"Als ich nichts mehr zu geben hatte, ließen sie mich einfach liegen und die Karawane stieg über mich hinweg."
Es war einmal eine Zeit, in der lebten die Menschen glücklich und zufrieden. Jeder hatte ein Auskommen, eine warme Wohnung, genug zu essen, konnte sich dann und wann ein wenig Luxus leisten und - was am wichtigsten war - fühlte sich geborgen und verstanden in einem Kreis von Menschen, die genau so glücklich lebten.
Die Menschen zu jener Zeit waren so glücklich, dass sie Reisenden, die zufällig zu jener Zeit durch jenen Landstrich kamen ohne Umschweife alle Annehmlichkeiten ihres Lebens präsentierten. "Schau nur, wie komfortabel unsere Wohnungen sind. Wenn du möchtest, magst du gern einige Nächte bei mir zu Gast sein!" "Merke dir nur gut, unsere Küche mundet. Wenn du die Muße hast, lade ich dich gern ein, davon zu kosten!" und natürlich auch "Du kannst dir kaum vorstellen, wie bequem unser Leben ist. Genieße es in vollen Zügen, so lange du bei uns weilst!"
Selbstverständlich konnte kaum ein Gast den Verlockungen widerstehen, und wenn das Land einen offensichtlichen Nachteil hatte, dann den, dass die Grenzkontrollen bei der Ausreise viel strenger waren als bei der Einreise. So kam es, dass viele der Gäste sich auf Dauer in dem Land niederließen. Doch in dem Maße wie die Zeit verging, verloren auch die Annehmlichkeiten ihren Zauber: Nicht nur, dass man sie nun nicht mehr einfach so genießen konnte; vor dem Erfolg stand die Arbeit. Doch auch zu dieser gab es nicht ohne weiteres Zugang, dazu brauchte man die Zugehörigkeit zu einer glücklichen Gemeinschaft - was, so der Eindruck der meisten Nicht-Ausgereisten, auch umgekehrt der Fall war: ohne Arbeit keine glückselige Zugehörigkeit.
Natürlich glaubten die neuer Angekommenen zuerst nicht, was ihnen widerfuhr: einige stürzten sich mit besonderem Eifer an die Arbeit, andere spielten Zugehörigkeit, kehrten dann zurück in ihre traurigen Bleiben und wussten, dass dies nichts anderes war als Theater, das sie für sich selbst spielten. So entstand eine Gruppe von Menschen, die wuchs und wuchs und wuchs und außen vor war. Doch nicht einfach ausgesperrt. Sondern im unmittelbaren Angesicht dessen, wonach sie sich sehnten. Unter dem Eindruck der Ideologie, dass sie dazugehören könnten. Nicht auf der anderen Seite eines Zauns, sondern im falschen Film.
Sie unterscheiden sich in nichts von uns. Und wenn sie unter uns sind, können wir sie nicht erkennen. Täten wir das, so sähen wir ihren Film, und wären ab dann...alle im richtigen!
Mittwoch, 26. November 2008
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