Sonntag, 28. Juni 2009

Indiaka, Bootstaufe und 2 Läufe

Ein vollgepacktes Wochenende war's, und eins, an dem ich einem guten Vorsatz nachging: mal wieder einen anderen Sport als das Laufen auszuüben. Die Wahl fiel nicht schwer, da sich gerade eine gute Gelegenheit boot, in der Kirchengemeinde die Disziplin Indiaca anzugucken. Ja, ihr lest richtig, denn "zugucken und reinschnuppern" stand auf der Anmeldung.

Dass daraus nichts wurde, lag daran, dass man einerseits für diese Sportart 10 (2x5) Spieler/-innen benötigt; allerdings waren außer mir nur 9 Mitglieder des "harten Kernteams" vertreten. Und zum anderen kann ich natürlich sowieso nicht lange stillhalten, wenn in meiner Nähe gesportelt wird. Da wir die Teams immer mal wieder durchtauschten, kann ich nur berichten, dass ich nicht immer nur verloren habe. Und angestrengt habe ich mich offenbar auch, denn meine rechte Schulter zieht heute ganz schön von den vielen Angaben, die ich machen musste...da ich nur wenige beim ersten Versuch über's Netz (Beachvolleyball) bekam.

Heute Nachmittag ging's dann auf zur Bootstaufe. Und zwar nicht irgendeines Bootes, sondern eines selbst gebauten Kanus. Wenn ich gewusst hätte, dass die Gäste auch fahren dürfen, hätte ich Wechselklamotten eingepackt. Da sich der Kanadier, der zunächst noch aus 3 Einzelteilen zusammengebot werden musste, aber als recht instabil im Wasser entpuppte, verließ mich ein wenig der Mut: ich kenne mich und wollte nicht wasser- und schlammtriefend durch die Stadt zurückradeln müssen. So blieben Bionade, wirklich leckere selbst gemachte Berliner und ein paar Fotos von dem freudigen Ereignis.

Fachfrauischer Zusammenbau:

Das gute Stück wird zu Wasser gelassen:

Jungfernfahrt der stolzen Besitzerin:



Und "for the record" jetzt noch meine Läufe, gestern 10 und heute Vormittag 20 Kilometer.

Freitag, 26. Juni 2009

"Lauf in den Tag"

Ich hab's mal wieder getan: 10,32 Kilometer sind zusammen gekommen in gemütlichen 59:04 Minuten - und das bei Dunkelheit und schwülem Nieselwetter. Aber es musste einfach sein, nachdem sich mein erster Arbeitstag nach dem Urlaub leider gar nicht gemütlich anließ. Schlafen hätte ich wahrscheinlich ohnehin nicht können, und beim Schmökern in einem guten Buch wären mr immer wieder irgendwelche Wut oder Verwünschungen hochgekommen.

Und da's hier draußen mit meiner Otto-Normalerbraucher-Kamera auch wirklich nichts zu fotografieren gab, noch einmal Impressionen von Lanzarote:

Eine Seefahrt die ist lustig...


...eine Seefahrt die ist schön,



...und noch manches andre (hier: Stockfisch auf der Leine) seh'n:



Einsamer Strand mit türkisblauem Wasser...

...Häuser am Meer

mit Schneckenhäusern übersäter Sand...

Eine Wüste

...und ein Blick für's Detail:

...glücklicherweise ist die Öde kleiner, als sie scheint!

Donnerstag, 25. Juni 2009

Lieber nicht hingucken ;-)



Über's Blutspenden hatte ich bereits vergangenen Dezember berichtet. Heute, nachdem der Rennsteiglauf hinter mir und alle möglichen anderen läuferischen Saisonhöhepunkte noch weit genug vor mir liegen, habe ich es wieder einmal gewagt. Passen zum Anlass war das Wetter besch..., was sich vor allem beim Warten vorm Blutspende-Mobil des DRK im Regen unangenehm bemerkbar machte.

Zeit hatte ich eigentlich auch keine und zu wenig gegessen und getrunken sowieso, aber nachdem ich den medizischen Check erfolgreich überstanden hatte (mein Blutdruck war 120/80, da kann man mal sehen, was ich als Läuferin immer noch für einen Schiss in der Hose habe...) und zuvor noch eine Bekannte zum Mitkommen überredet, gab es kein Zurück mehr.

Wie eigentlich immer war es bei mir nicht schlimm und ging dank fleißigem Pumpen mit so einem seltsamen Schaumgummi-Herzchen auch recht schnell. Erfreulich fand ich, dass diesmal an der Uni auch wirklich viele Erstspenderinnen und Erstpender dabei waren - bestimmt jede/r 3. oder 4. Die meisten gaben sich auch ganz cool und waren's wohl auch.

Etwas gelitten habe ich allerdings mit einer jungen Frau neben mir, die erst mehr als das normale Maß gezögert hat - soll ich, soll ich nicht? - sich dann aber durchrang und ... den ganzen Vorgang der Blutentnahme lang sichtbar zitterte. Da ging es mir irgendwie durch Mark und Bein. Und was ich gar nicht mochte, war diese Hilflosigkeit meinerseits, dass ich nicht wusste, ob ich etwas zu ihr sagen sollte, und wenn ja, was? Ich habe es dann gelassen, und beim Imbiss sah ich sie dann körperlich ok, aber irgendwie noch mitgenommen von der Erfahrung dasitzen. Einmal in einem solchen Augenblick nicht hilflos sein...

Und übrigens rede ich mir ja immer ein, dass Hingucken mehr nützt als schadet. Die laienpsychologische Theorie dahinter ist, dass man mich als Kind immer daran gehindert hat - und ich mir so die schrecklichsten Vorstellungen vom Geschehen machte. Ganz so schlimm ist es jetzt nicht mehr. Aber damit ich nicht doch vorher wegziehe, luke ich erst wieder auf meinen Arm, wenn die Nadel "sitzt". Soviel zum Thema "mutig" ;-(

Mittwoch, 24. Juni 2009

Anhaltendes Fernweh


Noch vor 2 Tagen bin ich über die Strandpromenade von Playa Blanca gejoggt, frühmorgens, denn dann war es nicht so heiß. Zu meiner einen Seite gab es immer den Ozean, dessen Wellengeräusche beruhigend an mein Ohr drangen. Und dazwischen stellte ich mir vor, ich würde von den frechen Möwen angefeuert, die auf den Lavafeldern an der Küste auf Beute warteten oder auch um einen bereits gefangenen Fisch stritten; dass mir die Papageien bewundernd(?) hinterherpfiffen, brauchte ich mir nicht vorzustellen - sie taten es wirklich.

Nun hat mich mein Zuhause wieder. Immerhin 24°C, immerhin blauer Himmel und ein bisschen Wind ist ja bei sportlicher Betätigung kaum zu verachten. Und dennoch spüre ich den Kontrast. Braunschweig ist nicht Lanzarote, die Wirtschaftswege und Pfade im Park haben nichts von dem entspannenden Ambiente eines tropischen Urlaubsparadieses. Ja, ich kämpfe noch mit meinem Fernweh. Immerhin bin ich ihm heute ein Stück weit davongelaufen. Und zur Erinnerung, Impressionen Teil II:

Lädt zum Entspannen ein - ein Weingut

In mühsamer Kleinarbeit schützen die Bauern ihre Reben vor dem Wind

Wandern statt faulenzen

Karger Ausblick

Und tolles Panorama (Famara-Klippen)

Das "Tal der tausend Palmen" (Haría)

Mondsee im Lavatunnel (Jameos del Aqua)

Mit dazugehöriger künstlicher Lagune - in der nur der spanische König baden darf

Also kühle ich mir die heißgelaufenen Fahrwerke im Atlantik (La Caleta de Famara)

Dienstag, 23. Juni 2009

Lanzarote-Impressionen (I)


Liebe Blog-Gemeinde,

wie letzte Woche angekündigt, war ich im Urlaub auf Lanzarote. Was ich dort erlebt habe, passt schwerlich in einen einzige Blogbeitrag, und es lässt sich auch nicht so gut in Worte fassen.

Nur so viel: Lanzarote ist aus meiner Erfahrung wirklich ein lohnendes Urlaubsziel nicht nur mit Traumstränden, sondern vor allem mit aufregenden Naturschönheiten und der Chance für ein abwechslungsreiches Besichtigungsprogramm. Im Übrigen war ich jeden Tag laufen. Dazu musste ich allerdings recht früh (~ 7 Uhr) aufstehen, um nicht mit voller Wucht von der Hitze getroffen zu werden.

Hier nun die versprochenen Bilder:

Hotel

Traumstrand "Papagayo"

Endlich selbst im Meer

Von der Hitze lagert sich Salz auf den Felsen ab

Feuerberge


Flammen, die aus der Erde kommen


...Fortsetzung folgt

Sonntag, 14. Juni 2009

Eine Reise in die Vergangenheit



Das Thema Reisen lässt mich dieser Tage offenbar nicht los, obwohl die heutige Unternehmung sich natürlich bescheiden ausnimmt gegen die große Tour, die ich nächste Woche vorhabe. Es ging nämlich auf den Brocken.

Anlass war, dass meine Oma da "immer noch mal hin wollte". Und da die Dame gestern 89 geworden ist, bestand ein gewisser Zugzwang: auch bei optimistischer Schätzung sind allzu viele Geburtstage wohl nicht mehr drin. Ein bisschen Schlitzohrigkeit gehörte außerdem dazu. Denn zwar jammert meine Oma udn (mir und meiner Mutter) immer vor, was sie alles unternehmen möchte. Macht man dann allerdings einen konkreten Termin aus, sagt sie, wenn man sie gerade abholen will, mit einer mehr oder weniger fadenscheinigen Begründung ab. Also ließen wir den Trip ihr gegenüber als "Fahrt ins Blaue" laufen.

Heute Morgen dann der Erfolg: pünktlich um Viertel vor 10 stand sie abfahrbereit in ihrer Wohnung, Oma und Rolator ins Auto geladen, und ab ging's. Geplant war, die Brockenbahn ab Schierke zu nehmen. Da wir dort allerdings den Bahnhof nicht fanden (alle Straßenschilder sind in Frakturschrift auf Holz gelötet - sehr schwer lesbar vom Auto aus), bestiegen wir den Zug mit etwas Gehetze schließlich in Drei Annen Hohne.

Schiiiiet! Ab fuhr die Dampflock. Langsam, gemächlich und unendlich nach Schwefeldioxid und sonst noch was riechend, wenn sie den schwarzen Rauch ausstieß. Ich genoss das Schauspiel bei strahlendem Sonnenschein auf einer der Plattformen am Ende des Waggons, schoss ein paar Fotos von Zug und Landschaft (die ich als Wanderrevier sehr gut kenne) und ließ mich ansonsten vom Rattern der Räder auf den Schienen und dem Quieschen der Scharniere zwischen den Waggons einnehmen.

Die Fahrt dauert fast eine Stunde; das ist zwar immer noch schneller als zu Fuß, aber keine echte Zeitersparnis, und vor allem ist das Erlebnis doch viel intensiver, wenn man einen Berg auf Schusters Rappen erklimmt. Na gut, mit Oma halt nicht drin!





Oben angekommen, gab's erstmal Thüringer Bratwurst, Apfelschorle und Kaffe aus Plastiktassen für die ganze Familie. Dann war Oma genug ausgeruht, so dass wir es schafften, sie mitsamt Rollator doch ziemlich nah an den höchsten Punkt zu bugsieren.
Ganz aber dann doch nicht. Die paar letzten Schritte taten meine Mutter und ich allein über den Felsdurchsetzten Schotter. Oben hatte man heute strahlenden Sonnenschein und halbwegs Fernsicht, bis auf nach Braunschweig ;-(




Auch wenn sie nun den allerhöchsten "Gipfel" nicht mehr erklimmen konnte, gefiel meiner Oma der Ausflug sichtlich. Nachdem sie sich das Treiben ungefähr eine Stunde angesehen hatte, sagte sie nämlich: "Als wir mit der Schule hier oben waren, war es noch nicht so voll." (Das war vor 75 Jahren!)

Dann begann es sich einzutrüben, und wir waren froh, dass unser Rückzug bald zur Abfahrt bereitstand. Unten angekommen, stand uns der Sinn noch einmal nach gemeinsamem Kaffeetrinken. Während ich zu Fuß vorging, um das Auto zu holen, fiel mir das passende Stichwort ein: "Königskrug". Das ist ein im Braunschweiger Land legendäres kleines Gasthaus, in dem es riesige Windbeutel gibt. Nun gut, die haben wir dann doch nicht mehr verzehrt, sondern Apfel- bzw. Waldbeerenkuchen und ein Kännchen Kaffee. Aber immerhin konnte ich die Augen meiner Oma noch ein zweites Mal an diesem Tag voll guter Erinnerungen glänzen sehen: "Wie früher."

Jetzt bin ich ... geschafft von dem ganzen Rumsitzen und Mitdenken für jemand anderen, der nicht mehr so eben mal schnell umdisponieren kann wie ich selbst, falls etwas schlecht geplant ist. Das ist dann wohl eher (aber hoffentlich nicht) die Zukunft.

Samstag, 13. Juni 2009

Ich packe meinen Koffer...

...und was nehme ich mit?

Meine Sonnenbrille, Sonnencrme LSF 30, ein Käppi, Wanderschuhe, einen Bikini, einen Rock, bequeme Sandalen, einen Fotoapparat...

Ja, liebe Leute, ihr habt richtig geraten: DieErleberin verreist außerhalb Deutschlands, dorthin, wo es warm ist, und man die Sonne nicht nur als diejenige Funzel kennt, die für die schmutziggelben, lila gerandeten hellen Flecken in den Wolken verantwortlich ist. Ich bin ganz aus dem Häuschen, denn dieser Urlaub kam ein wenig plötzlich - und ist gleichsam die Erfüllung eines Traumes.

Am Dienstag geht es los, 6 Tage Lanzarote, Hotel in direkter Strandlage, aber auch einen Mietwagen habe ich gleich mitgebucht - schließlich will ich ja die schöne Landschaft auch sehen bzw. dorthin kommen, von wo man sie erwandern kann.

Eine nette Zugabe wird sicherlich ein verbesserter "Teint" sein. Wobei, wenn ich's mir recht überlege, sehe ich schon wegen des öfteren Laufens immer recht gut erholt aus - zum Leid- und Neidwesen meiner sportlich inaktiven Umgebung.

So, jetzt werd' ich mir erstmal 'ne Familienfeier "antun" und dann noch ein paar Kleinigkeiten für die Reise besorgen. Der Countdown läuft :-)))

Dienstag, 9. Juni 2009

Mein 2-Tage-Streak

Gestern morgen war ich laufen. Ich bin losgegangen einfach so aus Pflichgefühl. Dabei habe ich mir immer wieder selbst gesagt, dass es mir nach dem Lauf besser gehen wird. Und obwohl es mir währenddessen besch... ging (ich werde beim Laufen immer leicht depressiv), war es danach wirklich super.
Heute habe ich diese Nummer auch durchgezogen, Auf einer wunderschönen ländlichen Strecke zwischen hohem Mais - und zu Beginn in strömendem Regen.
Morgen: lass' ich's, der Knie wegen.
Kann laufen (so) schön sein?

Sonntag, 7. Juni 2009

Ein Wort zum Sonntag

Früher bin ich am Sonntag und auch abends gern in die Stadt gegangen. Alles war ruhig, Tauben, die sich aus Papierkörben bedienten kündeten nostalgisch von der Betriebsamkeit des Tages, die nun allerdings in eine umfassende Ruhe übergegangen war. Wenn man Menschen begegnete, so waren es entweder die obligatorischen Stadtstreicher oder andere, die mit nichtssagendem bis entspanntem Gesichtsausdruck einen Spaziergang machen.

Allerdings war das die Zeit, bevor der Ladenschluss fiel und ein findiger, "wirtschaftsnaher" Bürgermeister "Events" zu kreiieren begann, die an mindestens einem Wochenende im Monat für eine Ausnahmegenehmigung zur Sonntagsöffnung langten. Heute fürchte ich mich teilweise vor den Wochenenden. Denn selbst wenn ich die unmittelbare Innenstadt meide, bekomme ich die Auswirkungen des dortigen Geschehens doch direkt in meinem sonntäglichen Ablauf zu spüren: der Verkehr auf der nahen Straße ist so laut wie am Werktagen, die ersten Laufkilometer stapfe ich durch Abgaswolken unter leidenden Allebäumen, und nicht mal meine Oma kann ich mit dem Auto abholen - vor ihrer Tür alles zugeparkt.

Dann wird mir irgendwann schlecht. Habt ihr schon einmal (zum Beispiel) einer Frau an der Kasse dabei zugeschaut, wenn sie ihr Portemonnaie öffnet und ihr hart Verdientes gegen irgendwelche "Dinger" eintauscht? Ein entwürdigend-traurigmachender Anblick. Und wie kann es sein, dass Kinder nur noch nach dem Prinzip "Um Kaufen betteln - ruhiggestellt sein" zu funktionieren scheinen? Genau das aber ist Konsum: er hält die Menschen gefangen, macht sie abhängig von sich und hindert sie nebenbei auch noch, etwas Schöneres in und mit ihrem Leben zu machen.

So tief, dass der Wechsel von der freien zur Konsumgesellschaft nur mir aufstößt, sind wir aber glücklicherweise noch nicht gesunken. Aufgrund eines Hinweises vom Kirchentag stiße ich auf diese Initiative der Katholischen Arbeitnehmerschaft. Von dort stammt unter anderem der bedenkenswerte Satz: "Der Sonntag zeigt uns, dass der Mensch in unserem kapitalistischen Wirtschaftssystem mehr ist als nur Produzent und Konsument. Wenn wir es nicht schaffen, den Sonntag als gesetzlich geschützten arbeitsfreien Tag zu halten, dann verlieren Ruhe und Muße ihren Wert und dienen einzig dazu, um im Hamsterrad der Arbeitswelt weiterfunktionieren zu können."

Wollen wir hoffen, dass das auch die Verantwortlichen - nicht selten aus "christlichen" Parteien - begreifen. Und es denen vor Augen führen, die über Stress, Erziehungs- und Geldprobleme und was dergleichen Absurditäten mehr sind, klagen.

Samstag, 6. Juni 2009

Endlich entschieden

Morgen ist ein besonderer Tag. Das wird sich daran zeigen, dass eine lästige Pflicht mich nicht zuerst auf die angestammte Laufstrecke, sondern in irgendeine in der Nachbarschaft liegende Schule führen wird. Ihr ahnt es: Es ist Europawahl, und wenn ich ehrlich bin, hätte ich das beinahe vergessen. Nicht, dass ich mich nicht für Politik interessieren würde. Aber derzeit habe ich gerade eine Art Überdruss, und ein weiteres Problem ist, dass ich von keiner der antretenden Parteien ihre Position zu Europa so gut kenne, dass ich mich begründet für oder gegen sie entscheiden könnte. Andererseits: Nichtwählen? Das habe ich ein einziges Mal gemacht, und danach hat mich dann noch nach Wochen das schlechte Gewissen geplagt. Was soll aus einer Dekokratie werden, wenn niemand hingeht? Eben deshalb bin ich froh, endlich an dem Punkt angekommen zu sein: ich werde pflichtbewusst hingehen; und ich werde mit meiner Stimme für eine demokratische Partei verhindern, dass irgendwelche Verrückten im Parlament dieses Kontinents die Oberhand erhalten. Na endlich!

Mittwoch, 3. Juni 2009

In der Stadt

Gestern war ich bereits sehr früh auf der Arbeit. Entsprechend früh konnte ich bei dem schönen (und fast schon zu heißen) Wetter gehen, um etwas zu tun, dass mir ... leider weniger beliebt. In weniger als 2 Wochen fahre ich ja schon in den Urlaub (Kurztrip nach Kroatien), und zu diesem Zweck brauchte ich noch: eine Sonnenbrille, einen neuen Trolley, eine kurze Hose.

Ein Wunder, dass ich mich nach einem Zwischenstopp zu Hause tatsächlich zum Gang "Downtown" aufgerafft habe. Sehr luftig angezogen spielte im Hinterkopf währenddessen "Summer in the City" von Bruce Springsteen. Dabei hat Braunschweig reichlich Grün, und der Park, durch den mein Weg zur Stadt führt, lud eigentlich eher zum Verweilen ein, als dass er wie überhitzter Beton lebensfeindlich wirkte. Die Geschäfte sind ja heutzutage ohnhehin größtenteils klimatisiert.

Fangen wir mit dem Schwierigsten an. Ich finde ja, dass ich mit neuen Brillen immer schrecklich aussehe - und mit Sonnenbrillen im Allgemeinen sowieso. Also rein in den ersten Optikerladen (eine Fielmann-Filiale), nix gefunden, wieder raus. Nächstes Geschäft, ein inhabergeführtes, nette Bedienung, nicht zu hoher Preis (eine Brille mit den eigenen Glasstärken kommt ja immer teurer als eine von der Stange) aber irgendwie alles nicht mein Stil. Bei Apollo (von wo ich meine Alltagsbrille habe) viel Gerummel, Bedienung hat keine Zeit und das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt nicht. Dann noch Window-Shopping bei einer etwas höherklassigen norddeutschen Kette; schließlich in die zweite Fielmann-Filiale. Und was soll ich sagen: die Brillen gefallen mir auf einmal nicht nur in großer Zahl, sie sitzen auch ganz gut (will sie ja auch mal beim Joggen am Strand tragen können).

Schließlich habe ich 5 Modelle zur Auswahl. Da hilft jetzt nichts, außer sich an eine der frei herumlaufenden Optikerinnen heranzuschmeißen. "Beratung" ist angesagt. Schließlich bleibt von 2 Brillen, die mir gefielen und auch gut saßen, diejenige mit den etwas größeren Gläsern über (erwähnte ich, dass ich mit großen Brillen auch blöd auszusehen meine). Und wo wir uns schon ein vernünftiges Gestell "gegönnt" haben, gleich auch noch anständig entspiegelte Gläser. Am Ende kostet mich der ganze Spaß ca. 100 Euro, und ich kann ihn in einer Woche abholen. Eine weitere unangenehme Einkaufsaufgabe ist bewältigt.

Zur Belohnung gehe ich noch zum Buchladen. Dort wird mal wieder "varramscht", was zumindest teilweise diesen Schandnamen nicht verdient. So bin ich jetzt stolte Besitzerin von "Berlin - Moskau. Eine Reise zu Fuß", von "Aus heiterem Himmel" von Abtprimus Notker Wolf und von "Statusangst". Letzteres ist von Alain de Botton, von dessen literarisch-sozialphilosophischem Talent ich mir schon immer ein Bild machen wollte. Nun wisst ihr auch, wohinein ich neben dem Laufen den Rest meines Geldes und vor allem meiner Zeit investiere - Lesen, Reisen und Bücher darüber.

Froh, an einem kühlen Tag in einem kühlen Büro zu sein!

Montag, 1. Juni 2009

Zwischen Elan und Erdbeeren

Heute war ich mal wieder laufen, und weil's so schön ist, gleich zweimal. Heute Morgen mit Andreas, meinem "schnellen" Hausmitbewohner, der ab morgen im Urlaub ist und mich in letzter Zeit gern für seine "Regenerationsläufe" (die langsamen nach dem Greif-Trainingsplan) entführt und heute Abend allein einen 15er, den ich erstmal als recht langsamen Lauf geplant hatte, aber dann...

Zwischendurch - es war ja schließlich ein Feiertag, war ich mit meiner Oma essen. Türkisch - oder wie die Besitzer es selbst nennen: anatolisch - beim Tandure. Wenn jemand von euch mal zufällig zur Essenszeit nach Braunschweig kommen sollte: dies gehört zu den Restaurants, die uneingeschränkt zu empfehlen sind. Es steht nicht nur in der Speisekarte, dass alle Gerichte aus frischen Zutaten hergestellt werden - man schmeckt es auch. So haben wir uns dann also anderthalb Stunden den Bacuh vollgeschlagen und an einem wirklich guten türkischen Rosé gelabt. Am Ende gab es für mich noch einen türkischen Mocca und dann - zwei Stunden aufs Sofa, um wie eine Schlaraffin den Rausch auzuschlafen ;-)

Und ob ihr's glaubt oder nicht: Als meine Oma mich schleßlich weckte, hatte ich doch glatt schon wieder Appetit. Ich konnte mich allerdings ganz gut zurückhalten, und fühlte mich nach dem Äquivalent einer Kugel Eis (weil aus der eigenen Kühltruhe geholt) und frischen Erdbeeren aus Mamas Garten schon wieder angenehm elanimiert. Das musste ich nutzen, packte noch schnell ein paar Erdbeeren in eine Tupperschale für später - und fuhr nach Hause.

Oh Schreck, die Reparatur eines Fahrradreifens wartete da ja noch auf mich. Allerdings hatte ich ja diesen selbst flickenden Schlauch gekauft, aus dem man angeblich nur das Loch machende Objekt entfernen, den Reifen aufpumpen und dann einige Kilometer rumfahren müsse, auf dass sich das Problem fast wie von selber löse. Heute Abend ging's, wobei mir der Verdacht kam, dass vielleicht auch nur ein missgünstiger Nachbar die Luft per Ventil Lockerdrehen aus meinem Reifen gelassen haben könnte. Jedenfalls entwich die Luft beim ersten Pumpversuch hörbar aus dem Ventil.

Aber was soll ich mich über solche I... ärgern. Also rein in die Laufschuhe (Nike free barfuß) und rauf auf die Piste. Erst gemächlich, mich dann an meiner Energie freuend und schließlich bewusst ein wenig Dampf ablassend, bewegte ich mich durch Stadt und Landschaft. Endlich an "meinem" See angekommen, hatte ich ein ganz angenehmes Tempo drauf - angenehm genug, um nicht völlig kaputt zu sein und gleichzeitig den schönen Effekt des Quasi-Fliegens erzeugend. Time-Check nach halber Strecke: 37:55 Min. So zügig war ich lange nicht unterwegs!

Doch halt, was kommt denn da? Ein junger Mann, den ich gerade noch leichten Schrittes überholt habe, ebenso leichten Schrittes von hinten? Und dann gleich noch einer? Nicht, dass ich sowas "nicht auf mir sitzen lassen" könnte. Aber die Einladung zum Tempomachen war einfach zu schön. Er zieht an, ich mich, er nochmal, ich an ihm vorbei, werde immer schneller, wobei mich auch das gerade im MP3-Player laufende Lied ("Holiday" von Green Day) noch ein wenig pusht. Ich fliege, habe Spaß am Wetteifern, ohne irgendwie übermäßigen Ehrgeiz oder unbedingten Siegeswillen zu verspüren. Es reicht die aufkommende Gewissheit, "da geht noch was". Und es ging. Am Ende des Sees ist von den Herren nichts mehr zu sehen. Abgehängt? Irgendwie bedaure ich jetzt für die beiden, dass auf meinem Shirt hinten nicht zu sehen ist, was vorn steht: Rennsteig-Supermarathon-Finisher. Das relativiert die Schmach.

Allerdings merke ich kurz darauf, dass ich schon lange nicht mehr so schnell unterwegs war. Ich fühle mich schwach, stolpere zunehmend vor mich hin. Auf dem letzten Kilometer dann: Hungerast. Na gut, macht nichts, bin ja schon wieder in der Siedlung und muss nur sehen, beim Straße überqueren nicht den Überblick zu verlieren. Noch ein Time-Check: 1:14 Min. Auch so schnell war ich lange nicht mehr. Mit allerletzter Kaft gebe ich nochmal Gas, erreiche die imaginäre Ziellinie nach 1:14:20 Min. und freue mich nach dem Erklimmen meiner zweieinhalb Etages nur noch auf eines: Erdbeeren, die ich mir mit kühlem Joghurt zu Gemüte führe. Ach könnt's doch immer so sein!