Sonntag, 31. Mai 2009

Wenn das Laufen nicht mehr so wichtig ist

Leute, es geht in meinem Leben hoch her derzeit, und das alles ohne zuviel Laufen oder sogar weil ich nicht mehr so viel laufe. Dabei hätte mir die Tatsache, den Rennsteig doch noch irgendwie besiegt zu haben, eigentlich Aufschwung geben sollen. Hat sie auch, aber gestern habe ich dann den geplanten Bad Harzburg-Marathon ausfallen lassen. Einfach so, weil ich mich nicht 100 Prozent fit fühlte und weil ich endlich mal das machen wollte, nach dem ich mich sonst schon während des Laufes sehne, wenn es schlecht läuft: einen ruhigen Tag zu Hause, ein gutes Buch oder in Rihe die Zeitung lesen, etwas schlafen und für meine Freunde mehr Zeit haben als ein gehecheltes Lebenszeichen zwischen 2 Trainingseinheiten.

Gesagt, getan. Gelaufen bin ich aber trotzdem, 11 Kilometer in ganz ruhigem Tempo, und danach ging es mir auch gut. Aber ansonsten versuche ich, den Stellenwert des Laufens in meinem Tagesablauf derzeit zu reduzieren. Irgendetwas ist anders. Ich laufe noch, aber ich laufe zum Genuss, kann mich nicht mehr "pushen", verspüre keine Energie mehr aus der Selbstüberwindung, sondern nur noch aus dem Genuss des Augenblicks, wenn ich laufenderweise an der frischen Luft unterwegs bin. Natürlich macht mich das auch ein bisschen traurig - die Ambitionen, die ich noch Anfang des Jahres hatte.

Aber wie sagt man so schön: Wenn sich die eine Tür schließt, öffnet sich irgendwo eine neue. Endlich, nach über zwei Jahren mehr oder weniger intensiver Suche habe ich es jetzt geschafft, eine Doktorandenstelle zu finden. Das wird mit einer Menge pendeln verbunden sein und neben meinem Job, den ich auf halbe Stundenzahl reduzieren werde, eine weitere Beschäftigng, die mich anders als nur körperlich in Anspruch nehmen wird. Falls das jetzt nicht so klingen sollte: ich bin über diese Entwicklung in meinem Leben überglücklich, halte mich nur deshalb zurück, weil ich es bis jetzt kaum fassen kann.

Nebenbei - aber wirklich nur "nebenbei" - werde ich natürlich weiter laufen. Heute Morgen war ich auch schon wieder 10 Kilometer im 5:30er-Schnitt unterwegs; unter dem bedeckten Himmel und mit einem leichten Wind auf der Haut ist das wirklich der schönste Start in einen Tag, den ich mir vorstellen kann. Man will ja auch nicht zur übergewichtigen Stubenhockerin mutieren, das täte der wissenschaftlichen Qualität sicher auch nicht gut. Aber jede freie Minute ins Laufen zu investieren, danch steht mir gerade der Sinn ganz und gar nicht. Die Welt ist so vielfältig, und meine Freunde danken mir die neue Gelassenheit schon jetzt ;-)

Dienstag, 19. Mai 2009

Siebenunddreißig Fragen (Stöckchen)

Kaum bloggt man wieder (und liest bei anderen), schon werden einem wieder Stöckchen hingehalten. Also gut, dieses von der lieben Cécile nehme ich dann mal bereitwillig an. Ist ja vielleicht auch interessant für meine Leser, das eine oder andere Detail über mich zu erfahren.

1. Where is your cell phone? in the front pocket of my backpack
2. Your significant other? a handful of people who have shared part of teh way with me
3. Your hair? always messy
4. Your mother? gets better the older we get
5. Your father? no longer alive
6. Your favorite thing? sleeping, reading all kinds of books
7. Your dream last night? I was too tired to dream
8. Your favorite drink? Mango Lassi 9
9. Your dream/goal? the space here would not be enough to list them all
10. What room you are in? my office
11. Your hobby? (ultra) running
12. Your fear? medical professionals when they want to take my blood pressure
13. Where do you want to be in 6 years? I guess Berlin would be a good place to start
14. Where were you last night? at home
15. Something that you aren't? stupid
16. Muffins? Blueberry
17. Wish list item? that people stick more to reason
18. Where you grew up? Germany, US
19. Last thing you did? read blogs
20. What are you wearing? bluejeans, finisher t-shirt from the "Rennsteig", white sweater jacket
21. Your TV? none
22. Your pets? neither
23. Friends? I wonder...
24. Your life? is such!
25. Your mood? has to be determined on a day-to-day basis
26. Missing someone? my ex-boyfriend and someone to share all my thoughts and ideas with in general
27. Car? Nissan Micra K12 black
28. Something you're not wearing? high heels
29. Your favorite store? hard question
30. Your favorite color? orange, light green, ruby
33. When is the last time you laughed? a couple of minutes ago
34. Last time you cried? on Saturday upon crossing the finish line of an ultramarthon (tears of joy and relief)
35. Who will resend this? as I haven't forwarded it yet: noone
36. One place that I go to over and over? Riddagshausen natural heritage area near my city
37. One person who emails me regularly? Didier
38. My favorite place to eat? 2 Turkish restaurants in my city

WEITERGEBEN möchte ich das Stöckchen gern an Hannes und DiRo :-)

Montag, 18. Mai 2009

Fragt bitte nicht nach dem R...

Am Samstag hat bereits de Rennsteiglauf stattgefunden, und wie ihr euch denken könnt, ist es nicht gerade ein überwältigend gutes Zeichen, dass ich dazu bis heute kein Byte von mir gegeben habe. Allerdings war meine indiskutable Leistung (8:44 Std.) nur einer der Gründe; daneben stecke ich auch beruflich bis über beide Ohren im Viel-zu-tun-Sumpf, und bin dabei, auch sonst noch einige Teilaspekte meiner bescheidenen Existenz im Kopf zu sortieren.

Aber kommen wir zum Hauptteil. Also: meine Leistung war, wie bereits vermutet und oben gschrieben, indiskutabel. Viel schlimmer aber war, dass es sich um eine Ultra-Lauf-Leistung handelt, die unter dem gewohnten Niveau erbracht werden musste. Und das bedeutet: Unlust, Bedenken, es überhaupt zu schaffen, ein nie dagewesenes Überwältigtsein durch die verbleibende Strecke und, und, und. Wenn ein Boxer verliert, bekommt er ein, zwei herbe Schläge und dann ist es vorbei. Bei diesem Lauf kam es mir dagegen so vor, als müsse ich ewig für meine Trainingsfaulheit büßen - und das bereits ab Kilometer 15.

Das war der Punkt, an dem ich allerspätestens ernsthaft daran dachte, den Rest der Strecke mehr zu gehen als zu laufen. Dem vorangegangen war ein Spuck-Attacke eines unvorsichtigen Läufersn mitten auf meinen Hals. Und statt sich bei mir zu entschuldigen, fängt dieser jemand (angeblich ein 29-maliger Teilnehmer) an herumzupöbeln nach dem Motto: "kannst ja zuhause bleiben" und auch noch "Anfänger wie du schaffen's eh nicht" (weil ich ihn immer am Berg überholte und er mich dann auf den Flachetappen wieder einfing. Unter normalen Umständen hätte mich das wahrscheinlich richtig angestachelt (was kann ich dafür, wenn er 29 Male braucht, um mein Niveau zu erreichen), aber so wie der Tag in meinem Kopf startete, hatte ich spätestens ab da keinen Bock mehr. Ist das eigentlich ein deutsches Phänomen, jungen Menschen ihre fehlende "Orthodoxie" vorzuwerfen? Ist das die Anwendung des Prinzips Neidgesellschaft auf den Laufsport?

Naja, jedenfalls habe ich mich durchgekämpft, mich von der Heidelbeersuppe bei >30 Kilometern und den besser werdenden Verpflegungsstationen bei 45 und 55 Kilometern anstacheln lassen, zumindest gehend durchzuhalten.

Am Ende war ich dann doch stolz, auf der Zielmatte (vom Champion-Chip-System) zu stehen, duschte in Ruhe und ließ mich von den Läuferinnen mit andersfarbigen Medaillenbändern (grün war Ultra, rot-weiß Marathon und HM) feiern wie eine Siegerin. Und irgendwie bin ich das ja auch. Ich glaube, mein innerer Schweinehund und mein Kampfgeist sind nun endlich wieder an ihrem Platz. Und meine Muskeln auch schon fast ;-)

Dienstag, 12. Mai 2009

Von der Leichtigkeit des Laufens

Hätte ich es heute so gehalten wie die meisten Laufanfänger (und die meisten Menschen), so hätte ich nicht abermals erfahren, wie leicht laufen sein kann. Warum nicht? Weil die ersten Schritte es nicht waren, und das Durchringen dazu nach einem nur halb langen, dafür aber umso ereignisreicheren Arbeitstag fast schon unendlich schwer.

Na gut, in 4 Tagen ist Rennsteiglauf, und auch wenn ich rein verstandesmäßig noch manchmal mit dem Gedanken spiele, gar nicht dort zu starten, so sagt mir mein sportlicher Ehrgeiz und mein tiefer läuferischer Kompass zum Wohlbefinden doch, dass ich genau dies (also nicht starten) nicht tun werde.

Folglich quälte ich mich so gegen 18:30 Uhr auf meine gewohnte Laufstrecke um den See. Die Schritte glichen einem Schleichen, de Knie taten mir weh, und ständig überholten mich Leute, die nicht so aussahen, als würden sie außer heute besonders oft ihre Sportschuhe schnüren.

Dennoch veränderte sich in mir bereits etwas auf dem ersten Kilometer (den Garmin geflissentlich nicht maß). Es veränderte sich, was sich immer verändert, wenn ich laufe, und an das ich mich nicht mehr erinnern kann, wenn mir das Aufraffen mal wieder schwer fällt: Ich werde eine andere, lasse die Schwere des Alltags hinter mir und entdecke eine Form des Einsseins mit meinem Körper und der Natur, die mich umgibt. Heute war mir zugegebenermaßen zusätzlich schwindlig; auch eine Form von "Entrücktsein", aber sicherlich nicht die von mir gesuchte. Doch selbst das besserte sich nach ein paar geduldigen Kilometern im guten 6er-Schnitt. Offenbar kann einem der Körper manchmal noch kleine Sünden verzeihen: Trainingsfaulheit, unpassende Ernährung und was dergleichen mehr Geißeln sind.

Jedenfalls kam ich von meinem um knapp 3 Kilometer verlängerten Standardründchen wie neu geboren zurück. Jetzt gibt's noch was zu feiern bei Ayran und Tortillachips. Genaueres demnächst auf diesem Blog. Es ist nämlich so toll, dass ich es selbt noch kaum glauben kann.

Montag, 4. Mai 2009

Nächtlicher Auslauf

Es hätte ein schöner, ruhiger Start in die Woche werden können. Hätte, denn einer meiner Vorgesetzten kam heute spontan darauf, mich in die Pampa bzw. mit dem Zug nach Hagen in Westfalen zu schicken. Wer des Öfteren Bahn fährt, wird sicherlich nachvollziehen können, wie sehr ich das Leben heute "in vollen Zügen" genossen habe, mit einer guten Stunde Verspätung, die den eingeplanten Puffer vor meinem Termin auf praktisch "0" sinken ließ.

Bei der Rückfahrt habe ich es dann verpennt; statt nochmal auf den Plan zu gucken, ging ich davon aus, dass der Zug im Studentakt führe und ich den eine Stunde vor dem gepanten fahrenden soeben verpasst hatte. Nach einem leckeren Putenbrust-Brötchen mit noch leckererem Milchkaffee musste ich dann feststellen, dass mein Zug vor zwei Minuten abgefahren war, ich ihn also gar nicht eigentlich verpasst, sondern unbewusst vertrödelt hatte. Und dann der IC: Kann mir jemand erklären, weshalb dies Verbindung nur an Freitagen im April über Hannover hinaus bedient wird? Naja, wie sgte Einstein so schön (oder ähnlich): Man muss die Bahn nicht verstehen, man muss sich nur in ihr zurechtfinden ;-)

Um kurz vor 22 Uhr war ich dann also auf dem Hauptbahnhof, wenig später in meiner Wohnung und ein noch infinitesimal kleineres Zeitinterval später "auf der Piste". Eigentlich wollte ich ja richtig langsam (~6er-Schnitt) machen. Heraus kamen 5:20 Minuten pro Kilometer - und (wie seit letzter Woche immer) seltsame beidseitige Knieschmerzen. Allerdings ist das zumindest im Moment kein Grund, das Laufen herunter zu schrauben, und da spielt der Rennsteig eine weitaus geringere Rolle als der hohe Entspannungswert nach einem langen Tag im Büro. Summa summarum habe ich meinen nächtlichen Auslauf also genossen. Vielleicht kriegen sich die Knie ja auch wieder ein!

Sonntag, 3. Mai 2009

Wasserstandsmeldung

"Ich laufe ihn, ich laufe ihn nicht, ich laufe ihn..." So oder ähnlich hört es sich seit Wochen in meinem Kopf an, wenn ich an den Rennsteiglauf denke. Was die Sache nicht gerade erleichtert, ist, dass ich beim Training mit einem etwas seltsamen Problem konfrontiert bin. Ich habe nälich bevor es losgeht immer so wirklich überhaupt gar keine Lust zu laufen; bin ich dann aber auf der Piste, stelle ich wehmütig fest, wie viel Spaß mir das Laufen macht, sobald die lästige Tritt-dich-in-den-H...-Phase erfolgreich überstanden ist.

Allerdings bewahrt mich dies alles nicht vor Rückschlägen, einige davon erwartet, andere aufgrund eigener Schusseligkeit und wieder andere, weil das Leben wohl so spielt. Unter anderem fing nämlich vor 3 Wochen mein Heuschnupfen wieder an. Juckende Nase, brennende Augen, das volle Programm halt. Dagegen helfen dann nur Tabletten, deren einzige Wirkung offenbar darin besteht, mich in einen komatösen Schlaf zu versetzen, während dessen überlanger Dauer mir neben dem Gesichtsjucken auch alle anderen Aspekte des Lebens und der Welt egal sind.

Letzte Wochen Sonntag allerdings hatte ich mich tatsächlich zu einem langen Lauf (>30 Kilometer) aufgerafft und ahnte schon, dass es heiß bzw. schwül werden könnte. Nur reicht eine solche Ahnung bei jemand Dickfälligem wie mir wohl nicht so recht aus, um entsprechende Vorkehrungen zu treffen. Und so sah ich vor lauter Dehydrierung jenseits Kilometer 20 schon Sterne - bis mich ein solidarischer Läufer an seiner Wasserflasche trinken ließ, und ich nach geschlagenen 2:45 Stunden doch noch aus eigener Kraft das traute Heim erreichte.

Nach diesem Erlebnis nahm ich mir (mal wieder) fest vor, in der folgenden Woche regelmäßiger und vernünftiger zu trainieren. Das war vergangenen Montag, und vergangenen Montag war es auch, dass ein Berg Arbeit in Form eines Projekts kurzvor der Deadline über mich hereinbrach; als ich dann um 22:45 Uhr aus dem Büro zu Hause war, hängte ich noch schnell einen 10er dran. Was so eine Läuferin ist, lässt sich doch nicht unterkriegen.

Bis gestern war ich dann einige angenehme Tage im Harz, wandern rund um den Brocken. Das war dann (mit einigen Lauf-Einlagen an den felsigsten und steilsten Stücken) Naturerlebnis und Herausforderung ganz nach meinem Geschmack. Am Fuß des Brockens in Schierke traf ich dann auch auf die Absolventen des 2. Braunschweig-Brocken-Laufs(selbsredend bekannte Gesichter), und erfuhr zu meinem großen Glück, dass der Rennsteig ja noch gar nicht nächstes, sondern erst übernächstes Wochenende stattfindet. Also: ich laufe!

Im Laufe der Woche werde ich noch ein paar Fotos von meinen Wanderungen hier einstellen. Der Apparat ist noch im Harz, und kommt dann nach ;-)