gleich da" erübrigt sich selbstredend bei einem erfahrenen Ultra-Marathoni, so dass es wirklich nur darauf ankam, unser jeweiliges Befinden gegenseitig richtig einzuschätzen und den Tatsachen ins Augen zu sehen.
Wie schön, dass es mit dem Ziel auch immer Dinge gibt, über die sich aller Augen gleichermaßen freuen. Um meinen Hungerast zu beenden, bediente ich mich sofort nach Ankunft in der Turnhalle sofort an einem Brot mit Käse, genoss dann die leider nur laue Dusche, bevor ich mich richtig übers Büffet hermachte, derweil noch Laufpläne für das nächste Jahr mit den Umsitzenden austauschend.
Alles in allem ein schönes Erlebnis, ein Lauf, der Leib (selbstredend) und Seele (durch die mit Herzblut gemachte Organisation) anprach, und dessen schönster Aspekt dennoch der bleibt, dass jetzt das Laufjahr würdig abgeschlossen ist. Auf dass es Weihnachten werde!
Freitag, 12. Dezember 2008
Chillout im Schneeregen
Als ich gestern aus dem Büro kam, war es stockfinstere Nacht, und die großen Tropfen fühlten sich hartkantig an, wenn sie auf mein Gesicht trafen. Der Niederschlag wurde vom Wind sogar derart getrieben, dass er bin hinter meine Brille gelangte und ich beim Radfahren Mühe hatte, die Augen aufzuhalten.
Mit einer Kollegin habe ich gestern bis 22 Uhr an einem sehr wichtigen Projekt gearbeitet. Das ist jetzt erstmal fertig, aber wir zwei waren es auch, Kopf leer, Augen ständig zufallend und Gedankenkreisel an viel zu viele Alternativen und Details. Das sind so Momente, wo ich voll überschüssiger Energie nach Hause komme, weiß, dass ich unruhig schlafen würde...und mich freue, laufen gehen zu können. Also gedacht, getan, Laufklamotten an, Stoppuhr als Alibi, Schlüssel nicht vergessen und raus in die unwirtliche Welt. Ich habe mich nicht gepusht, einfach nur gleiten lassen und beobachtet, wie sich mein Körper selbst einen Rhythmus gibt, diesen wechselt, so als reagiere er auf die Gezeiten meiner Gedanken (eine Beobachtung, die ich auch schon bei Tempoläufen und im Wettbewerb gemacht habe...) und mir die Chance gibt, runter zu kommen und ganz weit weg von dem, was uns in unsere "zivilisierten" Welt oft so wichtig erscheint.
Nach Dusche und zwei super-leckeren Mandarinen als Nacht-Snack (ich hatte den ganzen Tag von Gummibärchen und Keksen gelebt) habe ich nun eine seelenruhige und erfrischende Nacht hinter mir, und kann nun sagen "auf zu neuen Ufern". Ob ich allerdings zu dem Lauf am Wochenende fahre???
Mit einer Kollegin habe ich gestern bis 22 Uhr an einem sehr wichtigen Projekt gearbeitet. Das ist jetzt erstmal fertig, aber wir zwei waren es auch, Kopf leer, Augen ständig zufallend und Gedankenkreisel an viel zu viele Alternativen und Details. Das sind so Momente, wo ich voll überschüssiger Energie nach Hause komme, weiß, dass ich unruhig schlafen würde...und mich freue, laufen gehen zu können. Also gedacht, getan, Laufklamotten an, Stoppuhr als Alibi, Schlüssel nicht vergessen und raus in die unwirtliche Welt. Ich habe mich nicht gepusht, einfach nur gleiten lassen und beobachtet, wie sich mein Körper selbst einen Rhythmus gibt, diesen wechselt, so als reagiere er auf die Gezeiten meiner Gedanken (eine Beobachtung, die ich auch schon bei Tempoläufen und im Wettbewerb gemacht habe...) und mir die Chance gibt, runter zu kommen und ganz weit weg von dem, was uns in unsere "zivilisierten" Welt oft so wichtig erscheint.
Nach Dusche und zwei super-leckeren Mandarinen als Nacht-Snack (ich hatte den ganzen Tag von Gummibärchen und Keksen gelebt) habe ich nun eine seelenruhige und erfrischende Nacht hinter mir, und kann nun sagen "auf zu neuen Ufern". Ob ich allerdings zu dem Lauf am Wochenende fahre???
Dienstag, 9. Dezember 2008
Eine gute Tat...
Wenn ich ganz ehrlich zu mir selbst bin, dann gibt es in meinem Leben nur sehr wenig Dinge, die ich völlig uneigennützig tue. Völlig uneigennützig, das heißt, ohne auch nur die fernste Erwartung, etwas dafür zu bekommen noch, weil ich in der Vergangenheit Gutes erfahren habe und dieses gern zurück geben möchte. Auch Freundschaften und das Kümmern um enge Verwandte gehören streng genommen in diese Kategorien. Oder wer von uns würde immer wieder den Kontakt zu einem Menschen suchen, wenn diese Treffen ihm nichts bedeuten, wir keine Liebe, Zuwendung, Anerkennung oder auch Verständnis erfahren.
Wenn man mit Gerhard Roth einem der bekanntesten Hirnforscher Deutschlands Glauben schenken mag, dann ist es auch gar nicht einmal so ungewöhnlich, dass wir uns von Trieben und Bedüfnissen lenken lassen, jedenfalls eher als von Verstand und Vernunft. Jedoch gibt es sie auch im praktischen Leben: einige wenige Momente, in denen die Vernunft über die Bequemlichkeit siegt, der Verstand über den Instinkt und wir fast in die Nähe dessen gelangen, was Denker, die die hehrsten Sätze über die menschliche Natur noch nicht aufgegeben haben, als "Altruismus" bezeichnen würden.
Zumindest aus meiner subjektiven Sicht und für mich gesprochen, kommt der immer mal wieder durchgeführte Akt des Blut spendens diesem "Ideal-"Zustand (wobei die Anführungsstriche dafür stehen, dass menschlich sein gegenüber ideal uns ja vielleicht auch erst zu dem macht, was wir sind!) ziemlich nahe. Denn egoistisch gedacht, müsste ich mich schon fragen, was ich denn da eigentlich tue: fast anderthalb Stunden meiner Zeit hergeben, mir vor einem ulkig aussehenden LKW die Beine in den Bauch stehen und frieren, mir eine Nadel in den Arm stechen lassen und auch noch einen knappen halben Liter meines Lebenssafts verlieren.
Dem gegenüber stehen die Argumente, die meiner Meinung nach nicht nur den Kampagnen findiger Werbemacher entspringen:
- Blut kann man nicht kaufen, man kann es auch nicht synthetisieren oder längerfristig durch irgend einen anderen Stoff ersetzen.
- Mit jeder Spende rettet man bis zu 3 Menschen das Leben bzw. ermöglicht ihnen wichtige medizinische Eingriffe; z.B. las ich irgendwo, dass ein erheblicher Teil des Blutes im Zusammenhang mit Schwangerschaft und Geburten benötigt würde - gewissermaßen zählt er also doppelt!
Für mich interessanterweise sind die Argumente, die von vielen gegen eine Blutspende aufgeführt werden, dagegen unerheblich bzw. gegenstandslos. So bin ich mir ziemlich sicher, dass man sich
- beim Blut spenden nicht mit gefährlichen Infektionskrankheiten anstecken kann.
- es einem erwachsenen, gesunden Menschen nicht schadet, zwei- bis dreimal im Jahr einen solchen Aderlass über sich ergehen zu lassen.
Die Gründe für diese Annahmen sind zweierlei. Natürlich kann ich nicht alles über jedes mögliche Thema wissen. Aber von derlei Ansteckungen hätte man bei tausenden Spendern täglich mit Sicherheit schon gehört. Außerdem kann sich jede/r vor Ort augenscheinlich davon überzeugen, dass steril verpacktes "Entnahmebesteck" verwendet wird - es wird nämlich vor euren Augen ausgepackt bzw. trägt man es sogar ein Stückchen im Beutel mit sich herum. Und für Punkt 2 ist neben den vielen fidelen Blutspenderinnen und Blutspendern auch das Verfahren in Deutschland eine halbwegige Garantie. Niemand wird zur Spende zugelassen ohne eine kurze Konsultation mit einem Arzt. Und bei den vielen nicht offensichtlich Gebrechlichen, die dabei vorübergehend (d.h. für einige Wochen oder Monate) weggeschickt werden, ist es wahrscheinlich, dass die Kriterien in jedem Fall mit Blick auf die Gesundheit der Spendenden ausgelegt werden.
Blieben noch die Frage des Verkaufs von Blut und das flaue Gefühl in der Magengegend ob so vieler intimer Fragen und spitzer Gegenstände, die auf einen einzuwirken "drohen". Ersteres kommt selbstverständlich in den Medien wieder einmal hoch und mag wohl stimmen; allerdings ist es genau genommen ja nur ein Argument gegen das Verwertungssystem für Blutspenden und nicht etwa gegen die Blutspende selbst. Denn ob zu verkaufen oder nicht - Blut gibt es nicht im Laden.
Bleibt als letztes noch die Angst. Ein legitimes Argument, wie ich finde. Habe ich nämlich auch, und es hat ganz schön lange gedauert, bis ich meinen Willen und meine Stärke dazu bringen konnte, auf die Einladung zu einem Spendetermin in der Nachbarschaft stärker zu reagieren, als den Schisshasen in mir. Und selbst jetzt möchte ich nicht ausschließen, dass mein Puls vor einer Blutspende um 10-15 Schläger höher liegt als im wirklich entspannten Zustand. Nur fände ich es als erwachsener Mensch irgendwie seltsam, mich der Angst vor einer so kleinen Sache völlig hinzugeben. Denn in der "schlimmen" Variante (wie heute erlebt) tut der Eintich ungefähr 5 Sekunden weh, und danach muss man 8 Minuten mit der Gewissheit leben, eine ziemlich dicke Kanüle im Arm stecken zu haben - mit Hingucken oder wahlweise auch ohne.
Jedenfalls hatte ich heute endlich mal wieder genug roten Farbstoff im Blut, dass es für mich und noch jemanden reicht. Und wenn die Saison wieder losgeht, werde ich gute Taten dieser Art auch vernüftig timen müssen, um nicht im entscheidenden Moment alle Trainingsanstrengungen zunichte zu machen. Mal wieder eine gute Tat. Soweit möglich...
Advent und Laufen
Lange, lange habe ich mich nicht zu Wort gemeldet. Ich schaffe es einfach nicht, die beiden Begriffe in der Überschrift unter den sprichwörtlichen Hut zu bringen. Schließlich habe ich mehr oder weniger für den Advent optiert: jeden Morgen eine kleine Andacht mit dem Kalnder von Andere Zeiten und davor ein für meine Verhältnisse fast noch kürzerer (7-8 km) Lauf "ums Eck".
Dabei ist es gar nicht einmal so, dass ich die Lust am Laufen verloren hätte, sondern ich habe die Freude an vielen Anderen (wieder-)gewonnen, darunter eine gewisse Advents-Nostalgie nach Stille und Gemeinsamkeit, aber auch die Lust, statt kalten Windes mal warme Heizungsluft und statt Gestrüpps in nasskalter Nacht eine aufregende Geschichte aus einem Buch vor mir zu haben.
Ich denke, ich bin etwas "aus dem Gleichgewicht geraten", und muss jetzt einfach abwarten, dass sich ein neues einstellt, in dem sich Platz für alle dann aktuellen Interessen und Hobbies findet. Ob das Laufen dann ganz unter den Tisch fällt? Unwahrscheinlich. Doch wie so Vieles vor Weihnachten gilt es jetzt erst einmal abzuwarten. Die Zeit und auch die (geplanten aber noch nicht gemeldeten) 50 km am Wochenende in Georgsmarienhütte.
Ach ja, der Nikolaus ist offenbar auch nachsichtig mit mir - Süßes und Nüsse in ungeputzten Lauftretern:
Dabei ist es gar nicht einmal so, dass ich die Lust am Laufen verloren hätte, sondern ich habe die Freude an vielen Anderen (wieder-)gewonnen, darunter eine gewisse Advents-Nostalgie nach Stille und Gemeinsamkeit, aber auch die Lust, statt kalten Windes mal warme Heizungsluft und statt Gestrüpps in nasskalter Nacht eine aufregende Geschichte aus einem Buch vor mir zu haben.
Ich denke, ich bin etwas "aus dem Gleichgewicht geraten", und muss jetzt einfach abwarten, dass sich ein neues einstellt, in dem sich Platz für alle dann aktuellen Interessen und Hobbies findet. Ob das Laufen dann ganz unter den Tisch fällt? Unwahrscheinlich. Doch wie so Vieles vor Weihnachten gilt es jetzt erst einmal abzuwarten. Die Zeit und auch die (geplanten aber noch nicht gemeldeten) 50 km am Wochenende in Georgsmarienhütte.
Ach ja, der Nikolaus ist offenbar auch nachsichtig mit mir - Süßes und Nüsse in ungeputzten Lauftretern:
Samstag, 29. November 2008
Das Wetter zur Laune
Zum Laufen habe ich schon seit einigen Tagen keine richtige Lust - und hatte folglich auch gestern und vorgestern ausgesetzt. Zu zahlreich die anderen Verpflichtungen, zu stark der Drang, mehr Zeit unter Menschen zu verbringen statt stapfend durch die zu meinen Laufzeiten meist dunkle Welt.
Ein Blick aus meinem Fenster auf die direkt davorliegende Dachgaube lässt Schnee vermuten. Aber es schneeregnet von einem mattgrauen Himmel, die Kälte lässt unangenehme Durchdringlichkeit vermuten, doch nun habe ich meine Laufsachen schon einmal an und gehe vor die Tür. Ein paar kurze Runden durch den Park, das muss reichen. Die Bäume haben ihr Laub noch nicht ganz verloren, leuchtend-beuge-braun hängen die Blätter als nasse Masse von den Zweigen herunter, unter meinen Füßen bei jedem Schritt das "Plitsch-Platsch" angetauten Schnees, aus dem mir das Wasser bis über die Knie springt.
Allerdings: das Laufen selbst fällt gar nicht schwer. Obwohl ich mir vorgestern beim Versuch, unter einem Tisch die Beine zu überschlagen, das Knie angehauen habe gleite ich nicht nur schmerz- sondern auch mühelos durch die desinteressierte Landschaft. Vor dem kleinen See laufe ich einmal an einem Trupp des THW vorbei, die sich irgendwie die Stelle ansehen und den Worten ihren Anführers gelangsweilt rauchend zuhören. Nicht einmal der Duft des Weihnachtsmarkts, der in den vergangenen Tagen trockener Kälte die Stadt durchwabert und die Diskussionen über das immer früher hereinbrechende Konsum-Weihnachten angestachelt hatte, ist heute zu vernehmen.
Noch ein wenig "Plitsch-Platsch", dann bin ich zuhause, schließe die Tür auf mit klammen Händen und ziehe mir die klebende Laufhose von den Beinen, den Kribbeln, als sie aus dem eisigen Korsett befreit werden. Nach der Dusche kann er jetzt kommen: der Advent, den wir gleich mit einem Ausflug zum Weihnachtsmarkt nach Goslar einleiten werden!
Ein Blick aus meinem Fenster auf die direkt davorliegende Dachgaube lässt Schnee vermuten. Aber es schneeregnet von einem mattgrauen Himmel, die Kälte lässt unangenehme Durchdringlichkeit vermuten, doch nun habe ich meine Laufsachen schon einmal an und gehe vor die Tür. Ein paar kurze Runden durch den Park, das muss reichen. Die Bäume haben ihr Laub noch nicht ganz verloren, leuchtend-beuge-braun hängen die Blätter als nasse Masse von den Zweigen herunter, unter meinen Füßen bei jedem Schritt das "Plitsch-Platsch" angetauten Schnees, aus dem mir das Wasser bis über die Knie springt.
Allerdings: das Laufen selbst fällt gar nicht schwer. Obwohl ich mir vorgestern beim Versuch, unter einem Tisch die Beine zu überschlagen, das Knie angehauen habe gleite ich nicht nur schmerz- sondern auch mühelos durch die desinteressierte Landschaft. Vor dem kleinen See laufe ich einmal an einem Trupp des THW vorbei, die sich irgendwie die Stelle ansehen und den Worten ihren Anführers gelangsweilt rauchend zuhören. Nicht einmal der Duft des Weihnachtsmarkts, der in den vergangenen Tagen trockener Kälte die Stadt durchwabert und die Diskussionen über das immer früher hereinbrechende Konsum-Weihnachten angestachelt hatte, ist heute zu vernehmen.
Noch ein wenig "Plitsch-Platsch", dann bin ich zuhause, schließe die Tür auf mit klammen Händen und ziehe mir die klebende Laufhose von den Beinen, den Kribbeln, als sie aus dem eisigen Korsett befreit werden. Nach der Dusche kann er jetzt kommen: der Advent, den wir gleich mit einem Ausflug zum Weihnachtsmarkt nach Goslar einleiten werden!
Mittwoch, 26. November 2008
Falscher Film
"Als ich nichts mehr zu geben hatte, ließen sie mich einfach liegen und die Karawane stieg über mich hinweg."
Es war einmal eine Zeit, in der lebten die Menschen glücklich und zufrieden. Jeder hatte ein Auskommen, eine warme Wohnung, genug zu essen, konnte sich dann und wann ein wenig Luxus leisten und - was am wichtigsten war - fühlte sich geborgen und verstanden in einem Kreis von Menschen, die genau so glücklich lebten.
Die Menschen zu jener Zeit waren so glücklich, dass sie Reisenden, die zufällig zu jener Zeit durch jenen Landstrich kamen ohne Umschweife alle Annehmlichkeiten ihres Lebens präsentierten. "Schau nur, wie komfortabel unsere Wohnungen sind. Wenn du möchtest, magst du gern einige Nächte bei mir zu Gast sein!" "Merke dir nur gut, unsere Küche mundet. Wenn du die Muße hast, lade ich dich gern ein, davon zu kosten!" und natürlich auch "Du kannst dir kaum vorstellen, wie bequem unser Leben ist. Genieße es in vollen Zügen, so lange du bei uns weilst!"
Selbstverständlich konnte kaum ein Gast den Verlockungen widerstehen, und wenn das Land einen offensichtlichen Nachteil hatte, dann den, dass die Grenzkontrollen bei der Ausreise viel strenger waren als bei der Einreise. So kam es, dass viele der Gäste sich auf Dauer in dem Land niederließen. Doch in dem Maße wie die Zeit verging, verloren auch die Annehmlichkeiten ihren Zauber: Nicht nur, dass man sie nun nicht mehr einfach so genießen konnte; vor dem Erfolg stand die Arbeit. Doch auch zu dieser gab es nicht ohne weiteres Zugang, dazu brauchte man die Zugehörigkeit zu einer glücklichen Gemeinschaft - was, so der Eindruck der meisten Nicht-Ausgereisten, auch umgekehrt der Fall war: ohne Arbeit keine glückselige Zugehörigkeit.
Natürlich glaubten die neuer Angekommenen zuerst nicht, was ihnen widerfuhr: einige stürzten sich mit besonderem Eifer an die Arbeit, andere spielten Zugehörigkeit, kehrten dann zurück in ihre traurigen Bleiben und wussten, dass dies nichts anderes war als Theater, das sie für sich selbst spielten. So entstand eine Gruppe von Menschen, die wuchs und wuchs und wuchs und außen vor war. Doch nicht einfach ausgesperrt. Sondern im unmittelbaren Angesicht dessen, wonach sie sich sehnten. Unter dem Eindruck der Ideologie, dass sie dazugehören könnten. Nicht auf der anderen Seite eines Zauns, sondern im falschen Film.
Sie unterscheiden sich in nichts von uns. Und wenn sie unter uns sind, können wir sie nicht erkennen. Täten wir das, so sähen wir ihren Film, und wären ab dann...alle im richtigen!
Es war einmal eine Zeit, in der lebten die Menschen glücklich und zufrieden. Jeder hatte ein Auskommen, eine warme Wohnung, genug zu essen, konnte sich dann und wann ein wenig Luxus leisten und - was am wichtigsten war - fühlte sich geborgen und verstanden in einem Kreis von Menschen, die genau so glücklich lebten.
Die Menschen zu jener Zeit waren so glücklich, dass sie Reisenden, die zufällig zu jener Zeit durch jenen Landstrich kamen ohne Umschweife alle Annehmlichkeiten ihres Lebens präsentierten. "Schau nur, wie komfortabel unsere Wohnungen sind. Wenn du möchtest, magst du gern einige Nächte bei mir zu Gast sein!" "Merke dir nur gut, unsere Küche mundet. Wenn du die Muße hast, lade ich dich gern ein, davon zu kosten!" und natürlich auch "Du kannst dir kaum vorstellen, wie bequem unser Leben ist. Genieße es in vollen Zügen, so lange du bei uns weilst!"
Selbstverständlich konnte kaum ein Gast den Verlockungen widerstehen, und wenn das Land einen offensichtlichen Nachteil hatte, dann den, dass die Grenzkontrollen bei der Ausreise viel strenger waren als bei der Einreise. So kam es, dass viele der Gäste sich auf Dauer in dem Land niederließen. Doch in dem Maße wie die Zeit verging, verloren auch die Annehmlichkeiten ihren Zauber: Nicht nur, dass man sie nun nicht mehr einfach so genießen konnte; vor dem Erfolg stand die Arbeit. Doch auch zu dieser gab es nicht ohne weiteres Zugang, dazu brauchte man die Zugehörigkeit zu einer glücklichen Gemeinschaft - was, so der Eindruck der meisten Nicht-Ausgereisten, auch umgekehrt der Fall war: ohne Arbeit keine glückselige Zugehörigkeit.
Natürlich glaubten die neuer Angekommenen zuerst nicht, was ihnen widerfuhr: einige stürzten sich mit besonderem Eifer an die Arbeit, andere spielten Zugehörigkeit, kehrten dann zurück in ihre traurigen Bleiben und wussten, dass dies nichts anderes war als Theater, das sie für sich selbst spielten. So entstand eine Gruppe von Menschen, die wuchs und wuchs und wuchs und außen vor war. Doch nicht einfach ausgesperrt. Sondern im unmittelbaren Angesicht dessen, wonach sie sich sehnten. Unter dem Eindruck der Ideologie, dass sie dazugehören könnten. Nicht auf der anderen Seite eines Zauns, sondern im falschen Film.
Sie unterscheiden sich in nichts von uns. Und wenn sie unter uns sind, können wir sie nicht erkennen. Täten wir das, so sähen wir ihren Film, und wären ab dann...alle im richtigen!
Samstag, 22. November 2008
Kongress unter sportlichen Vorzeichen
Hallo, da bin ich wieder. Die letzten drei Tage habe ich auf dem Deutschen Sportökonomie Kongress in Köln verbracht, dort einige interessante Vorträge gehört und neue Leute kennen gelernt, in den Pausen zu viel gegessen und vor allem zu wenig Sport getrieben.
Heißt konkret, auf mehr als 20 (Do) + 30 (Fr) Minuten habe ich es über diese Tage nicht geschafft. Dennoch denke ich, dass ich mir eine Art Tapferkeitsmedaille verdient habe. Schleßlich habe ich unter rund 400 angeblich hyper-sportlichen Kongressteilnehmern von niemandem erfahren, der während der Veranstaltung überhaupt Sport getrieben hat. Und gestern habe ich mich sogar in der stärksten Phase eines Regengusses aufgemacht in Richtung Kölner Stadtwald.
Der Höhepunkt der Woche war allerdings das Treffen mit Cécile, das ich angesichts der Destination kurzfristig anzubahnen versucht hatte - und das sich dann tatsächlich auch ergab. Nach einigem Suchen vor dem Hauptgebäude der Deutschen Sporthochschule bemerkten wir endlich, dass wir es waren, die sich da gegenseitig anriefen, und machten uns unter dem ersten Eindruck des Wintereinbruchs (Kälte, Regen, Sturm) auf den Weg in die Stadt. Hätte ich geahnt, dass man in Köln so deftig und trotzdem schick essen kann, ich hätte wahrscheinlich auf den Mensa-Besuch verzichtet. So saßen wir gemeinsam im Salon Schmitz und hatten ein wirklich gute Zeit ohne ausgehende Gesprächsthemen oder peinliche Stille - eine offene Stimmung, die mir bei Läuferinnen und Läufern schon öfter aufgefallen ist.
Die heiße Schokoloade im großen Bol schmeckte vorzüglich, was natürlich auch an der durchgenässten Hose auf den ausgekühlten Oberschenkeln gelegen haben kann. Und nachdem sie ihr Lunch verzehrt hatte, kam Cécile doch tatsächlich noch auf die Idee, meine ernährungstechnische Standfestigkeit mit dem Angebot eines Stückes Kuchen zu testen - und damit zum Einsturz zu bringen. Ich glaube, mit jeweils hausgemachter Tarte au citron und Mohnkuchen (noch warm) hatten wir jeweils unser Lebenselixir gefunden.
Nach einer weiteren Straßenbahnfahrt und bei noch mehr Kälte und Wind verabschiedeten wir uns schließlich von einander. Aber nicht ohne den Plan, küftig noch mehr laufende Blogger zu treffen - vielleicht ja sogar mal alle am selben Fleck!
Heißt konkret, auf mehr als 20 (Do) + 30 (Fr) Minuten habe ich es über diese Tage nicht geschafft. Dennoch denke ich, dass ich mir eine Art Tapferkeitsmedaille verdient habe. Schleßlich habe ich unter rund 400 angeblich hyper-sportlichen Kongressteilnehmern von niemandem erfahren, der während der Veranstaltung überhaupt Sport getrieben hat. Und gestern habe ich mich sogar in der stärksten Phase eines Regengusses aufgemacht in Richtung Kölner Stadtwald.
Der Höhepunkt der Woche war allerdings das Treffen mit Cécile, das ich angesichts der Destination kurzfristig anzubahnen versucht hatte - und das sich dann tatsächlich auch ergab. Nach einigem Suchen vor dem Hauptgebäude der Deutschen Sporthochschule bemerkten wir endlich, dass wir es waren, die sich da gegenseitig anriefen, und machten uns unter dem ersten Eindruck des Wintereinbruchs (Kälte, Regen, Sturm) auf den Weg in die Stadt. Hätte ich geahnt, dass man in Köln so deftig und trotzdem schick essen kann, ich hätte wahrscheinlich auf den Mensa-Besuch verzichtet. So saßen wir gemeinsam im Salon Schmitz und hatten ein wirklich gute Zeit ohne ausgehende Gesprächsthemen oder peinliche Stille - eine offene Stimmung, die mir bei Läuferinnen und Läufern schon öfter aufgefallen ist.
Die heiße Schokoloade im großen Bol schmeckte vorzüglich, was natürlich auch an der durchgenässten Hose auf den ausgekühlten Oberschenkeln gelegen haben kann. Und nachdem sie ihr Lunch verzehrt hatte, kam Cécile doch tatsächlich noch auf die Idee, meine ernährungstechnische Standfestigkeit mit dem Angebot eines Stückes Kuchen zu testen - und damit zum Einsturz zu bringen. Ich glaube, mit jeweils hausgemachter Tarte au citron und Mohnkuchen (noch warm) hatten wir jeweils unser Lebenselixir gefunden.
Nach einer weiteren Straßenbahnfahrt und bei noch mehr Kälte und Wind verabschiedeten wir uns schließlich von einander. Aber nicht ohne den Plan, küftig noch mehr laufende Blogger zu treffen - vielleicht ja sogar mal alle am selben Fleck!
Sonntag, 16. November 2008
Materialtest mit Endbeschleunigung
Der Titel dieses Posts mag etwas seltsam erscheinen, aber er trifft noch am Besten das Potpourri aus Vorhaben, Strecke und Trainingsform, das ich heute hinter mich gebracht habe und das mich doch einigermaßen zufrieden zurückließ.
Am vergangenen Dienstag hatte ich mir ja einen Rucksack (Deuter Speed Lite 20) samt Trinkblase angeschafft und las gestern bei den französischen Freunden vom "Ultrafondus", dass das Material für Trail-Läufe praktisch zu einem Körperteil werden müsse. Zusätzlich ermutigt machte ich mich also daran, das Preisschild vom Rucksack abzuknipsen, die Trinkblase auszupacken und vor allem die dazugehörige Gebrauchsanweisung zu lesen. Nun gut, zumindest beim Absaugen der Restluft scheine ich etwas nicht ganz so perfekt hinbekommen zu haben, denn meine anderthalb Liter Getränk schwappten bei jedem Schritt doch ziemlich in der Blase hin und her; weiß jemand, wie man es schafft, das Ding so zu befüllen, dass sich die Flüssigkeit wirklich auf die gesamte Höhe verteilt und sich nicht unten sammelt?
Als ich den ersten Schritt vor die Tür setzte, war es noch keine 12. Ich lief durch "meinen" Park und wurde dort von einigen Spaziergängern doch sehr seltsam beäugt. Einerseits kann ich das verstehen - wer braucht schon ein Getränke-Reservoir für eine Runde im Park; andererseits würde ich mir wünschen, dass zumindest Eltern (und das waren die mir entgegen Kommenden gemessen an der umherlaufenden Kinderschar) offen und pfiffig genug sind, zu merken, dass ein Läufer ja auch auf dem Weg nach weiter weg sein könnte!
Angesichts dessen, dass das eigentliche Vorsaison-Training noch gar nicht begonnen hat, lief ich zu Beginn betont langsam. Ehrlich gesagt hatte ich auch ein bisschen Respekt, eine so lange Strecke (> 30 Kilometer) wieder solo zu laufen und spekulierte irgendwie darauf, dass der Trinkrucksack mich schon bremsen und mir gleichzeitig eine Ausrede für mein niedriges Tempo liefern würde. Weiter ging's durch den Park, durch einen öden Außenbezirk der Stadt, wo die Novembersonne in besonders auffälligem Kontrast mit vielen Strahlen durch die Wolken schien und am See entlang, wo sich neben vielen Fußgängern und Joggern auch ein paar Entenfreunde auf dem vom Wind bewegten Wasser sonnten.
Bis dahin hatte ich nicht fotografiert, denn der Wind machte doch die Hände etwas steif und durch das "Tsch, Tsch, Tsch..." des Wasserbehälters fand ich den Lauf irgendwie nervtötend, wie er noch weitere gut 20 Kilometer vor mir liegen sollte.
Ab dem nächsten Abschnitt dann wurde es dörflicher. Ich lief an Pferdeweiden vorbei und dachte an die vielen Male, die ich mir bei langen Läufen erträumt hatte, davon eins zu kapern und so den Muskelschmerz in andere Partien umzuverlagern. Hinter der nächsten Kurven fraßen und wiederkäuten ein paar dick behaarte Rinder bei auffrischendem Wind auf ihrer Weide.
Dann schließlich hinaus auf's freie Feld, Feldweg und Autobahnunterführung Richtung Wolfenbüttel. Mit dem immer stärker werdenden Wind zeigten sich auch dick schwarze Regenwolken am östlichen und südlichen Horizont. Doch bis ich das bemerkte, versuchte ich mich noch in einem alten Spiel (gegen mich selbst) und gab an der Stelle, wo es nach der Autobahn einige hundert Meter ansehnlich bergauf geht richtig Gas. Dabei überholte ich zwei Pärchen, die mich diesmal verwundert aber freundlich anblickten und grüßten. Schließlich den lang gezogenen Feldweg nach Wolfenbüttel, von wo sich das Wolkenspiel so richtig schön sehen ließ und wo ich mich längs des Waldes wohl auf der Wetter abgewandten Seite befand.
Dann das gleiche zurück. Wieder der lange Feldweg, Autobahnunterführung, Gas geben. Zwischendurch nehme ich immer ein paar kräftige Hiebe aus meinem Trinkbeutel und finde, dass dieses Beißen und Saugen gleichzeitig ziemlich fordernd ist für eine außer Atem befindliche Läuferin. Bald habe ich 20 Kilometer in den Beinen. Die Herbstsonne hat sich verzogen, und mir ist nicht nur kalt, sondern ich fühle michauch schwach und vor allem unmotiviert, jetzt noch etwas mehr als 10 zusätzliche Kilometer zu absolvieren. Es ist dieser berühmte Punkt, an dem nicht nur die Beine, sondern auch der Kopf schwer werden - es steigt die Frage auf, warum ich mir so etwas heute antue und ob ich das in Zukunft in noch viel gößerem Umfang tun will. Eine Antwort finde ich nicht, vermutlich, weil ich diesen Anfechtungen gegenüber abgehärtet bin.
Irgendwann habe ich mich genug durch den Teil geschlängelt, der macht, dass bei diesem Lauf der Rückweg, so wie in die "Szene" nutzt, etwas länger ist als der Hinweg. Ich bin wieder am See und meine Fußsohlen brennen. Links macht sich unter dem Fußgewölbe der Schmerz einer Blase bemerkbar. Nachdem ich sie während der schwachen Phase zuvor in den Rucksack gepackt hatte, nutze ich diesen Totpunkt, um sie wieder auszupacken und noch zwei Bilder von der herbstlichen Atmosphäre samt Wind und Laubfärbung zu schießen.
Und dann geht es wieder. Ein, zwei Kilometer noch, dann bin ich zurück im Park, in der Stadt und werde mich mal in dem versuchen, was als "Endbeschleunigung" durch Trainingspläne und Foren spukt. Wohl weißlich: eine gute Spurterin bin ich nicht, meine Marathons sind weit davon entfernt, dass ích die zweite Hälfte schneller hinter mich brächte als die erste, bei der ich mich meist schon völlig verausgabe. Aber ich will diese Tempoverschärfung heute, ich will wissen, wie es ist, wenn man etwas macht, von dem man immer dachte, es ginge irgendwie nicht. Und es geht. Fast leichtfüßig trabe ich durch den Park, vergesse alles um mich herum und komme schließlich in den Stadt, laufe zwischen den Villen hindurch auf Laub übersäten Fußwegen und kreuze eine letzte Hauptverkehrsstraße. So einfach als wäre nichts gewesen.
Mit der Zeit (2:46 Std.) kann ich für über 30 Kilometer wirklich zufrieden sein. Das neue Material hat bis auf den wahrscheinlichen Befüllfehler auch gehalten, was es versprach: keine Verspannungen im Schulterbereich. Zufriedenheit. Und deutliche Erinnerung an die Zweifel. Nun gönne ich mir erstmal eine Dusche, ein Brot mit Quark und Marmelade (ich habe bislang noch gar nichts gegessen) und vor allem eine Beinmassage mit Arnika. Morgen gönne ich mir lauffrei. Auch das schön, wenn man's mal hat!
Am vergangenen Dienstag hatte ich mir ja einen Rucksack (Deuter Speed Lite 20) samt Trinkblase angeschafft und las gestern bei den französischen Freunden vom "Ultrafondus", dass das Material für Trail-Läufe praktisch zu einem Körperteil werden müsse. Zusätzlich ermutigt machte ich mich also daran, das Preisschild vom Rucksack abzuknipsen, die Trinkblase auszupacken und vor allem die dazugehörige Gebrauchsanweisung zu lesen. Nun gut, zumindest beim Absaugen der Restluft scheine ich etwas nicht ganz so perfekt hinbekommen zu haben, denn meine anderthalb Liter Getränk schwappten bei jedem Schritt doch ziemlich in der Blase hin und her; weiß jemand, wie man es schafft, das Ding so zu befüllen, dass sich die Flüssigkeit wirklich auf die gesamte Höhe verteilt und sich nicht unten sammelt?
Als ich den ersten Schritt vor die Tür setzte, war es noch keine 12. Ich lief durch "meinen" Park und wurde dort von einigen Spaziergängern doch sehr seltsam beäugt. Einerseits kann ich das verstehen - wer braucht schon ein Getränke-Reservoir für eine Runde im Park; andererseits würde ich mir wünschen, dass zumindest Eltern (und das waren die mir entgegen Kommenden gemessen an der umherlaufenden Kinderschar) offen und pfiffig genug sind, zu merken, dass ein Läufer ja auch auf dem Weg nach weiter weg sein könnte!
Angesichts dessen, dass das eigentliche Vorsaison-Training noch gar nicht begonnen hat, lief ich zu Beginn betont langsam. Ehrlich gesagt hatte ich auch ein bisschen Respekt, eine so lange Strecke (> 30 Kilometer) wieder solo zu laufen und spekulierte irgendwie darauf, dass der Trinkrucksack mich schon bremsen und mir gleichzeitig eine Ausrede für mein niedriges Tempo liefern würde. Weiter ging's durch den Park, durch einen öden Außenbezirk der Stadt, wo die Novembersonne in besonders auffälligem Kontrast mit vielen Strahlen durch die Wolken schien und am See entlang, wo sich neben vielen Fußgängern und Joggern auch ein paar Entenfreunde auf dem vom Wind bewegten Wasser sonnten.
Bis dahin hatte ich nicht fotografiert, denn der Wind machte doch die Hände etwas steif und durch das "Tsch, Tsch, Tsch..." des Wasserbehälters fand ich den Lauf irgendwie nervtötend, wie er noch weitere gut 20 Kilometer vor mir liegen sollte.
Ab dem nächsten Abschnitt dann wurde es dörflicher. Ich lief an Pferdeweiden vorbei und dachte an die vielen Male, die ich mir bei langen Läufen erträumt hatte, davon eins zu kapern und so den Muskelschmerz in andere Partien umzuverlagern. Hinter der nächsten Kurven fraßen und wiederkäuten ein paar dick behaarte Rinder bei auffrischendem Wind auf ihrer Weide.
Dann schließlich hinaus auf's freie Feld, Feldweg und Autobahnunterführung Richtung Wolfenbüttel. Mit dem immer stärker werdenden Wind zeigten sich auch dick schwarze Regenwolken am östlichen und südlichen Horizont. Doch bis ich das bemerkte, versuchte ich mich noch in einem alten Spiel (gegen mich selbst) und gab an der Stelle, wo es nach der Autobahn einige hundert Meter ansehnlich bergauf geht richtig Gas. Dabei überholte ich zwei Pärchen, die mich diesmal verwundert aber freundlich anblickten und grüßten. Schließlich den lang gezogenen Feldweg nach Wolfenbüttel, von wo sich das Wolkenspiel so richtig schön sehen ließ und wo ich mich längs des Waldes wohl auf der Wetter abgewandten Seite befand.
Dann das gleiche zurück. Wieder der lange Feldweg, Autobahnunterführung, Gas geben. Zwischendurch nehme ich immer ein paar kräftige Hiebe aus meinem Trinkbeutel und finde, dass dieses Beißen und Saugen gleichzeitig ziemlich fordernd ist für eine außer Atem befindliche Läuferin. Bald habe ich 20 Kilometer in den Beinen. Die Herbstsonne hat sich verzogen, und mir ist nicht nur kalt, sondern ich fühle michauch schwach und vor allem unmotiviert, jetzt noch etwas mehr als 10 zusätzliche Kilometer zu absolvieren. Es ist dieser berühmte Punkt, an dem nicht nur die Beine, sondern auch der Kopf schwer werden - es steigt die Frage auf, warum ich mir so etwas heute antue und ob ich das in Zukunft in noch viel gößerem Umfang tun will. Eine Antwort finde ich nicht, vermutlich, weil ich diesen Anfechtungen gegenüber abgehärtet bin.
Irgendwann habe ich mich genug durch den Teil geschlängelt, der macht, dass bei diesem Lauf der Rückweg, so wie in die "Szene" nutzt, etwas länger ist als der Hinweg. Ich bin wieder am See und meine Fußsohlen brennen. Links macht sich unter dem Fußgewölbe der Schmerz einer Blase bemerkbar. Nachdem ich sie während der schwachen Phase zuvor in den Rucksack gepackt hatte, nutze ich diesen Totpunkt, um sie wieder auszupacken und noch zwei Bilder von der herbstlichen Atmosphäre samt Wind und Laubfärbung zu schießen.
Und dann geht es wieder. Ein, zwei Kilometer noch, dann bin ich zurück im Park, in der Stadt und werde mich mal in dem versuchen, was als "Endbeschleunigung" durch Trainingspläne und Foren spukt. Wohl weißlich: eine gute Spurterin bin ich nicht, meine Marathons sind weit davon entfernt, dass ích die zweite Hälfte schneller hinter mich brächte als die erste, bei der ich mich meist schon völlig verausgabe. Aber ich will diese Tempoverschärfung heute, ich will wissen, wie es ist, wenn man etwas macht, von dem man immer dachte, es ginge irgendwie nicht. Und es geht. Fast leichtfüßig trabe ich durch den Park, vergesse alles um mich herum und komme schließlich in den Stadt, laufe zwischen den Villen hindurch auf Laub übersäten Fußwegen und kreuze eine letzte Hauptverkehrsstraße. So einfach als wäre nichts gewesen.
Mit der Zeit (2:46 Std.) kann ich für über 30 Kilometer wirklich zufrieden sein. Das neue Material hat bis auf den wahrscheinlichen Befüllfehler auch gehalten, was es versprach: keine Verspannungen im Schulterbereich. Zufriedenheit. Und deutliche Erinnerung an die Zweifel. Nun gönne ich mir erstmal eine Dusche, ein Brot mit Quark und Marmelade (ich habe bislang noch gar nichts gegessen) und vor allem eine Beinmassage mit Arnika. Morgen gönne ich mir lauffrei. Auch das schön, wenn man's mal hat!
Samstag, 15. November 2008
Saisonplanung
Auch, wenn ihr von mir inzwischen ganz andere Dinge gewohnt seid, geht es in meinem heutigen Blogbeitrag um ein extrem simples Thema: das Laufen. Genau genommen begebe auch ich mich damit auf ein neues Terrain, denn wenn ich bisher an Wettbewerben teilgenommen habe, dann größtenteils entweder relativ kurzfristig gemeldet oder ohne größere Ambitionen. Mit der neuen Saison, deren Beginn ich entsprechend einer geläufigen Tugend mal auf "sofort" setze, soll das anders werden:
(Eigentlich wollte ich das hier als Liste formatieren. Kann mir jemand sagen, wo der Wurm drin ist?)
Ein zweiter, ebenfalls wichtiger Aspekt ist natürlich, dass ich mich auf Rückmeldungen freue, wer von euch eventuell auch da starten wird, wo ich's vorhabe. Und in Einzelfällen lasse ich mich vielleicht sogar zu einem Alternativ-Start (oder einem zusätzlichen) anderswo überreden!
Nun aber zur Sache, also den konkreten Terminen und Zielen:
Sa., 13.12.08 - Gerogsmarienhütter "Null" (50KM, ohne Zeitnahme)
Sa., 03.01.09 - Landkreislauf Gifhorn (~ 66KM, ohne Zeitnahme)
So., 22.02.09 - LüHa-FunRun von Lübeck nach HH (75KM, angestrebtes Durchschnittstempo 6:00Min/km)
Sa., 21.03.09 - Steinfurt-Marathon (Zielzeit: 3:30 Std.)
So., 26.04.09 - Hamburg-Marathon (Zielzeit: 3:15 Std.)
Sa., 16.05.09 - Rennsteiglauf (da will ich bei den Damen ganz vorne mitlaufen!)
Juni- Juli ???
2.-6.08.09 - Baltic Run (Berlin-Usedom)
Sa., 26.-So., 27.09.09 - Spartathlon (!!!)*
Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie ich mich schon auf diese neue Saison freue! Allerdings habe ich noch keinen Plan, wie genau ich meine Ziele wirklich erreichen will. Und ich fürchte, als Bauch-Mensch, der ich nunmal bin (und dem 20 Kilometer im Marathon-Tempo viiiiiel schlimmer vorkommen, wenn sie im Trainingsplan stehen als 30 'spontane'), ist da wohl auch nichts zu machen. Naja, im Winter Grundlagen halt und dann ab Februar auch wieder'n bisschen Tempo ;-)
* 16.11.08: Aus Vernunft- und Kostengründen verschoben. Dafür aufgenommen: "Baltic Run".
- Ich möchte Saisonhöhepunkte als Ziele definieren.
- Das führt gleichzeitig dazu, einige Läufe auch explizit nicht mit 100 Prozent anzugehen.
- Außerdem möchte ich mehr Konstanz im Sinne von "mindestens ein Marathon/Ultra pro Monat, um für meinen ganz besonderen Saisonhöhepunkt genug Kilometer gesammelt zu haben.
(Eigentlich wollte ich das hier als Liste formatieren. Kann mir jemand sagen, wo der Wurm drin ist?)
Ein zweiter, ebenfalls wichtiger Aspekt ist natürlich, dass ich mich auf Rückmeldungen freue, wer von euch eventuell auch da starten wird, wo ich's vorhabe. Und in Einzelfällen lasse ich mich vielleicht sogar zu einem Alternativ-Start (oder einem zusätzlichen) anderswo überreden!
Nun aber zur Sache, also den konkreten Terminen und Zielen:
Sa., 13.12.08 - Gerogsmarienhütter "Null" (50KM, ohne Zeitnahme)
Sa., 03.01.09 - Landkreislauf Gifhorn (~ 66KM, ohne Zeitnahme)
So., 22.02.09 - LüHa-FunRun von Lübeck nach HH (75KM, angestrebtes Durchschnittstempo 6:00Min/km)
Sa., 21.03.09 - Steinfurt-Marathon (Zielzeit: 3:30 Std.)
So., 26.04.09 - Hamburg-Marathon (Zielzeit: 3:15 Std.)
Sa., 16.05.09 - Rennsteiglauf (da will ich bei den Damen ganz vorne mitlaufen!)
Juni- Juli ???
2.-6.08.09 - Baltic Run (Berlin-Usedom)
Sa., 26.-So., 27.09.09 - Spartathlon (!!!)*
Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie ich mich schon auf diese neue Saison freue! Allerdings habe ich noch keinen Plan, wie genau ich meine Ziele wirklich erreichen will. Und ich fürchte, als Bauch-Mensch, der ich nunmal bin (und dem 20 Kilometer im Marathon-Tempo viiiiiel schlimmer vorkommen, wenn sie im Trainingsplan stehen als 30 'spontane'), ist da wohl auch nichts zu machen. Naja, im Winter Grundlagen halt und dann ab Februar auch wieder'n bisschen Tempo ;-)
* 16.11.08: Aus Vernunft- und Kostengründen verschoben. Dafür aufgenommen: "Baltic Run".
Freitag, 14. November 2008
Fehllösungen
"Hüten wir uns, denen die Wahrheit mitzuteilen, die nicht im Stande sind, sie zu fassen." (Rousseau, "Émile")
Dass es mit der Welt nicht zum Besten steht, konnten wir in der Blogger-Community in letzter Zeit immer und immer wieder lesen, zum Beispiel hier, hier oder auch hier. Urheber der Misere ist nicht der Mensch, wie es oft euphemistisch-distanzierend ausgedrückt wird, sondern sind Menschen, wir!
Nachdem sich meine Vorschreiber so inbrünstig den Resultaten menschlichen Fehlverhaltens gewidmet haben, drängte sich mir unmittelbar die Frage auf, warum wir es eigentlich nicht schaffen, unsere Sache besser zu machen. Ich meine, die ersten Berichte über Umweltzerstörung und nicht nachhaltiges Wirtschaften gab es im 19. Jahrhundert. Was nicht verhindert hat, dass ein Großteil der Industrialisierung auch danach nicht umweltschonender ablief, der Mensch sich weiterhin an seinen Mitgeschöpfen und sogar an anderen Menschen in unfassbarer Weise vergriff und immer noch vergreift, und das alles ohne Not und unter wiederholten Beteuerungen, es jetzt besser machen zu wollen, als in der Vergangenheit.
Wenn ich mich allerdings umsehe und in Anbetracht der Dinge, die ich auch durch meinen bewusst eingeschränkten Medienkonsum noch mitbekomme, dann scheinen wir hier nicht über Lippenbekenntnisse hinaus zu gelangen. Im Gegenteil werden mit Worten und vermeintlich vernünftigen Argumenten diejenigen niedergedroschen - oder von vornherein klein gehalten - die auf vorhandene Schieflagen aufmerksam machen. Der Protest gegen das klammheimich werdende Atom-Endlager Gorleben in der letzten Woche, an dessen Grundaussagen eigentlich kein Zweifel bestehen kann, ist dafür ein ebenso haarsträubendes Beispiel wie die Tatsache, dass es den US-Amerikanern und Briten allen Ernstes möglich war, trotz erwiesenermaßen falscher Beweislage den Irak-Krieg vom Zaun zu brechen. Gehässig hat man diejenigen gescholten, die, aus einem dumpfen Gefühl heraus oder auf fundierter Grundlage ein "zweites Vietnam" voraussagten; eine Sichtweise, die inzwischen wegen der misslungenen "Befriedung" (ein Begriff, der im Zusammenhang mit dem Selbstbestimmungsrecht eines Volkes so absurd ist wie Prügelstrafe für den Aubau kindlichen Selbstbewusstseins) nicht nur von vielen Irakern genau so empfunden wird. Und wem man seine vorgeblich unlauteren Motive nicht so unmittelbar unterstellen konnte, den diskreditiert(e) man mit dem Urteil "mangelnder Vernunft": ein Diktator muss nunmal weg (zumal wenn er es nicht mehr schafft, den Zugang zu weltwirtschaftlich wichtigen Ressourcen - sprich Öl - zu gewährleisten), und welche Alternative hat denn unser Wunderland zum Energielieferanten Kernkraft?
Niemand scheint zu bemerken, dass all diesen Argumenten nur ein einziges Motiv unterliegt: der Wahn, immer mehr immer schneller und immer "besser" zu machen, angetrieben durch eine Maschinerie, deren einziger Maßstab monetär ist, kaltes, inhumanes Geld. Diese Blindheit für das Wesentliche hat sich gerade in den letzten Monaten besonders extrem ausgewirkt. Denn was ist eine durch Schwierigkeiten an der Börse ausgelöste Krise der realen Wirtschaft anderes als der Irrglaube, dass überbewertete Chimären, die nicht mal mehr als Dollar-Noten oder Papier-Aktien, sondern nur in Computern als Bits und Bytes existieren, sich ernsthaft darauf auswirken könnten, wieviel Getreide wächst oder ob mir der Bauer um die Ecke Radischen für 50 Cent oder einen Euro das Bund anbietet?
Damit komme ich zurück zu der Frage, warum wir Menschen es eigentlich nicht besser machen. Und ich denke, die Angst, sich aus eingefahrenen Mustern zu lösen und gegen den Strom zu schwimmen, spielt dabei eine Hauptrolle. Das beginnt beim Medienkonsum und endet beim Handeln in viel individuelleren Situationen. Denn, ganz ehrlich: von der derzeitigen Krise der Weltwirtschaft hätte ich ohne die Medien rein gar nichts mitbekommen: meine Bank ist nicht pleite, mein Arbeitgeber auch nicht (oder schon lange, wie man's nimmer beim Öffentlichen Dienst) und die Preise einzelner von mir konsumierter Artikel lerne ich nicht in der Weise auswändig, dass sie zwangsläufig zum Seismographen für derartige Entwicklungen werden. Außerdem habe ich ganz stark den Eindruck, dass die "Vierte Macht" ihrer Aufgabe als Informationslieferant und Kontrolleur eben nicht alle Ehre macht. Stattdessen wird ein einmal begonnener Hype unterstützt, wird unreflektiert die Meinung der Mehrheit und vor allem der Mächtigen weiter posaunt, ohne kritisch zu hinterfragen und dadurch die Krise unnötig angeheizt.
Wie wäre es mal mit einem Gedankenexperiment zu einem autarken Leben? Aber auch diese Denkweise steht ja unter Deskreditierung wegen des Generalverdachts von "Sozialismus", wobei sich mir der damit verbundene Horror - abgesehen von realen Beispielen des vergangenen Jahrhunderts - nicht so recht erschließen mag. Dabei geht es eigentlich nur um das, was Watzlawick "Lösungen zweiter Ordnung" genannt hat. Es geht um ein Ausbrechen aus eingefahrenen Wegen. Von dort ließe sich vielleicht eine Außenperspektive einnehmen. Und diese würde uns dann nicht zeigen, dass alles doch nicht so schlimm ist; sondern klarmachen, wo der Schuh nicht scheinbar - siehe Medienhype - drückt, sondern tatsächlich.
Leider gibt es aber in der Welt keine Institutionen für "Problemlösungen zweiter Ordnung". Das Schauen über den Tellerrand und das Denken "out of the box" werden als nicht zielführend, ineffizient und esoterisch abgetan. Selbst eine Welt-Klimakonferenz beschäftigt sich nicht eigentlich mit den Ursachen des Klimawandels, sondern nur ganz banal mit quantitativen Zielen, mit denen man auf Basis einer mehr oder weniger verlässlichen Schätzung sich auf minimale Änderungen gegenüber dem Status quo einigen möchte. Dasselbe gilt für unser Wirtschaftssystem, an dem individuelle Bezahlung noch immer an einen starren Begriff unmittelbarer Verwertbarkeit gekoppelt ist; die Alternative, ein bedingungsloses, die physische und soziale Existenz sicherndes Grundeinkommen, ist auf der eigentlich politischen Bühne nicht einmal diskussionswürdig.
Ich könnte so noch eine Weile weiter schreiben, Kritikpunkt an Verschlimmbesserung reihen und immer wieder aufzeigen, dass Lösungen nicht unmöglich sind. Dies setzt aber das Hinterfragen der beschriebenen "Fehllösungen", ihrer Inhalte und Institutionen, voraus. Wäre es möglich, dass dies den meisten Menschen im Moment ebenso unbegreiflich wie vor allem unzumutbar ist? Und dass deshalb Andersdenker systematisch (wenn womöglich auch ungewollt) diskreditiert werden? Das wäre zumindest in Grund, warum wir scheitern...
Dass es mit der Welt nicht zum Besten steht, konnten wir in der Blogger-Community in letzter Zeit immer und immer wieder lesen, zum Beispiel hier, hier oder auch hier. Urheber der Misere ist nicht der Mensch, wie es oft euphemistisch-distanzierend ausgedrückt wird, sondern sind Menschen, wir!
Nachdem sich meine Vorschreiber so inbrünstig den Resultaten menschlichen Fehlverhaltens gewidmet haben, drängte sich mir unmittelbar die Frage auf, warum wir es eigentlich nicht schaffen, unsere Sache besser zu machen. Ich meine, die ersten Berichte über Umweltzerstörung und nicht nachhaltiges Wirtschaften gab es im 19. Jahrhundert. Was nicht verhindert hat, dass ein Großteil der Industrialisierung auch danach nicht umweltschonender ablief, der Mensch sich weiterhin an seinen Mitgeschöpfen und sogar an anderen Menschen in unfassbarer Weise vergriff und immer noch vergreift, und das alles ohne Not und unter wiederholten Beteuerungen, es jetzt besser machen zu wollen, als in der Vergangenheit.
Wenn ich mich allerdings umsehe und in Anbetracht der Dinge, die ich auch durch meinen bewusst eingeschränkten Medienkonsum noch mitbekomme, dann scheinen wir hier nicht über Lippenbekenntnisse hinaus zu gelangen. Im Gegenteil werden mit Worten und vermeintlich vernünftigen Argumenten diejenigen niedergedroschen - oder von vornherein klein gehalten - die auf vorhandene Schieflagen aufmerksam machen. Der Protest gegen das klammheimich werdende Atom-Endlager Gorleben in der letzten Woche, an dessen Grundaussagen eigentlich kein Zweifel bestehen kann, ist dafür ein ebenso haarsträubendes Beispiel wie die Tatsache, dass es den US-Amerikanern und Briten allen Ernstes möglich war, trotz erwiesenermaßen falscher Beweislage den Irak-Krieg vom Zaun zu brechen. Gehässig hat man diejenigen gescholten, die, aus einem dumpfen Gefühl heraus oder auf fundierter Grundlage ein "zweites Vietnam" voraussagten; eine Sichtweise, die inzwischen wegen der misslungenen "Befriedung" (ein Begriff, der im Zusammenhang mit dem Selbstbestimmungsrecht eines Volkes so absurd ist wie Prügelstrafe für den Aubau kindlichen Selbstbewusstseins) nicht nur von vielen Irakern genau so empfunden wird. Und wem man seine vorgeblich unlauteren Motive nicht so unmittelbar unterstellen konnte, den diskreditiert(e) man mit dem Urteil "mangelnder Vernunft": ein Diktator muss nunmal weg (zumal wenn er es nicht mehr schafft, den Zugang zu weltwirtschaftlich wichtigen Ressourcen - sprich Öl - zu gewährleisten), und welche Alternative hat denn unser Wunderland zum Energielieferanten Kernkraft?
Niemand scheint zu bemerken, dass all diesen Argumenten nur ein einziges Motiv unterliegt: der Wahn, immer mehr immer schneller und immer "besser" zu machen, angetrieben durch eine Maschinerie, deren einziger Maßstab monetär ist, kaltes, inhumanes Geld. Diese Blindheit für das Wesentliche hat sich gerade in den letzten Monaten besonders extrem ausgewirkt. Denn was ist eine durch Schwierigkeiten an der Börse ausgelöste Krise der realen Wirtschaft anderes als der Irrglaube, dass überbewertete Chimären, die nicht mal mehr als Dollar-Noten oder Papier-Aktien, sondern nur in Computern als Bits und Bytes existieren, sich ernsthaft darauf auswirken könnten, wieviel Getreide wächst oder ob mir der Bauer um die Ecke Radischen für 50 Cent oder einen Euro das Bund anbietet?
Damit komme ich zurück zu der Frage, warum wir Menschen es eigentlich nicht besser machen. Und ich denke, die Angst, sich aus eingefahrenen Mustern zu lösen und gegen den Strom zu schwimmen, spielt dabei eine Hauptrolle. Das beginnt beim Medienkonsum und endet beim Handeln in viel individuelleren Situationen. Denn, ganz ehrlich: von der derzeitigen Krise der Weltwirtschaft hätte ich ohne die Medien rein gar nichts mitbekommen: meine Bank ist nicht pleite, mein Arbeitgeber auch nicht (oder schon lange, wie man's nimmer beim Öffentlichen Dienst) und die Preise einzelner von mir konsumierter Artikel lerne ich nicht in der Weise auswändig, dass sie zwangsläufig zum Seismographen für derartige Entwicklungen werden. Außerdem habe ich ganz stark den Eindruck, dass die "Vierte Macht" ihrer Aufgabe als Informationslieferant und Kontrolleur eben nicht alle Ehre macht. Stattdessen wird ein einmal begonnener Hype unterstützt, wird unreflektiert die Meinung der Mehrheit und vor allem der Mächtigen weiter posaunt, ohne kritisch zu hinterfragen und dadurch die Krise unnötig angeheizt.
Wie wäre es mal mit einem Gedankenexperiment zu einem autarken Leben? Aber auch diese Denkweise steht ja unter Deskreditierung wegen des Generalverdachts von "Sozialismus", wobei sich mir der damit verbundene Horror - abgesehen von realen Beispielen des vergangenen Jahrhunderts - nicht so recht erschließen mag. Dabei geht es eigentlich nur um das, was Watzlawick "Lösungen zweiter Ordnung" genannt hat. Es geht um ein Ausbrechen aus eingefahrenen Wegen. Von dort ließe sich vielleicht eine Außenperspektive einnehmen. Und diese würde uns dann nicht zeigen, dass alles doch nicht so schlimm ist; sondern klarmachen, wo der Schuh nicht scheinbar - siehe Medienhype - drückt, sondern tatsächlich.
Leider gibt es aber in der Welt keine Institutionen für "Problemlösungen zweiter Ordnung". Das Schauen über den Tellerrand und das Denken "out of the box" werden als nicht zielführend, ineffizient und esoterisch abgetan. Selbst eine Welt-Klimakonferenz beschäftigt sich nicht eigentlich mit den Ursachen des Klimawandels, sondern nur ganz banal mit quantitativen Zielen, mit denen man auf Basis einer mehr oder weniger verlässlichen Schätzung sich auf minimale Änderungen gegenüber dem Status quo einigen möchte. Dasselbe gilt für unser Wirtschaftssystem, an dem individuelle Bezahlung noch immer an einen starren Begriff unmittelbarer Verwertbarkeit gekoppelt ist; die Alternative, ein bedingungsloses, die physische und soziale Existenz sicherndes Grundeinkommen, ist auf der eigentlich politischen Bühne nicht einmal diskussionswürdig.
Ich könnte so noch eine Weile weiter schreiben, Kritikpunkt an Verschlimmbesserung reihen und immer wieder aufzeigen, dass Lösungen nicht unmöglich sind. Dies setzt aber das Hinterfragen der beschriebenen "Fehllösungen", ihrer Inhalte und Institutionen, voraus. Wäre es möglich, dass dies den meisten Menschen im Moment ebenso unbegreiflich wie vor allem unzumutbar ist? Und dass deshalb Andersdenker systematisch (wenn womöglich auch ungewollt) diskreditiert werden? Das wäre zumindest in Grund, warum wir scheitern...
Donnerstag, 13. November 2008
Ins Schwarze
Besonders gut geschlafen habe ich diese Nacht nicht. Grund genug, den Tag nicht so schlecht starten zu lassen, wie der Schlaf endete, und also ein paar Schritte auf meiner angestammten Trainingsrunde zu tun. Angelockt von den Berichten aus dem Lauftreff hoffte ich außerdem auf einen schönen Sonnenaufgang - und griff dementsprechend beim Schlüpfen aus der Korridortür noch schnell die Kamera.
Kaum 6 Uhr war es, als ich meine Zeitmessung auf "Null" und meinen Körper in Trab setzte. Früh am Morgen und finster wie in tiefster Nacht. Wer diese Atmosphäre nicht selbst erlebt hat, wird kaum ahnen, von welchem entspannenden Zustand ich spreche - etwas Schönes zwischen Schlafen und Wachen - der sich gleich auf den ersten Metern der zu überquerenden Straßenbrücke einstellte.
Mit einer unguten Gewohnheit brechend hielt ich bald darauf auch den mp3-Player an und freute mich von da an an der relativen Ruhe über dem Park und meinem Wohnviertel bevor auf den Staßen und der nahe gelegenen Stadttangente der Verkehr zu seiner vollen Gewalt aufbraust. Ich überholte einen Hundebesitzer, der samt Pfiffi mit blinkenden Verkehrssicherheitsleuchten ausgerüstet war, was mir als bizarres Schauspiel erschien. Gleich darauf ließ ich das Heizkraftwerk rechts liegen, dessen Turm ebenso rot blinkend bis zu großen Höhen aufragt. Unterführung, Schrebergartenkolonie, bald blenden mich auch die ersten Fahrrad- und Mofafahrer, die schon zu so früher Stunde auf dem Weg zur Arbeit sind.
Dann endlich der See. Ich kann sie nicht erblicken, weiß aber, dass sie da sitzen müssen auf dem Wasser und höre auch bald ihr Schnattern: meine Entenkolonie. Der Versuch eines Fotos missglückt wie eigentlich so ziemlich alle heute Morgen - zu lichtschwach mein Kompaktkamera-Objektiv und zu gering die Reichweite des Blitzes. Na gut, störe ich also die erwachende Natur nicht länger und drehe meine nächsten Runden. Insgesamt 3 sollen es werden - gut 10 Kilometer mit hin- und Rückweg, die mich trotz aller Verschlafenheit der Glieder und des Gefühls wenig optimaler Fitness davon überzeugen werden, dass Laufen zu so früher Stunde ohne echte Alternative ist.
Auch andere scheinen ähnlich zu denken. 3 Läufer kreuzen in recht zügigem Tempo regelmäßig meinen Weg. In dieser Phase weiß ich nicht, ob mir kalt ist. Meine Gedanken sind auf Wanderschaft, manchmal in trüben Gefilden und manchmal aufgegangen in der Natürlichkeit, an der uns Menschen das Laufen Anteil schenken kann. Zweite Runde, dritte Runde, morgen laufe ich vier! Als ich ein zweites Mal am Steg ankomme, hat das Warten auf den Sonnenaufgang immer noch kein Ende gefunden. Leicht enttäuscht knie ich nieder, um euch einen Eindruck von den im Schwarz daliegenden Holzbohlen mitzubringen. Dann der Rückweg. Langsam, ganz langsam zeigt der östliche Horizont ein dumpfes Leuchten von Lila, das auch nicht rot wird, bevor ich wieder zuhause bin.
Erschöpft aber zufrieden lasse ich mich in meinen Lesesessel fallen, dusche und dann: nochmal ab ins Bett, wo es mir endlich gelingt, in einen erholsamen Schlaf zu finden. So war denn dieser Morgenlauf ein weiteres besonderes Erlebnis. Und im Guten wie im Schlechten ein Treffer "ins Schwarze"!
Dienstag, 11. November 2008
Ach ja, Laufen!
Heute war wieder so ein Tag. Im Büro lief es, wie schon seit Wochen, eher mittelmäßig und unspektakulär. Wie Arbeit halt manchmal so ist: nicht schlimm, aber auch nicht so, dass man beim Gedanken daran schon über das ganze Gesicht strahlt und es gar nicht erwarten kann, hinzugehen. Wie so oft blieb ich auch mal wieder viel zu lange, und als ich mit dem Fahrrad die Rampe hoch in die scheinbar tiefste Nacht gefahren war, dachte ich nur: nicht schon wieder!
Erste Aufheiterung brachte ein Outdoor-Laden. An meiner Strecke gelegen und eigentlich für meinen Geschmack zu teuer, ist dort wegen kommender Renovierung Alles durchgängig um 20 Prozent reduziert. Zeit also, mir endlich mal einen wirklich leichten, geländegängigen Trinkrucksack (es gab sogar noch Auswahl zwischen verschidenen Marken und Modellen) sowie eine Softshell-Jacke für ungemütliche Laufbedingungen zu kaufen. Wer jetzt denkt, dass dies ein kurzes Unterfangen war, hat mich noch nicht über größere Anschaffungen (>10 Euro) nachgrübeln sehen. Den einen Rucksack auf; ganz gut, was ist das nochmal mit 20 Prozent weniger? Den nächsten, noch besser, aber zu wenig Trinkvolumen. War der andere also doch nicht so gut? Ein dritter zum Vergleich muss her. Aber halt, brauche ich überhaupt einen, wenn ja, wofür, und wie wahrscheinlich ist das? Na gut, mit der Softshell ging's dann etwas schneller und ich glaube sogar, beim Kaufen etwas weniger zweifelnd geworden zu sein als dazumal.
Als ich rauskomme ist mein Fahrradsattel von einer feinen Nieselschicht überzogen. Am Ende war der Preis an der Kasse sogar etwas geringer, als ich zuvor im Kopf überschlagen hatte. Das und die Überzeugung, nützliche Dinge erworben zu haben lassen mich zufrieden werden. Aber dann die Frage: Was tun mit diesem Abend? In den Lesesessel? Mit Freunden in die Kneipe? Ach nee, Alkohol, der ist mir schon am Sonntagabend wirklich schlecht bekommen - trotz geringer Dosis. Also die rettende Idee und der bestätigende Blick auf die Uhr: heute ist ja Lauftreff! Und wenn ich mich zu Fuß dorthin aufmache, komme ich hin und zurck sowie mit der gemeisamen Strecke auf ungefähr 14 Kilometer. Nicht schlecht für mein Anti-Schokoladen-Reiterhosen-Wintertraining.
Schon als ich die Laufshirts übergestriffen habe keine Spur mehr von Aufraff-Problemen. Mit Ersatzbrille und (ich geb's zu) guter Musik auf den Ohren geht's also raus auf die dunkle, belebte Straße und ab da ist alles anders. Der Blick auf die Stoppuhr zeigt mir 41 Sekunden "Laufzeit", doch es ist, als sei ich in einer anderen Welt. Muss das wohl endlich mal (wieder) bei mir verankern: Wenn gar nichts geht - laufen!
Erste Aufheiterung brachte ein Outdoor-Laden. An meiner Strecke gelegen und eigentlich für meinen Geschmack zu teuer, ist dort wegen kommender Renovierung Alles durchgängig um 20 Prozent reduziert. Zeit also, mir endlich mal einen wirklich leichten, geländegängigen Trinkrucksack (es gab sogar noch Auswahl zwischen verschidenen Marken und Modellen) sowie eine Softshell-Jacke für ungemütliche Laufbedingungen zu kaufen. Wer jetzt denkt, dass dies ein kurzes Unterfangen war, hat mich noch nicht über größere Anschaffungen (>10 Euro) nachgrübeln sehen. Den einen Rucksack auf; ganz gut, was ist das nochmal mit 20 Prozent weniger? Den nächsten, noch besser, aber zu wenig Trinkvolumen. War der andere also doch nicht so gut? Ein dritter zum Vergleich muss her. Aber halt, brauche ich überhaupt einen, wenn ja, wofür, und wie wahrscheinlich ist das? Na gut, mit der Softshell ging's dann etwas schneller und ich glaube sogar, beim Kaufen etwas weniger zweifelnd geworden zu sein als dazumal.
Als ich rauskomme ist mein Fahrradsattel von einer feinen Nieselschicht überzogen. Am Ende war der Preis an der Kasse sogar etwas geringer, als ich zuvor im Kopf überschlagen hatte. Das und die Überzeugung, nützliche Dinge erworben zu haben lassen mich zufrieden werden. Aber dann die Frage: Was tun mit diesem Abend? In den Lesesessel? Mit Freunden in die Kneipe? Ach nee, Alkohol, der ist mir schon am Sonntagabend wirklich schlecht bekommen - trotz geringer Dosis. Also die rettende Idee und der bestätigende Blick auf die Uhr: heute ist ja Lauftreff! Und wenn ich mich zu Fuß dorthin aufmache, komme ich hin und zurck sowie mit der gemeisamen Strecke auf ungefähr 14 Kilometer. Nicht schlecht für mein Anti-Schokoladen-Reiterhosen-Wintertraining.
Schon als ich die Laufshirts übergestriffen habe keine Spur mehr von Aufraff-Problemen. Mit Ersatzbrille und (ich geb's zu) guter Musik auf den Ohren geht's also raus auf die dunkle, belebte Straße und ab da ist alles anders. Der Blick auf die Stoppuhr zeigt mir 41 Sekunden "Laufzeit", doch es ist, als sei ich in einer anderen Welt. Muss das wohl endlich mal (wieder) bei mir verankern: Wenn gar nichts geht - laufen!
Sonntag, 9. November 2008
Welche Welt?
Erst gestern ließ ich ja zwischen den Zeilen verlauten, dass ich gelegentlich mal Input in bestimmte "Netzwerke" gebe. Tatsächlich tut es hier nichts zur Sache, um wen es sich dabei handelt, wobei die thematische Streuung ohnehin so groß ist, dass es Sinn macht, die Aufmerksamkeit auf diesen einen Aspekt zu lenken: es handelt sich aus meiner Sicht um Gemeinschaften des Gebens und Nehmens, in der Regel mit irgendeinem Anknüpfungspunkt zu Dingen, die mir wichtig sind.
In einigen dieser Netzwerke bin ich dauerhaft aktiv, da hinein fällt der Lauftreff ebenso wie die Mithilfe in Vereinen, Verbänden, der Kirche... In anderen bin ich eher eine interessierte Beobachterin, "zapfe" gelegentlich mal diese Wissensquelle an und gebe ebenso gelegentlich auch etwas zurück. Die Motivation hinter dem nur gelegentlichen Zurückgeben ist vor allem eine negative, d.h., ich übe mich in Zurückhaltung ob der allgemeinen Beschwerden über Informationsüberflutung - und wiege mich unterdessen in der Gewissheit, dass andere eben auch sporadisch antworten, wenn ich es gerade mal nicht tue.
Diese für mich schon an eine Tatsache grenzende Gewissheit schlug gestern Abend allerdings sehr plötzlich um. Aus einer gutmütigen Laune heraus hatte ich jemandem ein paar Tipps zukommen lassen, von denen ich befürchtte, sie seien im Ernstfall die Bits und Bytes nicht wert, die der E-Mail-Versand benötigen würde und landeten aufgrund zuvor erhaltener, viel besserer Hinweise ziemlich schnell im virtuellen Papierkorb. Stattdessen musste ich feststellen, dass die Empfängerin mir eine ziemlich dankbare Antwort-Mail sandte, aus der ich zu lesen meine, dass ihr kaum jemand bis gar keiner außer mir geantwortet hatte. Kann es denn sein, dass die anderen immer nur so schlau, hilfsbereit und vor allem "vernetzt" tun, wenn es hart auf hart kommt aber keinen Finger rühren? Ist es womöglich wirklich so, dass manche Mailinglisten bestehen, um die Illusion einer Community aufrecht zu erhalten und man darüber vielleicht nochmal virtuelle Verbalschläge austeilt (selbst als Antwort schon erhalten), wenn man schlechte Laune hat?
Wie dem auch sei. Das war der erste Gedanke, der mir in den Sinn kam. Und der zweite: Dass es gerade dort, wo scheinbar sehr viele Menschen reagieren könnten, es nichts Gutes gibt, außer man tut es. Das ist vielleicht dassselbe Phänomen, wie wenn jemand in der Fußgängerzone angepöbelt wird, und niemand kümmert sich. Nur weniger gefährlich. Und trotzdem unverschämt. Die die Mailingliste nur "aus Prestige" abonnieren, wissen sie schon alles oder checken sie gar nichts? Finden sie es cool, andere Leute runterzumachen oder ist es nur himmelschreiende Selbstunsicherheit, die ihr Verhalten bestimmt? Welche Welt ist das hier?
In einigen dieser Netzwerke bin ich dauerhaft aktiv, da hinein fällt der Lauftreff ebenso wie die Mithilfe in Vereinen, Verbänden, der Kirche... In anderen bin ich eher eine interessierte Beobachterin, "zapfe" gelegentlich mal diese Wissensquelle an und gebe ebenso gelegentlich auch etwas zurück. Die Motivation hinter dem nur gelegentlichen Zurückgeben ist vor allem eine negative, d.h., ich übe mich in Zurückhaltung ob der allgemeinen Beschwerden über Informationsüberflutung - und wiege mich unterdessen in der Gewissheit, dass andere eben auch sporadisch antworten, wenn ich es gerade mal nicht tue.
Diese für mich schon an eine Tatsache grenzende Gewissheit schlug gestern Abend allerdings sehr plötzlich um. Aus einer gutmütigen Laune heraus hatte ich jemandem ein paar Tipps zukommen lassen, von denen ich befürchtte, sie seien im Ernstfall die Bits und Bytes nicht wert, die der E-Mail-Versand benötigen würde und landeten aufgrund zuvor erhaltener, viel besserer Hinweise ziemlich schnell im virtuellen Papierkorb. Stattdessen musste ich feststellen, dass die Empfängerin mir eine ziemlich dankbare Antwort-Mail sandte, aus der ich zu lesen meine, dass ihr kaum jemand bis gar keiner außer mir geantwortet hatte. Kann es denn sein, dass die anderen immer nur so schlau, hilfsbereit und vor allem "vernetzt" tun, wenn es hart auf hart kommt aber keinen Finger rühren? Ist es womöglich wirklich so, dass manche Mailinglisten bestehen, um die Illusion einer Community aufrecht zu erhalten und man darüber vielleicht nochmal virtuelle Verbalschläge austeilt (selbst als Antwort schon erhalten), wenn man schlechte Laune hat?
Wie dem auch sei. Das war der erste Gedanke, der mir in den Sinn kam. Und der zweite: Dass es gerade dort, wo scheinbar sehr viele Menschen reagieren könnten, es nichts Gutes gibt, außer man tut es. Das ist vielleicht dassselbe Phänomen, wie wenn jemand in der Fußgängerzone angepöbelt wird, und niemand kümmert sich. Nur weniger gefährlich. Und trotzdem unverschämt. Die die Mailingliste nur "aus Prestige" abonnieren, wissen sie schon alles oder checken sie gar nichts? Finden sie es cool, andere Leute runterzumachen oder ist es nur himmelschreiende Selbstunsicherheit, die ihr Verhalten bestimmt? Welche Welt ist das hier?
Samstag, 8. November 2008
Lebenswege
Samstag, 12 Uhr. Es ist ein schöner Tag, nicht nur dafür, dass wir November haben. Von der nahen Kirche weht das Mittagsläuten herüber, durch die isolierten Fenster wahrzunehmen als helles Summen mit vernehmbaren Schlägen, sofern man denn hinhört. Früher, in einer Zeit vor dieser, war das wie eine Schwelle. Zeit, nach Hause oder aus dem Jugendzimmer herunter zu kommen, den Tisch zu decken, wo es - im Rückblick zumindest - im Wechsel Spaghetti Bolognese, Spinat mit Spiegeleiern oder Weiße Bohnensuppe gab, oder einfach mit der ganzen Familie in der Küche zu klönen. Das Wochenende hatte begonnen, Zeit für uns, Zeit für mich, Zeit des Zusammenseins und der Geborgenheit.
Gerade komme ich von einem Lauf zurück. Knapp 1 Kilometer in etwas über 47 Minuten, nicht schlecht und trotzdem ein Genuss wenn man spürt, wie der Körper eins wir mit der Bewegung und sich die Seele über den Augenblick erhebt, um in der Natur aufzugehen, die hier, wenn auch eingebettet in Stadt, eine bestimmte Art weiter Geborgenheit bietet. Dass sich sogar ein mittelgroßer Hund ebenso neugierig wie respektvoll außer Reichweite eines graziösen Schwans hält, ist eine Anekdote aus diesem Wunderkosmos, der sich gerade demjenigen erschließt, der ihn häufiger und ohne großes Aufhebens im Sinne von "heute mal einen Spaziergang" besucht.
Was ich aber auch schon hinter mir habe, ist eine ganze Menge "Aktivität": Briefe wollen zur Post gebracht, öffentliche Stellen mit Formularen beruhigt und unzählige Netzwerke mit mehr oder weniger entscheidenden Beiträgen meinerseits zufrieden gestellt sein. Das Mittagessen um halb 1 ist längst kein Fixpunkt mehr, vielmehr das Wochenende ein Puffer, in den der allzu vollgestopfte Alltag viel zu oft hemmungslos hineinragt. Viel zu wenig Zeit bleibt für das Wesentliche, sei es im Kleinen (soziale Kontakte) oder im Großen (den eigenen Sinn finden - und leben).
In Anbetracht dessen überwogt es mich in unregelmäßigen Abständen, legt sich auf die Brust, um entweder als schriller Schrei zu entweichen oder sich als Stein groß und Schwer dort festzusetzen: das Gefühl, dass alles schief laufe. Und dabei sind es gar nicht die kleinen Fallen des Alltags, jene Zwischenfälle, über die man sich ärgert und die man dann konkret beschreiben und seinem Unmut auf diese Art Luft machen kann. Es ist mehr der Eindruck, dass alles Geschehen auf unheilvolle Weise in eine falsche - mir nicht entsprechende - Richtung führt. Er ist gepaart mit der Erfahrung, dass ich gegen diesen Ablauf ohnmächtig zu sein scheine - gefangen in Bahnen, die nicht zu mir passen.
In diesen Momenten wünsche ich mich zurück in die elterliche Küche. Nicht, weil sie besonders schön war. Mit ihrer 70er-Jahre-Küchenzeile, von der das Beste bereits "ab" war, war sie unter ästhetischen Gesichtspunkten sogar ausgesprochen hässlich. Und dass meine Eltern dort rauchten und ich mich trotzdem niederließ, unterstreicht einmal mehr die Bedeutung des dort stattfindenen sozialen Aktes. Und wenn es schon nicht Geborgenheit ist, zu der ich mich aufgrund ihrer Schattenseite, der Unfreiheit, zurücksehne, so ist es doch die Offenheit der damaligen Zeit. Die Chancen oder Illusionen von Chancen, die über einem Leben schwebten, das in dieser Szene kondensiert ist. Auf dass ich den Menschen wiedertreffe, der ich damals war, und sich die Lebenswege noch einmal kreuzen, um Traum und Wirklichkeit einander näher zu bringen.
Gerade komme ich von einem Lauf zurück. Knapp 1 Kilometer in etwas über 47 Minuten, nicht schlecht und trotzdem ein Genuss wenn man spürt, wie der Körper eins wir mit der Bewegung und sich die Seele über den Augenblick erhebt, um in der Natur aufzugehen, die hier, wenn auch eingebettet in Stadt, eine bestimmte Art weiter Geborgenheit bietet. Dass sich sogar ein mittelgroßer Hund ebenso neugierig wie respektvoll außer Reichweite eines graziösen Schwans hält, ist eine Anekdote aus diesem Wunderkosmos, der sich gerade demjenigen erschließt, der ihn häufiger und ohne großes Aufhebens im Sinne von "heute mal einen Spaziergang" besucht.
Was ich aber auch schon hinter mir habe, ist eine ganze Menge "Aktivität": Briefe wollen zur Post gebracht, öffentliche Stellen mit Formularen beruhigt und unzählige Netzwerke mit mehr oder weniger entscheidenden Beiträgen meinerseits zufrieden gestellt sein. Das Mittagessen um halb 1 ist längst kein Fixpunkt mehr, vielmehr das Wochenende ein Puffer, in den der allzu vollgestopfte Alltag viel zu oft hemmungslos hineinragt. Viel zu wenig Zeit bleibt für das Wesentliche, sei es im Kleinen (soziale Kontakte) oder im Großen (den eigenen Sinn finden - und leben).
In Anbetracht dessen überwogt es mich in unregelmäßigen Abständen, legt sich auf die Brust, um entweder als schriller Schrei zu entweichen oder sich als Stein groß und Schwer dort festzusetzen: das Gefühl, dass alles schief laufe. Und dabei sind es gar nicht die kleinen Fallen des Alltags, jene Zwischenfälle, über die man sich ärgert und die man dann konkret beschreiben und seinem Unmut auf diese Art Luft machen kann. Es ist mehr der Eindruck, dass alles Geschehen auf unheilvolle Weise in eine falsche - mir nicht entsprechende - Richtung führt. Er ist gepaart mit der Erfahrung, dass ich gegen diesen Ablauf ohnmächtig zu sein scheine - gefangen in Bahnen, die nicht zu mir passen.
In diesen Momenten wünsche ich mich zurück in die elterliche Küche. Nicht, weil sie besonders schön war. Mit ihrer 70er-Jahre-Küchenzeile, von der das Beste bereits "ab" war, war sie unter ästhetischen Gesichtspunkten sogar ausgesprochen hässlich. Und dass meine Eltern dort rauchten und ich mich trotzdem niederließ, unterstreicht einmal mehr die Bedeutung des dort stattfindenen sozialen Aktes. Und wenn es schon nicht Geborgenheit ist, zu der ich mich aufgrund ihrer Schattenseite, der Unfreiheit, zurücksehne, so ist es doch die Offenheit der damaligen Zeit. Die Chancen oder Illusionen von Chancen, die über einem Leben schwebten, das in dieser Szene kondensiert ist. Auf dass ich den Menschen wiedertreffe, der ich damals war, und sich die Lebenswege noch einmal kreuzen, um Traum und Wirklichkeit einander näher zu bringen.
Dienstag, 4. November 2008
Bodenlos
Et si la vie avait un sens
Et si le monde voulait dire quelque chose
Et si la liberté n'etait pas seulement un mot
Et si la vérité existait
Et si l'amour ne décevait jamais
Et si le fait que j'existe n'était pas un hasard?
Anonym
Der unbekannte Dichter fasst in Worte, was wir oft nicht wahrhaben möchten: Dass alles, was uns freut, was uns bewegt und uns zeigt, dass wir leben, nichts anderes ist als eine schöne Illusion. Doch was passiert, wenn die Masken fallen? Wenn das Alltägliche nicht mehr täuscht und die Fassaden nicht mehr erfreuen? Dann stehen wir vor der Frage aller Fragen, nämlich, welchen Sinn das hier alles hat.
Die Antwort? So einfach wie bedrückend: keinen. Das ist es, was das Leben ausmacht. Kein Grund, sondern nur Fall, kein Halt, sondern bodenlos. So geht es mir. Das Leben: kein Trost. Das Laufen: ein letztes Aufbäumen. Was habe ich zu verlieren? Nichts in einer Welt, wo gewinnen nicht existiert.
Zwar kann ich immer sagen, ich hätte es versucht. Doch ist Versuch dasselbe wie "nicht geschafft". Da stehe ich nun, unter den Füßen nicht mal mehr ein Laufband, das, einem Hamsterrad gleich, geschäftige Hetze und Treten auf der Stelle grauenvoll vereint. Die Erde unter mir, ich will sie nicht mehr sehen. Immer schön einen Schritt vor den nächsten? Das war einmal. Es ist vorbei. Mein Leben nur noch das: am Ende.
Et si le monde voulait dire quelque chose
Et si la liberté n'etait pas seulement un mot
Et si la vérité existait
Et si l'amour ne décevait jamais
Et si le fait que j'existe n'était pas un hasard?
Anonym
Der unbekannte Dichter fasst in Worte, was wir oft nicht wahrhaben möchten: Dass alles, was uns freut, was uns bewegt und uns zeigt, dass wir leben, nichts anderes ist als eine schöne Illusion. Doch was passiert, wenn die Masken fallen? Wenn das Alltägliche nicht mehr täuscht und die Fassaden nicht mehr erfreuen? Dann stehen wir vor der Frage aller Fragen, nämlich, welchen Sinn das hier alles hat.
Die Antwort? So einfach wie bedrückend: keinen. Das ist es, was das Leben ausmacht. Kein Grund, sondern nur Fall, kein Halt, sondern bodenlos. So geht es mir. Das Leben: kein Trost. Das Laufen: ein letztes Aufbäumen. Was habe ich zu verlieren? Nichts in einer Welt, wo gewinnen nicht existiert.
Zwar kann ich immer sagen, ich hätte es versucht. Doch ist Versuch dasselbe wie "nicht geschafft". Da stehe ich nun, unter den Füßen nicht mal mehr ein Laufband, das, einem Hamsterrad gleich, geschäftige Hetze und Treten auf der Stelle grauenvoll vereint. Die Erde unter mir, ich will sie nicht mehr sehen. Immer schön einen Schritt vor den nächsten? Das war einmal. Es ist vorbei. Mein Leben nur noch das: am Ende.
Montag, 3. November 2008
Rund geht's!
In meinem Leben geht es derzeit ganz schön rund, und das glücklicherweise nicht nur im übertragenen Sinne. So ging es gestern im Laufschritt "rund um" meine Stadt, eine willkommene Gelegenheit, mal wieder eine Strecke zurück zu legen, die das Attribut "länger" auch wirklich verdient (nämlich 35 Kilometer), und dabei einige Bekanntschaften aufzufrischen. Ehrlich gesagt, war ich vor diesem Unterfangen nicht sonderlich optimistisch, und selbst als ich an diesem Sonntagmorgen um halb 8 vom Wecker aus meinen Träumen gerissen wurde, hatte ich noch ernsthafte Zweifel: Sollte ich mir das wirklich antun? Und würde es auch gut gehen? Dazu muss ich sagen, dass ich mich vielleicht halbwegs vom schlimmsten Teil meines Infekts erholt habe, aber "in Form" kann man meinen momentanen Zustand nun wirklich nicht nennen. Das einzige Argument, das schließlich doch überzeugte, war eine E-Mail von meinem langjährigen Laufbekannten Uwe. Er hatte mich vor ein paar Wochen per E-Mail auf die diesjährige Edition dieser Veranstaltung aufmerksam gemacht, auf die ich ihn vor 3 Jahren zum ersten Mal mitgeschleppt hatte. Und nach meiner Zusage in vorauseilendem Gehorsam wollte ich wirklich keinen Rückzieher machen.
Natürlich kam es, wie es kommen musste. Aufgrund meines nach Möglichkeit immer noch studentisch-spätestmöglichen Aufstehens schaffte ich es nicht einmal mehr, mir vor dem Lauf eine Banane 'reinzuschieben; Kaffee war dank allgemeiner Desorganisation sowieso aus, so dass ich schließlich mit nüchternem Magen auf die Strecke gehen musste. Hatte ich erwähnt, dass dies in gewisser Weise auch für mein Auto galt? Ich war also bereits mit nervöser Unruhe und ständigem Blick auf die Tankanzeige des Wagens möglichst spritsparend zum Start gerollt. Dann bereits auf dem ersten Kilometer am nebelüberhangenen See entlang das erwartete Erwachen: "Es" läuft irgendwie nicht. Was tun? Ich unterhalte mich mit Uwe, werde von einer anderen Bekannten aus dem Lauftreff angesprochen und frotzele allgemein vor mich hin, diesen Streckenabschnitt kaum zu erinnern. Schließlich liefen wir den immer "vor dem Wachwerden". Doch die Strecke zieht sich und zieht sich. Bei 16 Kilometern ein längerer Stopp. Den hatte ich auch "früher" beziehungsweise "bequemer erreichbar" in Erinnerung. Der Wind weht trotz der Rast innerorts unangenehm, nicht zuletzt, weil ich völlig durchgeschwitzt bin. Wir lesen ein paar "Einsteiger" auf und ich frühstücke anderthalb Becher Cola, die mir auch nicht dabei helfen werden, besser in Tritt zu kommen.
Schon geht die Quälerei weiter. Wir laufen über triste Brücken und zwischen trüb-braunen Korn- und Rübenfeldern durch. Die Unterhaltung wendet sich heldenhaft zur Saionplanung für das nächste Jahr. Mir ist eigentlich nicht ganz wohl in meinem Körper, dennoch mache ich tapfer mit, denke wohl, wenn ich mich furchtlos zeige und den Bestzeiten den Kampf ansage, entschwindet das körperlich-mentale Tief dorthin, wo es herkam. Aber wo genau kommt es her? Unterdessen sind wir bei 3:15 Stunden zum Hamburg-Marathon und an dem See, um den herum ich meist meine morgendliche Runde drehe. Alles ist immer noch eingehüllt in den Nebel, vom dem ich den Eindruck habe, er klebe an meiner Haut. Dabei bräuchte ich ihn dringend zur Abschirmung von Außeneinflüssen. Denn es gibt ja bei Gruppenläufen immer Leute, die meinen, andere könnten nicht für sich selbst sorgen; mit ihrem ständigen "Achtuuuung, Pfosteeeen!" oder "Pfützeee" erschrecken sie mich jedesmal zu Tode und machen nicht nur meinen Laufrhythmus, sondern vor allem auch die so geschätzte geistige Ruhe kaputt.
Irgendwann an einer hässlichen Straßenbahn-Wendeschleife haben wir den 22ten Kilometer überwunden. Ich versuche noch einmal, mir einzureden, ab jetzt ginge es nur noch "bergab", doch was bei Anfängern beim Berlin-Marathon hilft, vermag mir in meinem jämmerlichen Zustand inklusive Kenntnis der restlichen Strecke nicht zur moralischen Unterstützung zu gereichen. Jetzt ist nichts mehr schön. Mir geht's dreckig, und die einzigen Argumente, die mich zum Weiterlaufen animieren, sind meine Wechselklamotten und mein Auto. Beide stehen nämlich am Zielpunkt, und schneller als mit dem Trupp komme ich dort auch anders nicht hin.
Also noch ein bisschen weiter. Längs des Parks, in dem ich früher von meiner anderen Wohnung aus immer gelaufen bin, durch Schrebergarten- und richtige Siedlungen, längs Weiden, Feldern und dem Golfplatz bis schließlich nur noch der neuralgische Straßentunnel und das Schloss vor uns liegen. Doch selbst auf diesen allerletzten Kilometern spüre ich nichts außer unendlicher Schlappheit. Angekommen, setze ich mich kurz auf den Beifahrersitz des Autos. Keine Freude, keine Genugtuung. Dann heiße Dusche, die gut tut und gemütliches Beisammensein, an das ich bisher gar keinen Gedanken verschwendet hatte und das mich jetzt so unheimlich freut - nicht nur wegen des guten, läufergerechten Essens.
Dennoch gehe ich pünktlich, bin zuhause noch ein wenig "geistig produktiv" und beschftige mich im Hinterkopf immer wieder mit dieser einen Frage: Wann bin ich endlich wieder fit?
Heute dann erster Arbeitstag nach dem Urlaub. Da ich mir das Laufen (aus Vernunft!) schenke, fällt das Aufstehen nicht so schwer; um so mehr aber das Einfügen in eine Arbeitsweise, die eben nicht völlig und einzig durch das bestimmt ist, was ich denke und für richtig halte. Doch so ist nunmal das Leben, auch mittelmäßige Arbeitstage gehen vorbei - und zeitigen mitunter trotzdem Ergebnisse. Viel schlimmer war, dass mir die Gangschaltung (Nabe) meines Rades am Freitag endgültig einen Vogel gezeigt hatte und ich so nur noch im ersten Gang unterwegs sein konnte, und da dies genau so langsam wie zu Fuß ist, nur anstrengender und dass das wilde Gestrampel schräge Blicke auf sich zieht, war ich einige Tage zu Fuß unterwegs. Bis, ja bis ich heute einen Ort in dieser Stadt entdeckte, den ich vielleicht schonmal vorher hätte aufsuchen sollen: die Fahrrad-Selbsthilfewerkstatt. Dort bekam ich nicht nur meine Gangschaltung und die ewig heraus springende (weil zu locker sitzende) Kette in den Griff; mir wurde auch einmal mehr bewusst, dass "Technik" nicht zwangsläufig schwierig bis unverstehbar sein muss. Außerdem dauerte es nur 20 Minuten. Geld gespart, was Neues gelernt, Selbstvertrauen gewonnen. So darf jeder Tag aufhören!
Natürlich kam es, wie es kommen musste. Aufgrund meines nach Möglichkeit immer noch studentisch-spätestmöglichen Aufstehens schaffte ich es nicht einmal mehr, mir vor dem Lauf eine Banane 'reinzuschieben; Kaffee war dank allgemeiner Desorganisation sowieso aus, so dass ich schließlich mit nüchternem Magen auf die Strecke gehen musste. Hatte ich erwähnt, dass dies in gewisser Weise auch für mein Auto galt? Ich war also bereits mit nervöser Unruhe und ständigem Blick auf die Tankanzeige des Wagens möglichst spritsparend zum Start gerollt. Dann bereits auf dem ersten Kilometer am nebelüberhangenen See entlang das erwartete Erwachen: "Es" läuft irgendwie nicht. Was tun? Ich unterhalte mich mit Uwe, werde von einer anderen Bekannten aus dem Lauftreff angesprochen und frotzele allgemein vor mich hin, diesen Streckenabschnitt kaum zu erinnern. Schließlich liefen wir den immer "vor dem Wachwerden". Doch die Strecke zieht sich und zieht sich. Bei 16 Kilometern ein längerer Stopp. Den hatte ich auch "früher" beziehungsweise "bequemer erreichbar" in Erinnerung. Der Wind weht trotz der Rast innerorts unangenehm, nicht zuletzt, weil ich völlig durchgeschwitzt bin. Wir lesen ein paar "Einsteiger" auf und ich frühstücke anderthalb Becher Cola, die mir auch nicht dabei helfen werden, besser in Tritt zu kommen.
Schon geht die Quälerei weiter. Wir laufen über triste Brücken und zwischen trüb-braunen Korn- und Rübenfeldern durch. Die Unterhaltung wendet sich heldenhaft zur Saionplanung für das nächste Jahr. Mir ist eigentlich nicht ganz wohl in meinem Körper, dennoch mache ich tapfer mit, denke wohl, wenn ich mich furchtlos zeige und den Bestzeiten den Kampf ansage, entschwindet das körperlich-mentale Tief dorthin, wo es herkam. Aber wo genau kommt es her? Unterdessen sind wir bei 3:15 Stunden zum Hamburg-Marathon und an dem See, um den herum ich meist meine morgendliche Runde drehe. Alles ist immer noch eingehüllt in den Nebel, vom dem ich den Eindruck habe, er klebe an meiner Haut. Dabei bräuchte ich ihn dringend zur Abschirmung von Außeneinflüssen. Denn es gibt ja bei Gruppenläufen immer Leute, die meinen, andere könnten nicht für sich selbst sorgen; mit ihrem ständigen "Achtuuuung, Pfosteeeen!" oder "Pfützeee" erschrecken sie mich jedesmal zu Tode und machen nicht nur meinen Laufrhythmus, sondern vor allem auch die so geschätzte geistige Ruhe kaputt.
Irgendwann an einer hässlichen Straßenbahn-Wendeschleife haben wir den 22ten Kilometer überwunden. Ich versuche noch einmal, mir einzureden, ab jetzt ginge es nur noch "bergab", doch was bei Anfängern beim Berlin-Marathon hilft, vermag mir in meinem jämmerlichen Zustand inklusive Kenntnis der restlichen Strecke nicht zur moralischen Unterstützung zu gereichen. Jetzt ist nichts mehr schön. Mir geht's dreckig, und die einzigen Argumente, die mich zum Weiterlaufen animieren, sind meine Wechselklamotten und mein Auto. Beide stehen nämlich am Zielpunkt, und schneller als mit dem Trupp komme ich dort auch anders nicht hin.
Also noch ein bisschen weiter. Längs des Parks, in dem ich früher von meiner anderen Wohnung aus immer gelaufen bin, durch Schrebergarten- und richtige Siedlungen, längs Weiden, Feldern und dem Golfplatz bis schließlich nur noch der neuralgische Straßentunnel und das Schloss vor uns liegen. Doch selbst auf diesen allerletzten Kilometern spüre ich nichts außer unendlicher Schlappheit. Angekommen, setze ich mich kurz auf den Beifahrersitz des Autos. Keine Freude, keine Genugtuung. Dann heiße Dusche, die gut tut und gemütliches Beisammensein, an das ich bisher gar keinen Gedanken verschwendet hatte und das mich jetzt so unheimlich freut - nicht nur wegen des guten, läufergerechten Essens.
Dennoch gehe ich pünktlich, bin zuhause noch ein wenig "geistig produktiv" und beschftige mich im Hinterkopf immer wieder mit dieser einen Frage: Wann bin ich endlich wieder fit?
Heute dann erster Arbeitstag nach dem Urlaub. Da ich mir das Laufen (aus Vernunft!) schenke, fällt das Aufstehen nicht so schwer; um so mehr aber das Einfügen in eine Arbeitsweise, die eben nicht völlig und einzig durch das bestimmt ist, was ich denke und für richtig halte. Doch so ist nunmal das Leben, auch mittelmäßige Arbeitstage gehen vorbei - und zeitigen mitunter trotzdem Ergebnisse. Viel schlimmer war, dass mir die Gangschaltung (Nabe) meines Rades am Freitag endgültig einen Vogel gezeigt hatte und ich so nur noch im ersten Gang unterwegs sein konnte, und da dies genau so langsam wie zu Fuß ist, nur anstrengender und dass das wilde Gestrampel schräge Blicke auf sich zieht, war ich einige Tage zu Fuß unterwegs. Bis, ja bis ich heute einen Ort in dieser Stadt entdeckte, den ich vielleicht schonmal vorher hätte aufsuchen sollen: die Fahrrad-Selbsthilfewerkstatt. Dort bekam ich nicht nur meine Gangschaltung und die ewig heraus springende (weil zu locker sitzende) Kette in den Griff; mir wurde auch einmal mehr bewusst, dass "Technik" nicht zwangsläufig schwierig bis unverstehbar sein muss. Außerdem dauerte es nur 20 Minuten. Geld gespart, was Neues gelernt, Selbstvertrauen gewonnen. So darf jeder Tag aufhören!
Freitag, 31. Oktober 2008
Die Mär vom "Never give up"
Ich habe ja gestern gebloggt, dass ich mir ein paar Bücher bestellt habe. Eines davon ist "The Dip" von Seth Godin. Laut Eigenwerbung sollte einem das Opusculum (nur 80 Seiten und dafür vom Autor zurecht gelobt) einem zeigen, wie man Nutzen bringende von ausschließlich Kraft kostenden (und nicht nutzbringenden) unterscheiden kann. Oberflächlich tut es das auch, aber unterm Strich ist es doch die immer selbe Leier: Durchhalten lohne sich vor allem dort, wo es schwierig sei.
Die Begründung ist auf den ersten Blick so stichhaltig, wie sie auf den zweiten als rhetorischer Trick durchsichtig ist: Um in etwas wirklich gut zu sein, braucht es relativ viel Zeit und Energie. Wer in diesem Loch ("Dip") weiter durchhält, befindet sich auf dem Weg zu einem lohnenden Ziel. So weit, so gut. Doch sollen wir andererseits auch erkennen, welche unserer Aktivitäten eben nicht lohnend sind, um diese zwecks Kraftsparens rechtzeitig aufzugeben. Allein, der Faktor, ohne den die Rechnung hier regelmäßig gemacht wird, ist das Leben. Und dabei meine ich nicht das, was in solchen Ratgebern häufig "die Umstände" genannt und denjenigen hämisch als Hindernis a posteriori präsentiert wird, die ohnehin Verlierer seien. Ich meine den ganz alltäglichen Gang der Dinge, in dem einem viele Sachen leicht von der Hand gehen, einen andere zum Schwitzen bringen, wieder andere total langweilen und weitere vielleicht 5% zur totalen Verzweiflung treiben. Doch wie soll ich diese Masse an Eindrücken, diesen riesigen Fundus an Erlebnissen und Befindlichkeiten den scheinbar sauberen Kategorien zuordnen, so dass ich zu der laut Ratgeber "richtigen" Entscheidung gelange?
Die Antwort lautet: gar nicht, und wir auch nicht zu geben versucht. Der Trick ist stattdessen, dass einem allgemein gehaltene Ratgeber entweder ein generalisiertes schlechtes Gewissen machen. Das Motto heißt dann: Alle Fälle, in denen wir jemals etwas aufgegeben haben, sind Beweise unserer Faulheit. Hätten wir damals nur weiter gemacht, wären wir heute Millionär, Weltmeister, CEO, Werbe-Guru oder was immer wir uns wünschen. Oder die Bücher peitschen unsere Motivation ohne Rücksicht auf Verluste an, indem sie unseren zukünftigen Erfolg allein von unserem derzeitigen Willen und der daraus folgenden Tatkraft ableiten. Alternatives Motto: Wer etwas richtig anpackt, gewinnt auch, sehen Sie nur das Beispiel von Bill Gates, Tiger Woods, Oliver Kahn oder...
Allerdings hat die Sache einen kleinen Schönheitsfehler: Sie zeigt uns Beispiele von Erfolgen und verschweigt die für die seelische Gesundheit und die Integrität des Menschen sicherlich unverzichtbare Eigenschaft, uns im Rückblick einen "Lebensweg" zu konstruieren: So war's, und es war genau so richtig! Was aber wäre gewesen, wenn Bill Gates aus irgendwelchen Gründen Englische Literatur studiert hätte (vielleicht wegen der hübschen Lehrerin in der High School)? Oder wenn Oliver Kahn als Jungspund an einen Manager geraten wäre, der ihm neben seinem Vermögen auch gleich noch das Selbstvertrauen abgenommen hätte durch ein paar unvernünftige Deals? Kennt ihr den Film "Das Streben nach Glück"? Diese traurige Bassbegleitung, was denn aus den Hunderttausenden in den USA wird, die leider nicht (wobei Glück eine wichtige Komponente ist) zur richtigen Zeit an den richtigen Ort gelangen?
Und noch etwas gefällt mir überhaupt nich an dieser Art von Büchern (und ich werde das bei künftigen Käufen berücksichtigen): Sie ignorieren die Einzigartigkeit jedes Menschen und sind durch ein vorgeblich allgemeines Streben aller nach ganz oben nicht nachhaltig gedacht. Denn machen wir uns nichts vor: Nicht jeder will - ganz tief im Herzen - ein Häuptling sein. Vielleicht sind die Häuptlinge von gestern sogar die, die durch ihre Selbstüberschätzung die Misere von heute verursacht haben. Viel schlimmer aber: Im Prinzip kann jede/r Leser/in eines solchen Buches sich zu der Gruppe zählen, die ihm gerade passend ('convenient' - wie in convenience food ;-)) erscheint. Und also sagen, er oder sie wäre "zurecht oben" oder eben "zu Unrecht unten" oder "noch auf dem Weg". Nicht nur die Textanalyse fördert demnach auffällige Parallelen zm Horoskop zutage. "Nicht aufgeben" sollten wir demgegenüber nur in einer Disziplin: Diejenigen zu werden, die wir wirklich sind!
Die Begründung ist auf den ersten Blick so stichhaltig, wie sie auf den zweiten als rhetorischer Trick durchsichtig ist: Um in etwas wirklich gut zu sein, braucht es relativ viel Zeit und Energie. Wer in diesem Loch ("Dip") weiter durchhält, befindet sich auf dem Weg zu einem lohnenden Ziel. So weit, so gut. Doch sollen wir andererseits auch erkennen, welche unserer Aktivitäten eben nicht lohnend sind, um diese zwecks Kraftsparens rechtzeitig aufzugeben. Allein, der Faktor, ohne den die Rechnung hier regelmäßig gemacht wird, ist das Leben. Und dabei meine ich nicht das, was in solchen Ratgebern häufig "die Umstände" genannt und denjenigen hämisch als Hindernis a posteriori präsentiert wird, die ohnehin Verlierer seien. Ich meine den ganz alltäglichen Gang der Dinge, in dem einem viele Sachen leicht von der Hand gehen, einen andere zum Schwitzen bringen, wieder andere total langweilen und weitere vielleicht 5% zur totalen Verzweiflung treiben. Doch wie soll ich diese Masse an Eindrücken, diesen riesigen Fundus an Erlebnissen und Befindlichkeiten den scheinbar sauberen Kategorien zuordnen, so dass ich zu der laut Ratgeber "richtigen" Entscheidung gelange?
Die Antwort lautet: gar nicht, und wir auch nicht zu geben versucht. Der Trick ist stattdessen, dass einem allgemein gehaltene Ratgeber entweder ein generalisiertes schlechtes Gewissen machen. Das Motto heißt dann: Alle Fälle, in denen wir jemals etwas aufgegeben haben, sind Beweise unserer Faulheit. Hätten wir damals nur weiter gemacht, wären wir heute Millionär, Weltmeister, CEO, Werbe-Guru oder was immer wir uns wünschen. Oder die Bücher peitschen unsere Motivation ohne Rücksicht auf Verluste an, indem sie unseren zukünftigen Erfolg allein von unserem derzeitigen Willen und der daraus folgenden Tatkraft ableiten. Alternatives Motto: Wer etwas richtig anpackt, gewinnt auch, sehen Sie nur das Beispiel von Bill Gates, Tiger Woods, Oliver Kahn oder...
Allerdings hat die Sache einen kleinen Schönheitsfehler: Sie zeigt uns Beispiele von Erfolgen und verschweigt die für die seelische Gesundheit und die Integrität des Menschen sicherlich unverzichtbare Eigenschaft, uns im Rückblick einen "Lebensweg" zu konstruieren: So war's, und es war genau so richtig! Was aber wäre gewesen, wenn Bill Gates aus irgendwelchen Gründen Englische Literatur studiert hätte (vielleicht wegen der hübschen Lehrerin in der High School)? Oder wenn Oliver Kahn als Jungspund an einen Manager geraten wäre, der ihm neben seinem Vermögen auch gleich noch das Selbstvertrauen abgenommen hätte durch ein paar unvernünftige Deals? Kennt ihr den Film "Das Streben nach Glück"? Diese traurige Bassbegleitung, was denn aus den Hunderttausenden in den USA wird, die leider nicht (wobei Glück eine wichtige Komponente ist) zur richtigen Zeit an den richtigen Ort gelangen?
Und noch etwas gefällt mir überhaupt nich an dieser Art von Büchern (und ich werde das bei künftigen Käufen berücksichtigen): Sie ignorieren die Einzigartigkeit jedes Menschen und sind durch ein vorgeblich allgemeines Streben aller nach ganz oben nicht nachhaltig gedacht. Denn machen wir uns nichts vor: Nicht jeder will - ganz tief im Herzen - ein Häuptling sein. Vielleicht sind die Häuptlinge von gestern sogar die, die durch ihre Selbstüberschätzung die Misere von heute verursacht haben. Viel schlimmer aber: Im Prinzip kann jede/r Leser/in eines solchen Buches sich zu der Gruppe zählen, die ihm gerade passend ('convenient' - wie in convenience food ;-)) erscheint. Und also sagen, er oder sie wäre "zurecht oben" oder eben "zu Unrecht unten" oder "noch auf dem Weg". Nicht nur die Textanalyse fördert demnach auffällige Parallelen zm Horoskop zutage. "Nicht aufgeben" sollten wir demgegenüber nur in einer Disziplin: Diejenigen zu werden, die wir wirklich sind!
Donnerstag, 30. Oktober 2008
In den Tag hinein
Mein Urlaub neigt sich langsam dem Ende zu. Es regnet - manchmal Bindfäden, manchmal dicke Tropfen und während dieses Wetter mich einerseits immer seltsam melancholisch macht ob des unbestimmten Gefühls, keinen Platz zu haben, an den ich mich zurückziehen kannt, pfeift doch der Wind durch alle Ritzen meiner (Neubau!)-Wohnung, und drückt mit Wucht die Frage auf den Plan, wann ich denn endlich mal hier wegziehe.
Wenn ich mir so viele Gedanken mache und Details so sehr wahrnehme, dann nur, weil es mir so unendlich schwerfällt, in den Tag reinzuleben. Vorgestern ist es mir seit langer Zeit mal wieder - um nicht zu sagen überhaupt mal in meinem Leben - gelungen, fast nichts zu tun und das zu genießen. Gestern dann "angenehmer Aktionismus", ich war Abends mit Freunden verabredet und dann hat irgendwie auch der Tag einen Sinn. Aber heute? Wach um halb 8, hatte mir vorgenommen zu laufen, aber war noch nicht wach. Zum Lesen reicht's dann auch nicht und gar was für mein Studium zu tun, hatte ich mir absichtlich "verboten". (Diesen Trick wende ich immer an, wenn ich merke, dass auf einem hohen Level kreativen Schaffens die Luft auszugehen droht; der Reiz des temporären Verbots schürt diese dann so, dass ich vernünftig weiter arbeiten kann.)
Schließlich trat ich nach einigen Tassen Kräutertee und Kaffee abwechselnd dann doch zu einem Regenlauf an; locker war daran gar nichts, mein Atem ging schwer und von meinem Herz hatte ich den Eindruck, es würde meine Brust sprengen, doch langsamer zu laufen hätte ihn gestört, diesen Rhythmus, der einem auch und gerade bei größter Anstrengung zum Schweben verhilft. Danach Müdigkeit; zur Bibliothek; ein hastiges Mittagessen in der Mensa und noch hastiger nach Hause. Ich hatte nämlich bei Amazon Bücher bestellt und wusste, dass sie heute ankommen würden - vorausgesetzt, ich würde geduldig auf den Paketboten warten. Um 14.30 Uhr also selbstgemachte "Bescherung", danach irgendwie wieder müde und jetzt nach dem Lebensmitteleinkauf "Hummeln im Hintern".
Was man doch so alles tut an einem Tag des Nichtstuns. Und wie schwer es mir fällt, einfach in den Tag hinein zu leben.
Dienstag, 28. Oktober 2008
Von Marotten und Macken
Jeder hat sie, viele versuchen, sie zu verbergen und Gerüchten zufolge sind sie das, was einen Menschen erst liebenswert macht: unsere kleinen und größeren "Macken". Eine von meinen ist diese Sache mit dem ersten Brot oder Brötchen am Morgen. Nur selten kann ich es lassen, davon gleich nach dem Schmieren in der Küche schon mal eine Ecke abzubeißen. Allerdings stört das wahrscheinlich niemanden, und ich selbst musste eher schmunzeln, als mir dieser Besonderheit neulich bewusst wurde.
Eher schon hinderlich sind da solche Muster, die irgendwie meinen Alltag und mein Leben durchziehen und von denen ich eigentlich sagen würde, dass "ich so nicht bin". Zum Beispiel bin ich eigentlich gern zu Hause und träume davon, einfach mal einen Nachmittag mit hoch gelegten Beinen im Lesesessel zu verbringen. Tatsächlich aber schaffe ich es fast immer, irgendwelche Aktivitäten weit in meine freien Nachmittage hinein reichen zu lassen - oder spaziere wie aufgezogen mit guter Musik auf den Ohren durch die Stadt, statt einfach mal zur Ruhe zu kommen.
Auch beschäftigt mich dieser Tage, in denen ich kurz vor einigen wichtigen Entscheidungen stehe, folgendes Phänomen: Habe ich etwas "sicher", beispielsweise eine Verabredung, einen Geschäftstermin, eine Wohnung oder einen Job, frage ich mich, ob ich das wirklich haben will. Und gerät das sicher Geglaubte plötzlich in Gefahr, hängt auf einmal doch scheinbar mein Herz daran. Nicht auszudenken die (wahrscheinlich von mir am allerwenigsten bemerkten) Auswirkungen auf mein Verhalten und meine Kommunikation!
Tja, so habe ich bereits nach 10 Minuten Bestandsaufnahme 2 echte Macken gefunden, mit denen ich mir bestimmt oft im Wege stehe. Eine ernüchternde Bilanz, wenn man die toughe, zielstrebige Frau geben möchte, die nicht nur weiß, was sie will, sondern daneben auch noch Zeit für ausgedehntes Lauftraining und ehrgeizige sportliche Ziele findet. Oder vielleicht doch nur Begleiterscheinungen einer bestimmten Lebensphase?
A propos, muss weg: in den Lesesessel ;-)
Labels:
Erleben,
Philosophie,
selbstorganisation
Freitag, 24. Oktober 2008
Erfolgsmeldung?
Eigentlich wollte ich den Blogger-Tag heute maximal langweilig gestalten. Mit einer Meldung darüber, dass es bei mir wieder aufwärts geht und ich nun auch noch dazu komme, den goldenen Herbst zu genießen (ist hiermit vermeldet).
Doch unversehens macht einem die "große Politik" einen Strich durch die Rechnung. So genannte Ganzkörperscanner sollen es möglich machen, die Sicherheitskontrollen an Flughäfen ohne Berührung durchzuführen. Stattdessen wird jeder potenzielle Passagier auf einem Bilschirm sichtbar, "so wie der Herr uns gemacht hat".
Und schwupps steht eine Koalition von den Grünen bis zur katholischen Bischofskonferenz auf den Hinterbeinen. Von einem "Verstoß gegen die Menschenwürde" ist gar die Rede. Da frage ich mich doch, ob das unselige Gegrapsche, dass ich am Flughafen meist über mich ergehen lassen muss (bei mir "piepts" fast immer) dem in irgendetwas nachsteht. Ich meine, es ist vielleicht Geschmackssache, aber an meinem Körper an sich habe ich nichts zu verbergen, das sich jemand mit genügend Phantasie nicht ohnehin schon denken könnte ("Wir sind alle gleich, Hochwohlgeboren ;-)"). Oder wurde da unser Establishment nur unangenehm-direkt darauf gestoßen, dass die meisten seiner Mitlieder schon mit Kleidung nicht gutes erahnen lassen?
Und was ist mit Perversion? Da denke ich, wer sich extra für so einen besch... Job am Flughafen mit 12-Stunden-Schichten an den durchzugigen Einlässen zum Gate bewirbt, verdient unser Mitleid. Und nicht unsere Panik davor, er könnte an dem Leib, der wir nun einmal auch sind, etwas finden. Überhaupt Panik: Ist es - wenn dem denn so sei - angemessen, eine große Zahl von Menschen einem Verstoß gegen ihre Würde auszusetzen, nur um ganz eventuell mal einen Bösewicht davon abzuhalten, noch eventueller eine geringe Zahl von uns leicht verfrüht ins Jenseits zu beförderen? Meiner Meinung nach sind hier ein wenig die Maßstäbe verloren gegangen. Und zur Ganzkörperscanner-Affäre: Haben wir keine anderen Sorgen???
Doch unversehens macht einem die "große Politik" einen Strich durch die Rechnung. So genannte Ganzkörperscanner sollen es möglich machen, die Sicherheitskontrollen an Flughäfen ohne Berührung durchzuführen. Stattdessen wird jeder potenzielle Passagier auf einem Bilschirm sichtbar, "so wie der Herr uns gemacht hat".
Und schwupps steht eine Koalition von den Grünen bis zur katholischen Bischofskonferenz auf den Hinterbeinen. Von einem "Verstoß gegen die Menschenwürde" ist gar die Rede. Da frage ich mich doch, ob das unselige Gegrapsche, dass ich am Flughafen meist über mich ergehen lassen muss (bei mir "piepts" fast immer) dem in irgendetwas nachsteht. Ich meine, es ist vielleicht Geschmackssache, aber an meinem Körper an sich habe ich nichts zu verbergen, das sich jemand mit genügend Phantasie nicht ohnehin schon denken könnte ("Wir sind alle gleich, Hochwohlgeboren ;-)"). Oder wurde da unser Establishment nur unangenehm-direkt darauf gestoßen, dass die meisten seiner Mitlieder schon mit Kleidung nicht gutes erahnen lassen?
Und was ist mit Perversion? Da denke ich, wer sich extra für so einen besch... Job am Flughafen mit 12-Stunden-Schichten an den durchzugigen Einlässen zum Gate bewirbt, verdient unser Mitleid. Und nicht unsere Panik davor, er könnte an dem Leib, der wir nun einmal auch sind, etwas finden. Überhaupt Panik: Ist es - wenn dem denn so sei - angemessen, eine große Zahl von Menschen einem Verstoß gegen ihre Würde auszusetzen, nur um ganz eventuell mal einen Bösewicht davon abzuhalten, noch eventueller eine geringe Zahl von uns leicht verfrüht ins Jenseits zu beförderen? Meiner Meinung nach sind hier ein wenig die Maßstäbe verloren gegangen. Und zur Ganzkörperscanner-Affäre: Haben wir keine anderen Sorgen???
Dienstag, 21. Oktober 2008
Ich kann's nicht mehr hören!
Wer die Überschrift meines Posts als Aufschrei eines gequälten Gemüts deutet, liegt richtig. Denn heute war Bildungsgipfel, und so wurde mal wieder eines meiner Lieblingsthemen in der Öffentlichkeit breit getreten - natürlich mal wieder unter gelinde gesagt tendenziöser Perspektive.
Denn wenn man der Politik und den Forschern, die sie für meine Begriffe allzu bereitwillig unterstützen, glauben schenken darf, dann steht es böse um Deutschlands Kinder und Jugendliche. Wer aus "kleinen Verhältnissen" kommt, landet auf der Hauptschule, heißt es da. Und wer auf der Hauptschule landet, hat selbstredend keine Chance mehr, aus seinem Leben etwas zu machen.
Schade nur, dass die Populisten und Schlagzeilen-Drescher bei ihren Kampfreden das Kleingedruckte vergessen. Es stimmt nämlich gar nicht, dass alle Kinder aus weniger gut situierten Verhältnissen auf den (aus meiner Sicht von der selbst ernannten Öfentlichkeit erst dazu gemachten) "niederen" Schulformen landen. Ich sehe mich selbst als Beispiel dafür, und kann mich an keine Situation erinnern, in der ich von irgendeiner Lehrperson aufgrund meiner sozialen Herkunft bewertet worden wäre.
Angesichts eines Beispiels, das ich heute in der Sendung Frontal 21 (ZDF) aufschnappte, gingen bei mir aus ganz anderen Gründen alle Fragezeichen auf. Mit einer "2,5" als Durchschnittsnote würden nach der 4. Klasse 75% der Kinder aus besseren Vehältnissen für das Gymnasium empfohlen - und nur 23% der weniger gut gestellten Kinder. Dabei frage ich mich eher, ob nicht letztere realistisch weg gekommen sind - und die 75% der vermeintlich "Reichen" genau diejenigen, die es irgendwann schaffen werden, selbst die Gymnasien noch auf Niedrigstniveau herunter zu bremsen.
Und aufgrund solcher verzerrten Maßstäbe wird sich dann auch noch hingestellt und behauptet, die Bildung scheitere am Geld. Erstens hat Bildung nicht sonderlich viel mit Geld zu tun. Und zweitens könnte man denen, die davon wirklich profitieren können, mit den vorhandenen Ressourcen weit bessere Möglichkeiten eröffnen, wenn man diese nicht durch einen überzogenen Fördergedanken nach Strich und Faden verwässern würde. Damit meine ich nicht, Hauptschüler vegetieren und mehr manuell ausgebildete zur permanenten Unterschicht degenerieren zu lassen. Ich meine vielmehr: unabhängig vom Geld - jedem das Passende.
Übrigens war auch die ursprüngliche Idee von Humboldt, jeden im Bildungssystem so lange und vor allem so spezifisch zu fördern, dass daraus ihm selbst und der Gesellschaft maximaler Nutzen entsteht. Das nenne ich wahren Humanismus. Also Schluss mit dem unterschwelligen Faschismus-Generalverdacht gegen alle, die individuelle Leistungsfähigkeit als Kriterium für die persönlichen Bildungsmöglichkeiten ansehen. Und wie fühlt sich wohl ein Gymnasiallehrer, der allein aufgrund der Schulform als elitistisch und daher un-pädagogisch abgestempelt wird? Auch das kann ich nicht bestätigen - und das populistische Gerede nicht mehr hören!
Denn wenn man der Politik und den Forschern, die sie für meine Begriffe allzu bereitwillig unterstützen, glauben schenken darf, dann steht es böse um Deutschlands Kinder und Jugendliche. Wer aus "kleinen Verhältnissen" kommt, landet auf der Hauptschule, heißt es da. Und wer auf der Hauptschule landet, hat selbstredend keine Chance mehr, aus seinem Leben etwas zu machen.
Schade nur, dass die Populisten und Schlagzeilen-Drescher bei ihren Kampfreden das Kleingedruckte vergessen. Es stimmt nämlich gar nicht, dass alle Kinder aus weniger gut situierten Verhältnissen auf den (aus meiner Sicht von der selbst ernannten Öfentlichkeit erst dazu gemachten) "niederen" Schulformen landen. Ich sehe mich selbst als Beispiel dafür, und kann mich an keine Situation erinnern, in der ich von irgendeiner Lehrperson aufgrund meiner sozialen Herkunft bewertet worden wäre.
Angesichts eines Beispiels, das ich heute in der Sendung Frontal 21 (ZDF) aufschnappte, gingen bei mir aus ganz anderen Gründen alle Fragezeichen auf. Mit einer "2,5" als Durchschnittsnote würden nach der 4. Klasse 75% der Kinder aus besseren Vehältnissen für das Gymnasium empfohlen - und nur 23% der weniger gut gestellten Kinder. Dabei frage ich mich eher, ob nicht letztere realistisch weg gekommen sind - und die 75% der vermeintlich "Reichen" genau diejenigen, die es irgendwann schaffen werden, selbst die Gymnasien noch auf Niedrigstniveau herunter zu bremsen.
Und aufgrund solcher verzerrten Maßstäbe wird sich dann auch noch hingestellt und behauptet, die Bildung scheitere am Geld. Erstens hat Bildung nicht sonderlich viel mit Geld zu tun. Und zweitens könnte man denen, die davon wirklich profitieren können, mit den vorhandenen Ressourcen weit bessere Möglichkeiten eröffnen, wenn man diese nicht durch einen überzogenen Fördergedanken nach Strich und Faden verwässern würde. Damit meine ich nicht, Hauptschüler vegetieren und mehr manuell ausgebildete zur permanenten Unterschicht degenerieren zu lassen. Ich meine vielmehr: unabhängig vom Geld - jedem das Passende.
Übrigens war auch die ursprüngliche Idee von Humboldt, jeden im Bildungssystem so lange und vor allem so spezifisch zu fördern, dass daraus ihm selbst und der Gesellschaft maximaler Nutzen entsteht. Das nenne ich wahren Humanismus. Also Schluss mit dem unterschwelligen Faschismus-Generalverdacht gegen alle, die individuelle Leistungsfähigkeit als Kriterium für die persönlichen Bildungsmöglichkeiten ansehen. Und wie fühlt sich wohl ein Gymnasiallehrer, der allein aufgrund der Schulform als elitistisch und daher un-pädagogisch abgestempelt wird? Auch das kann ich nicht bestätigen - und das populistische Gerede nicht mehr hören!
Samstag, 18. Oktober 2008
Leben ohne "um zu"
Heute war ich mal wieder in meinem Lieblings-Buchladen. Er ist eine dieser glücklichen Ausnahmen, die zur Boomzeit der Lese-Ketten bereits groß genug waren, um auf eigenen Füßen weiter zu bestehen, und der mit nüchterner Modernität statt verstaubter Regale nebst engagierten Buchhändlerinnen und Buchhändlern in allen seinen zahlreichen Abteilungen verheißt, dass Literatur nicht von gestern ist.
Lesen ist mein zweites Hobby nach Reisen, wobei das für mich keinen großen Unterschied macht. Eine gute Geschichte ist ein Abenteuer zwischen zwei Buchdeckeln, und in meinem Leben beflügeln sich beide gegenseitig: weite Reisen die Lust, mich über einer Tasse Kaffee in meinen Lesesessel zu schmiegen und Erzählungen von der großen weiten Welt die Lust auf eben diese.
Was mich aber fast noch mehr beflügelt als der Akt des Lesens selbst, ist die Findung des Themas, leicht vorstellbar verkörpert und komprimiert in dem mehrstöckigen Buchladen, durch den ich mit Beinen und Blick wandle. Was fesselt mich? Wozu müsste ich mich zwingen? Was springt ins Auge und worauf der Geist an? Dabei liegen sofortiges Feuerfangen und Desinteresse eng beieinander. Dort, im Tempel der Gedankenwelten leiten sie mich zu einer Übung an, die im wirklichen Leben zu den vielleicht wichtigsten übrhaupt zählt: Lies (bzw. tue) das was dir gefällt. Lies genau dies. Gehe nicht über Umwege und tu' es vor allem nicht "um zu": um über die Entwicklung in Afghanistan informiert zu sein, um zu kennen, was andere auch lesen oder im Leben: um dies oder jenes zu erreichen.
Es gibt kaum ein größeres Glück, als sich in ein Buch zu vertiefen und die Zeit damit so sehr zu genießen, dass man sie einfach vergisst. Und kaum ein schlimmeres Unglück, als seine Zeit zwanghaft mit Dingen gefüllt zu haben, die zu irgendetwas führen sollen. Ich probier's jeden Tag ein bisschen mehr: Leben ohne "um zu".
Lesen ist mein zweites Hobby nach Reisen, wobei das für mich keinen großen Unterschied macht. Eine gute Geschichte ist ein Abenteuer zwischen zwei Buchdeckeln, und in meinem Leben beflügeln sich beide gegenseitig: weite Reisen die Lust, mich über einer Tasse Kaffee in meinen Lesesessel zu schmiegen und Erzählungen von der großen weiten Welt die Lust auf eben diese.
Was mich aber fast noch mehr beflügelt als der Akt des Lesens selbst, ist die Findung des Themas, leicht vorstellbar verkörpert und komprimiert in dem mehrstöckigen Buchladen, durch den ich mit Beinen und Blick wandle. Was fesselt mich? Wozu müsste ich mich zwingen? Was springt ins Auge und worauf der Geist an? Dabei liegen sofortiges Feuerfangen und Desinteresse eng beieinander. Dort, im Tempel der Gedankenwelten leiten sie mich zu einer Übung an, die im wirklichen Leben zu den vielleicht wichtigsten übrhaupt zählt: Lies (bzw. tue) das was dir gefällt. Lies genau dies. Gehe nicht über Umwege und tu' es vor allem nicht "um zu": um über die Entwicklung in Afghanistan informiert zu sein, um zu kennen, was andere auch lesen oder im Leben: um dies oder jenes zu erreichen.
Es gibt kaum ein größeres Glück, als sich in ein Buch zu vertiefen und die Zeit damit so sehr zu genießen, dass man sie einfach vergisst. Und kaum ein schlimmeres Unglück, als seine Zeit zwanghaft mit Dingen gefüllt zu haben, die zu irgendetwas führen sollen. Ich probier's jeden Tag ein bisschen mehr: Leben ohne "um zu".
Freitag, 17. Oktober 2008
Die befreiende Wirkung von...
...To-do-Listen
Ich habe es wahrscheinlich zehnmal angekündigt und noch öfter betont, allein schon deshalb, damit ich mich auch selbst daran halte. Derzeit mache ich eine Laufpause.
Das ist natürlich - trotz Urlaubs - nicht gleichbedeutend mit Nichtstun oder gar Langeweile. Ganz im Gegenteil habe ich einen Haufen von Interessen, noch mehr Ambitionen und natürlich auch einige Verpflichtungen, die auch von der offiziell erlaubten Abwesenheit von meinem bezahlten Arbeitsplatz nicht eingedämmt werden. Und während ich ein Weilchen lang die scheinbar grenzenlose Freiheit genoss, mit Terminen und Vorhaben zu Jonglieren und Verabredungen sowie Versprechungen flexibel durch meine freie Zeit zu schieben, gelangte der Schlendrian neulich an eine natürliche Grenze, bei mir bemerkbar durch schlechten Schlaf.
Nun haben wir alle wahrscheinlich Dutzende von Zeitmanagement-Ratgebern gelesen. Und während wir im Kopf nachvollzogen, wie die "kleinen Tricks" alle wunderbar funktionierten, winkte das lässige Mitglied unseres inneren Teams hinter unserem Rücken bereits wieder ab: Was soll so ein winziger Schritt schon bringen? Nur 60 Prozent der Zeit verplanen? Zettel schreiben vor dem Einkaufen? To-do-Liste? Wer's glaubt wird selig.
Allerdings gehöre ich zu den (aus meiner Sicht) Glücklichen, die einmal über ihren Schatten gesprungen sind. Während des Studiums hatte ich so die Chance zu entdecken, dass To-do-Listen doch mehr sind als ein Blatt Papier. Ja, auf mich wirken sie nicht einmal langweilig, bedrohlich oder gar Spaß verderbend. Ganz im Gegenteil finde ich es ungeheuer beruhigend, das Notwendige niedergeschrieben zu sehen. Denn zusammen mit einer vernünftigen Zeitplanung folgt erst aus der gewissenhaft erledigten Arbeit echte Freizeit - für's Laufen oder andere Genüsse.
Wie überheblich war ich zu glauben, dass sich diese Planungsstütze mit dem Studienabschluss überholt hätte? Ich weiß es nicht, aber jedenfalls kann ich seit gestern wieder seelenruhig schlafen. In diesem Sinne: gute Nacht!
Ich habe es wahrscheinlich zehnmal angekündigt und noch öfter betont, allein schon deshalb, damit ich mich auch selbst daran halte. Derzeit mache ich eine Laufpause.
Das ist natürlich - trotz Urlaubs - nicht gleichbedeutend mit Nichtstun oder gar Langeweile. Ganz im Gegenteil habe ich einen Haufen von Interessen, noch mehr Ambitionen und natürlich auch einige Verpflichtungen, die auch von der offiziell erlaubten Abwesenheit von meinem bezahlten Arbeitsplatz nicht eingedämmt werden. Und während ich ein Weilchen lang die scheinbar grenzenlose Freiheit genoss, mit Terminen und Vorhaben zu Jonglieren und Verabredungen sowie Versprechungen flexibel durch meine freie Zeit zu schieben, gelangte der Schlendrian neulich an eine natürliche Grenze, bei mir bemerkbar durch schlechten Schlaf.
Nun haben wir alle wahrscheinlich Dutzende von Zeitmanagement-Ratgebern gelesen. Und während wir im Kopf nachvollzogen, wie die "kleinen Tricks" alle wunderbar funktionierten, winkte das lässige Mitglied unseres inneren Teams hinter unserem Rücken bereits wieder ab: Was soll so ein winziger Schritt schon bringen? Nur 60 Prozent der Zeit verplanen? Zettel schreiben vor dem Einkaufen? To-do-Liste? Wer's glaubt wird selig.
Allerdings gehöre ich zu den (aus meiner Sicht) Glücklichen, die einmal über ihren Schatten gesprungen sind. Während des Studiums hatte ich so die Chance zu entdecken, dass To-do-Listen doch mehr sind als ein Blatt Papier. Ja, auf mich wirken sie nicht einmal langweilig, bedrohlich oder gar Spaß verderbend. Ganz im Gegenteil finde ich es ungeheuer beruhigend, das Notwendige niedergeschrieben zu sehen. Denn zusammen mit einer vernünftigen Zeitplanung folgt erst aus der gewissenhaft erledigten Arbeit echte Freizeit - für's Laufen oder andere Genüsse.
Wie überheblich war ich zu glauben, dass sich diese Planungsstütze mit dem Studienabschluss überholt hätte? Ich weiß es nicht, aber jedenfalls kann ich seit gestern wieder seelenruhig schlafen. In diesem Sinne: gute Nacht!
Sonntag, 12. Oktober 2008
Die Trägheit der Massen
"Conforme se avanza por la existencia, va uno hartándose de advertir que la mayor parte de los hombres — y de las mujeres — son incapaces de otro esfuerzo que el estrictamente impuesto como reacción a una necesidad externa. Por lo mismo, quedan más aislados y como monumentalizados en nuestra experiencia los poquísimos seres que hemos conocido capaces de un esfuerzo espontáneo y lujoso. Son los hombres selectos, los nobles, los únicos activos, y no sólo reactivos, para quienes vivir es una perpetua tensión, un incesante entrenamiento. Entrenamiento = áskesis. Son los ascetas."*
"Mit zunehmenden Lebensalter wird man nicht umhinkommen zu bemerken, dass der Großteil der Männer - und der Frauen - unfähig zu jeder Anstrengung ist, die ihnen nicht unmittelbar als Reaktion auf eine äußere Notwendigkeit aufgezwungen wird. Gleichzeitig bleiben uns diejenigen wenigen Menschen umso einzigartiger und denkwürdiger im Gedächtnis, die wir als spontaner und luxuriöser [d.h. nicht zwingend notwendiger, d. Übers.] Anstrengung fähig kennen gelernt haben. Sie sind die Auserwählten, die Noblen, die einzig Aktiven und nicht bloß Reaktiven, für die das Leben eine immerwährende Spannung, ein ständiges Training ist. Training = Askese. Es sind die Asketen."
(Eigene Übersetzung, entschieden verbessert durch die Anmerkungen von José. Danke dafür!)
Von Verweichlichung war neulich bei Black Sensei die Rede. Und wäre es wahrscheinlich nicht gewesen, wenn das Tragen zu warmer Kleidung bei Menschen, die aufgrund der Errungenschaften von Heizung und Isolierung und auch des Zwangs, einen Großteil ihrer Zeit sitzend oder stehend ohne Kontakt zur Natur zu verbringen, ein reines "Oberflächenphänomen" wäre.
Dass dem nicht so ist, sondern es vielmehr Ausdruck und Symptom der allgemeinen Weigerung ist, den Dingen in die Augen zu sehen und Verantwortung zumindest für sich selbst zu übernehmen, kann im Kleinen wie im Großen alltäglich beobachtet werden. Das beginnt mit den Kollegen (oder wahlweise Beschäftigten anderer Unternehmen), die sich das Leben nicht selbst durch übetriebenen Ehrgeiz oder Feigheit zur Hölle machen - es ist der Chef, der einfach nicht hellsehen kann und so natürlich immer das für mich Falsche tut. Es setzt sich fort bei den ganz jungen Menschen in der Schule, die nicht einfach mal Vokabeln pauken oder "taktisch die Klappe halten" können, wenn ihr vermeintliches Lebensglück von der rettenden Vier abhängt - stattdessen ist der Lehrer schuld. Desgleichen für die Universitäten, die mit dem Bezahlstudium nun "endlich" zur für die Studierenden anstrengungsfreien Traumnotenvergabeeinrichtung geworden sind - nur weshalb bekommt man keinen Job für das Super-Zeugnis?
Doch kommen wir wieder näher zu einem uns allen bekannten Feld, dem Sport. Regelmäßig betrieben, führt er gemäß langjähriger Erfahrung von Praktizierenden (und jetzt sogar in Studien bewiesen) zu einer Verbesserung des körperlichen und seelischen Befindens. Allein: dieser Weg führt über ein Minimum an Anstrengung und Selbstdisziplin, und dieses Ungemach, etwas selbst in die Hand zu nehmen, bevor es zu spät ist, wollen sich Viele lieber ersparen. Wie auch nicht zwischen zu langen (teilweise selbst auferlegten) Arbeitsstunden und vielleicht einer Familie, in der man den zunächst bequemeren Weg der Nicht-Erziehung und Abwesenheit jeglicher Disziplin(ieruung) gegangen ist? Hinzu kommt, dass ein fernes großes Übel (die Folgen langanhaltender Inaktivität) leichter zu ertragen - weil bequemer - ist als ein nahes kleines - die besagte Anstrengung.
Damit ist keineswegs der Sportler als "besserer Mensch" auserkoren. Vielmehr entpuppt sich die körperliche Inaktivität als Zeichen geistiger Trägheit und allgemeiner Unproduktivität, so auch in dem bereits 1937 erstmals erschienen Werk von Ortega y Gasset. In westlich-sozialmechanistischer Manier geht er gründlich den Prinzipien nach, denen entsprechend die Menschen zu übetriebener Selbstzufriedenheit und damit zu allgemeiner Destruktivität gelangen - und beschreibt dabei in gewisser Weise das Negativ östlicher Weisheitslehren. "Lösung statt Lamento" kann in diesem Zusammenhang nur bedeuten, sich auf den Weg zu machen und andere, soweit sie eine minimale Bereitschaft dazu zeigen, auf diesen Weg mitzunehmen. Nicht Unfähigkeit, nicht Hass, sondern Trägheit und Selbstzufriedenheit sind die Grundübel, aufgrund derer der Mensch sich selbst zum Wolf wird. Zu üben, einen Fuß vor den anderen zu setzen, wird zum individuell befreienden Akt, wobei die Schritte gern symbolisch und im übertragenden Sinne verstanden werden dürfen.
*Ortega y Gasset, José: La rebelión de las masas. Madrid, 2006.
"Mit zunehmenden Lebensalter wird man nicht umhinkommen zu bemerken, dass der Großteil der Männer - und der Frauen - unfähig zu jeder Anstrengung ist, die ihnen nicht unmittelbar als Reaktion auf eine äußere Notwendigkeit aufgezwungen wird. Gleichzeitig bleiben uns diejenigen wenigen Menschen umso einzigartiger und denkwürdiger im Gedächtnis, die wir als spontaner und luxuriöser [d.h. nicht zwingend notwendiger, d. Übers.] Anstrengung fähig kennen gelernt haben. Sie sind die Auserwählten, die Noblen, die einzig Aktiven und nicht bloß Reaktiven, für die das Leben eine immerwährende Spannung, ein ständiges Training ist. Training = Askese. Es sind die Asketen."
(Eigene Übersetzung, entschieden verbessert durch die Anmerkungen von José. Danke dafür!)
Von Verweichlichung war neulich bei Black Sensei die Rede. Und wäre es wahrscheinlich nicht gewesen, wenn das Tragen zu warmer Kleidung bei Menschen, die aufgrund der Errungenschaften von Heizung und Isolierung und auch des Zwangs, einen Großteil ihrer Zeit sitzend oder stehend ohne Kontakt zur Natur zu verbringen, ein reines "Oberflächenphänomen" wäre.
Dass dem nicht so ist, sondern es vielmehr Ausdruck und Symptom der allgemeinen Weigerung ist, den Dingen in die Augen zu sehen und Verantwortung zumindest für sich selbst zu übernehmen, kann im Kleinen wie im Großen alltäglich beobachtet werden. Das beginnt mit den Kollegen (oder wahlweise Beschäftigten anderer Unternehmen), die sich das Leben nicht selbst durch übetriebenen Ehrgeiz oder Feigheit zur Hölle machen - es ist der Chef, der einfach nicht hellsehen kann und so natürlich immer das für mich Falsche tut. Es setzt sich fort bei den ganz jungen Menschen in der Schule, die nicht einfach mal Vokabeln pauken oder "taktisch die Klappe halten" können, wenn ihr vermeintliches Lebensglück von der rettenden Vier abhängt - stattdessen ist der Lehrer schuld. Desgleichen für die Universitäten, die mit dem Bezahlstudium nun "endlich" zur für die Studierenden anstrengungsfreien Traumnotenvergabeeinrichtung geworden sind - nur weshalb bekommt man keinen Job für das Super-Zeugnis?
Doch kommen wir wieder näher zu einem uns allen bekannten Feld, dem Sport. Regelmäßig betrieben, führt er gemäß langjähriger Erfahrung von Praktizierenden (und jetzt sogar in Studien bewiesen) zu einer Verbesserung des körperlichen und seelischen Befindens. Allein: dieser Weg führt über ein Minimum an Anstrengung und Selbstdisziplin, und dieses Ungemach, etwas selbst in die Hand zu nehmen, bevor es zu spät ist, wollen sich Viele lieber ersparen. Wie auch nicht zwischen zu langen (teilweise selbst auferlegten) Arbeitsstunden und vielleicht einer Familie, in der man den zunächst bequemeren Weg der Nicht-Erziehung und Abwesenheit jeglicher Disziplin(ieruung) gegangen ist? Hinzu kommt, dass ein fernes großes Übel (die Folgen langanhaltender Inaktivität) leichter zu ertragen - weil bequemer - ist als ein nahes kleines - die besagte Anstrengung.
Damit ist keineswegs der Sportler als "besserer Mensch" auserkoren. Vielmehr entpuppt sich die körperliche Inaktivität als Zeichen geistiger Trägheit und allgemeiner Unproduktivität, so auch in dem bereits 1937 erstmals erschienen Werk von Ortega y Gasset. In westlich-sozialmechanistischer Manier geht er gründlich den Prinzipien nach, denen entsprechend die Menschen zu übetriebener Selbstzufriedenheit und damit zu allgemeiner Destruktivität gelangen - und beschreibt dabei in gewisser Weise das Negativ östlicher Weisheitslehren. "Lösung statt Lamento" kann in diesem Zusammenhang nur bedeuten, sich auf den Weg zu machen und andere, soweit sie eine minimale Bereitschaft dazu zeigen, auf diesen Weg mitzunehmen. Nicht Unfähigkeit, nicht Hass, sondern Trägheit und Selbstzufriedenheit sind die Grundübel, aufgrund derer der Mensch sich selbst zum Wolf wird. Zu üben, einen Fuß vor den anderen zu setzen, wird zum individuell befreienden Akt, wobei die Schritte gern symbolisch und im übertragenden Sinne verstanden werden dürfen.
*Ortega y Gasset, José: La rebelión de las masas. Madrid, 2006.
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