Mittwoch, 31. Dezember 2008

Das alte Jahr beenden, wie das neue anfangen soll

Wenn alles gut geht, wird dieses ein läuferischer Jahreswechsel nach Maß. Eine Feier gibt es natürlich auch heute Abend, gutes Essen, Musik, Tanzen und um Mitternach Sekt zum Anstoßen. Aber dies wird dieses Mal gerahmt sein in ein läuferisches Programm, wie ich es mir selbst zuvor noch nie arrangiert hatte: Heute 30 Kilometer in klirrender, aber sonnenbeglänzter Kälte absolviert und morgen dasselbe.

Dabei lief es heute zunächst überraschend gut (gemessen daran, dass ich einen und 3 Tage zuvor schon jeweils 25 Kilometer hinter mich gebracht hatte. Ich stolperte noch etwas morgenmüde durch die Stadt, legte am See einen Zwischenspurt ein, da mich ein "Kurzstreckenläufer" zu überholen drohte bzw. es einfach kurzerhand tat; so etwas kann ich nie auf mir sitzen lassen. Um dann durch das verschlafene Dorf in die weite Hügellandschaft zu gelangen. Ist man die kleinen, aber langen Steigungen erst einmal hoch, kann wohl nur noch Fliegen ein angemessener Vergleich sein mit dem Gefühl, wenn der Horizont so weit ist und davor Felder unterm Raureif schlummern, derweil die tief stehende Sonne als gelber Ball vom Himmel blendet und den Wald davor zur undurchdringlichen Mauer macht. 1:20 td. hatte ich so zur Hälfte der Strecke auf der Uhr stehen. Sehr gut.

Nur kam dann noch der Rückweg, und was sich bis ca. KM 22 ganz zufriedenstellend anließ, wurde ab da - samt der Entdeckung, dass der Trinkschlauch meines "deuter" eingefroren war - zu einer sehr unangenehmen Partie. Erst Durst, dann Hungerast und das damit einher gehende Gefühl, auf der Stelle zu treten (es war aber nur ein täuschendes Gefühl!), schließlich machte auch noch der Akku meines mp3-Players schlapp. Nun ja, beendete ich den Lauf also quasi "wie der Herr mich gemacht hat" im Kampf gegen mich selbst und ohne technische Hilfsmittel. Als die sub 2:40 Std. möglich schienen, spurtete ich sogar noch einmal 500 Meter. Vergebens: 2:40:27 Std. Und froh und glücklich über Wärme, Trinken und sozusagen "Brunch" zurück in den eigenen vier Wänden.

Nun will ich aber noch einen weiteren Grund meiner Müdigkeit ins Feld führen. Waren gestern im Kino mit meinem Laufpartner, der für heute leider aus beruflichen Gründen absagen musste. Der Film "Willkommen bei den Sch'ti" ist wirklich urkomisch; werde mir in jedem Fall auch die französische Fassung mal auf DVD anschauen.

So, damit verabschiede ich mich endgültig für 2008, und hoffe, morgen Ähnliches bzw. Besseres berichten zu können.

Euch allen einen guten R
U
T
S
C
H
!!!

P.S.: Hab' mich grade auch für den Rennsteig-Supermarathon angemeldet!

Dienstag, 30. Dezember 2008

Statt eines Rückblicks

Man konnte es auch schon in anderen Blogs lesen: das Jahr 2008 wird bald Vergangenheit sein, somit ist dies eigentlich die Zeit für einen Rückblick. Allerdings ist mir persönlich im Moment gar nicht so nach zurückblicken zumute. Das Gefühl entspricht eher dieser Spanne von Kalenderdaten, für die unsere schöne deutsche Sprache mal wieder einen ganz besonderen Ausdruck bereit hält: "zwischen den Jahren".

Ich will ehrlich sein zu euch und auch zu mir selbst: Den ganzen Dezember hindurch habe ich mit diesem zuende gehenden Jahr gehadert. Denn neben dem Sport, wo ihr hier einige meiner "Erolge" mehr oder weniger live mitverfolgen konntet, sind mir doch einige Dinge begegnet, die ich erstmal verarbeiten muss. So blieb lange Zeit der fade Geschmack unbewältigter Herausforderungen, gar die Wehmut nach Chancen, die vergangen scheinen, ein- für allemal.

Und jetzt? Ist auf einmal alles seltsam still in mir. Angenehm, so als wäre durch Glück oder äußere Eingebung der Zustand völligen Gleichgewichts über mich herein gebrochen. (Dass ich gestern die letzten "to Do's" für die Weihnachtsferien endgültig erledigt habe, mag auch dazu beitragen...) Und das ist nicht nur so, weil ich gerade Urlaub habe. Den genieße ich natürlich, esse hemmungslos Schokolade und trainiere sie mit 25 täglichen Laufkilometern locker und mit Spaß wieder ab. Aber ich denke auch nicht mit Grausen daran, in der zweiten Januarwoche wieder ins Büro zu müssen. Das ist nunmal Teil des normalen Lebens, und ich bin mir - vielleicht zum ersten Mal in meinem Leben - sicher, dieses so zu gestalten, wie es mir gefällt.

Bis dahin genieße ich - statt Rückblicks -laufend, lesend und denkend das wohlige "zwischen den Stühlen"; Aufbruch trotz Endzeit!

Samstag, 27. Dezember 2008

Training mit Kommerz

Heute bin ich auch gelaufen. Recht früh. ca. 10KM, genau 50 Minuten, und habe dabei mächtig gefroren, so dass nach meiner Rückkehr die nackt zur SChau getragenen Unterschenkel mächtig gekribbelt haben.

Danach schnell Frühstück, die beiden Leitartikel der FAZ (von der ich nun ein Jahr langin den Genuss eines Kostenlos-Abos komme) gelesen und ab ins Möbelhaus, Schlafsofas testen. Geguckt hatten wir mit meiner Mutter (die einen Teil des Betrages sponsort) schon Anfang Dezember; nur leider vergessen, die Funktionalität und vor allem Bequemlichkeit ausgiebig unter die Lupe zu nehmen. Also rein ins erste Möbelhaus. Geguckt, wo in die engere Auswahl gefasste Sofas stehen - dreistöckig übereinander gebäumt auf einem Stahlgestell. Sofa mit Verkäuferin 'rausgezogen. Mh, Sitzfläche ganz schön tief, aber das ist bei Schlafsofas immer so sagt die Verkäuferin und bietet mir an, die umstehenden als Probe aufs Exempel durchzuprobieren. In Frage kommen die aber alle nicht, denn "Querschläfer" sind immer knapp 2 Meter breit und damit zu groß für meine bescheidene Bleibe. Trotzdem mache ich die Übung mit: hinsetzen, aufstehen, hinsetzen, aufstehen. Dazwischen schwelge ich in Wohnträumen, naja, vielleicht nächtes Jahr.

Gegenprobe, anderes Möbelhaus: Sofa super, Bequemlichkeit "Triple A", leider viiiel teurer. Nochmal gefragt, Preis bestätigt sich, gehe mit Kaufimpuls schwanger, aber zur Sicherheit zurück ins erste Möbelhaus. Dort übersteht das ins Auge gefasste Sofa zwar die Sitzprobe. Allerdings fällt die "Schlaffunktion" bei genauerem Hinsehen etwas spärlich aus: kaum mehr als eine große Matratze, kaum ein paar Zentimeter über dem Boden, dazu noch am Kopfende hart, am Fußende weich. Also entscheide ich mich, in den sauren Apfel zu beißen: zurück zum zweiten Möbelhaus, teureres Sofa bestellen. Als es getan ist, fühle ich mich irgendwie besser. So, als käme ich damit einem tief gehegten Wunsch nahe, mich endlich ein wenig heimelig einzurichten.

Nach dem Mittagessen (zum zweiten Mal in Folge Rest-Weihnachtsgans) dann Stürzen ins kommerzielle Gewimmel die Zweite. Eigentlich brauche ich (endlich mal) Laufhandschuhe (bisher laufe ich tapfer ohne, was man meinen Handrücken trotz Pflegecreme langsam ansieht) und nehme im Sporthaus auch noch gleich eine von diesen Badekappen artigen, dafür aber gut sitzenden odlo-Mützen mit. Zuvor dies uns das besorgen für Oma: Wolle zum Stricken, einen Kaffeefilterhalter (so'n Ding, wo man die Filtertüte reinsetzt und dann den Kaffee von Hand aufbrühen kann). Nebenbei bleibe ich bei C&A hängen, weil meine Alltagssocken irgendwie alle mehr aus Löchern denn aus Strick bestehen. Und als ob der Wühltisch wüsste, dass ich für meine Beine heute schon genug getan habe, bietet sich mir ein intensives Training für die Oberarme an. Schließlich gibt es in dem Laden die Socken immer in seltsam zusammen gestellten 3er- und 4er-Packs. Da muss man schon viel Geduld (und eben Armkraft) aufbringen, um ein Bündel zu finden, das kein Weiß enthält; wer um alles in der Welt trägt im Alltag weiße Socken (außer Läufern beim Laufen und deutschen Ingenieuren;-)? So verbringe ich also eine geschätze Quadrillion Minuten mit der Suche nach einem farblich passenden Bündel. Nicht ohne am Ende entdecken zu müssen, dass es gar nicht meine Größe war - und das Ganze von vorn.

Socken kaufen bei C&A ist so ähnlich wie Möbel bei IKEA: anstrengend und doch irgendwie ein gesellschaftliches Ereignis (die ich für meinen Teil eigentlich lieber meide). Um so erstaunlicher, dass man dabei nicht nur seinen Körper trainineren kann, sondern Leute wie ich sogar ihre geistige Widerstandskraft, Ausdauer und Motivation. Training und Kommerz, nicht immer Gegensätze. Es lebe der Alltag ;-)

Freitag, 26. Dezember 2008

Und wieder war es schön

Wetter wie gestern, nur noch kälter. Lust wie gestern, also keine. Und dann doch, kaum vor der Tür, geschieht das Wunder. Die Schritte werden leichter, die Wintersonne lacht, aus Übermut wird der Mut, die Strecke erstmals um bescheidene 2,6 Kilometer (eine Runde um den See) zu verlängern.

Die Schritte schlagen

auf den Asphalt

das Gras trägt mich

Löcher sind da nicht

unterm Rasen

und die Kälte

hat mir nichts an

weil das Glück so groß ist

gleitend laufen zu können.

Donnerstag, 25. Dezember 2008

Ich hätte ja nicht laufen müssen...

...aber die ungeplanten Läufe sind doch immer die schönsten. So auch heute, am ersten Weihnachtstag 2008. Beim Blick aus dem Fenster kriecht am Rund des Horizonts von allen Seiten das Lila-blau eines schönen Sonnenaufgangs empor. Ich bin noch müde und etwas behäbig vom gestrigen Festessen, außerdem "spiele" ich immer mal gern das faule Lieschen. Als ich aber beim Lüften die Vögel zwitschern höre, gibt es kein Halten mehr.

Im Nu habe ich meine Laufsachen (kurze Hose!) an und bin aus dem Haus in den frischen Morgen gelaufen. Auf dem Fluss an der Ostseite meines Wohnhauses spiegelt sich die tiefstehende Wintersonne, die Luft ist klar wie selten und alles wunderbar still. Also gut, 10 Kilometer, dreimal um meinen Haussee und den Körper mal wieder richtig spüren. Das tue ich dann auch, setze erst gemächlich, dann zunehmend übermütiger einen Fuß vor den anderen. Meine Enten sind auch da, zwei Schwäne bewachen zwischen den frei liegenden Wurzeln an der wild bewachenen Mäander ihr fast erwachsenes, nur noch am gräulichen Gefieder zu erkennendes Küken.

Ein paar Menschen sind auch schon unterwegs, manche gut gelaunt, andere griesgrämig. Ich grüße im Vorbeilaufen. Im Gedächtnis bleibt ein Mann, schätzungsweise Ende 30, langsam und angestrengt unterwegs, an seinen Füßen ein weiß scheinendes Paar adidas-Laufschuhe. ER grüßt nicht zurück. Ob er da wohl ein Geschenk ausführt, von der Frau gemacht infolge des übermütig-selbstbesorgten Ausspruchs, in Zukunft mehr Sport machen zu wollen? Irgendwie tut er mir leid. Ich hoffe, dass meine für ihn zusammen gesponnene Geschichte nicht stimmt. Und dass es ihm an diesem Morgen oder in der Zukunft beim Laufen auch so gut gehen wird wie mir.

Ein Stücke vom Himmel, eine Art des Friedens, der größer ist als alle menschliche Vernunft...

Montag, 22. Dezember 2008

Frohe Weihnachten!


Ich danke allen meinen Leserinnen und Lesern für ihr Interesse, ihre Kommentare oder stille Kenntnisnahme. Besonders gefreut habe ich, dass dieses Jahr sogar einige persönliche Begegnungen möglich waren.
Nun wünsche ich uns allen ein schönes Weihnachtsfest mit all den Freuden, die ihr euch selbst wünscht. Mögt ihr alle gut über die Festtage kommen, sie im Kreis lieber Menschen genießen, euch nicht vom Trubel umhauen lassen und vielleicht auch Zeit für ein Läufchen zwischendurch finden.

Eure Erleberin ;-)

Sonntag, 14. Dezember 2008

Ein Lauf für Leib und Seele


Wenn es einen Preis für Spontaneität beim Laufen gäbe, in dieser Woche hätte ich ihn gewonnen. Erst der spätabendliche Ausflug im Schneeregen und gestern holterdipolter die Teilnahme am 50-Kilometer-Lauf "Gerorgsmarienhütter Null. Wobei sich das "Holterdipolter" auf die Tatsache bezieht, dass der Lauf in meinem mentalen Terminkalender für den heutigen Sonntag eingetragen war, und ich am Freitag nach einem nicht minder vollgepackten Arbeitstag quasi nur noch aus dem Reflex der Gewohnheit meine Siebensachen in die kleine Sporttasche schmeißen konnte, um schnell alles ins Auto zu werfen und dem erwartet freundlichen Empfang entgegen zu fahren.

Endlich angekommen, wurde ich erwartungsgemäß nicht enttäuscht. Das Team um Georg Rollfing gehört nämlich wirklich zum engagiertesten, was die deutsche Szene an Laufveranstaltern zu bieten hat. Entsprechend fühlt man sich in der Turnhalle, die regelmäßig als Basislager für die über 100 Verrückten herhalten muss, die sich zweimal im Jahr auf die schöne, hügelige Strecke um die Stadt Georgsmarienhütte machen, auch nicht wie auf einem Lauf, sondern wie im Kreis einer harmonischen Familie.

Doch so gut mir Nudeln, Apfel und Wasser (all das plus Cola und Bier vom Veranstalter zur Verfügung gestellt) auch ging, so sehr hatte die vergangene Woche an mir gezehrt, und ich legte mich früh in meinen Schlafsack, unbeirrt von der grellen Beleuchtung und dem gesprächigen Lärm der Halle. Dass die Nacht dann doch noch unruhig für mich wurde und der Morgen mit einer unschönen Überraschung begann, war allein den Halsschmerzen geschuldet, die sich unterdessen von der Kehle bis zum Gaumen in mir breit gemacht hatten. Zusammen mit dem Gefühl eines völlig zugeschwollenen Kopfes und der Aussicht auf feuchte Kälte hatte ich entsprechend keinen besonderen Mut, mich wirklich auf die Strecke zu begeben. Ich kann nicht wirklich sagen, ob es Glück oder Pech war. Jedenfalls fanden sich schnell ein paar Ultra-Bekannte, die mich mit Fisherman's friend peppelten und mich überredeten, mitzulaufen. Frei nach dem Motto: "Wer mitläuft, kann aufgeben, wer nicht mitläuft, hat schon aufgegeben."




Nicht schwer zu erraten, ging es mir auf der Runde dann aber nicht sonderlich gut. Entgegen meinen Gewohnheiten konnte ich die wenigen aber steilen Steigungen nicht mit Extra-Beschleunigung hinaufstürmen, sondern musste brav gehen und fand eigentlich nur an den Abhängen, die es dann wieder herunterging, mit hoher Geschwindigkeit mein wirkliches Element. Nur gut, dass dies kein Wettbewerb war und ich dazu mit Dieter vom 100 MC noch jemanden an meiner Seite hatte, mit dem es sich sehr gut unterhalten lässt. So liefen wir durch die von tiefstehender Sonne beglänzte Landschaft, zwischen beeisten Bäumen hindurch und verbrachten schließlich mehrere Stunden spazierend und gelegentlich antrabend unter dem Hochnebel. Manchmal dachte ich dabei an den Advent und wie schön es ist, dem vorweihnachtlichen Trubel in der Form einer so schön gewohnten Freizeitbeschäftigung zu umgehen. Und so erschloss sich tatsächlich (einmal wieder) der tiefere Sinn des Mottos der Veranstaltung "Zeit, die wir uns für die Null nehmen, ist Zeit, die uns etwas gibt". Für mich ein schönes Lauf-Motto und der beste Beweis, dass hier etwas von Läufern für Läufer gestaltet wird, und nicht vom Kommerz für Leute, die meinen, sich aus unerfindlichen Gründen Läufer nennen zu müssen.

Es ist seltsam, aber das richtige Lauf-Gefühl kam bei mir erst nach 45 Kilometern auf. Dieter, der mich die ganze Zeit ermutigt hatte, weiter zu machen und geduldig mit mir gegangen war, reagierte nun seinerseits stirnrunzelnd auf meine sanfte Aufforderung, wieder anzutraben. Ihn dazu zu bringen, fiel um so schwerer, da es auf der "Null" keine offiziellen genauen Kilometerangaben gibt; und der Spruch "wir sind gleich da" erübrigt sich selbstredend bei einem erfahrenen Ultra-Marathoni, so dass es wirklich nur darauf ankam, unser jeweiliges Befinden gegenseitig richtig einzuschätzen und den Tatsachen ins Augen zu sehen.

Wie schön, dass es mit dem Ziel auch immer Dinge gibt, über die sich aller Augen gleichermaßen freuen. Um meinen Hungerast zu beenden, bediente ich mich sofort nach Ankunft in der Turnhalle sofort an einem Brot mit Käse, genoss dann die leider nur laue Dusche, bevor ich mich richtig übers Büffet hermachte, derweil noch Laufpläne für das nächste Jahr mit den Umsitzenden austauschend.

Alles in allem ein schönes Erlebnis, ein Lauf, der Leib (selbstredend) und Seele (durch die mit Herzblut gemachte Organisation) anprach, und dessen schönster Aspekt dennoch der bleibt, dass jetzt das Laufjahr würdig abgeschlossen ist. Auf dass es Weihnachten werde!

Freitag, 12. Dezember 2008

Chillout im Schneeregen

Als ich gestern aus dem Büro kam, war es stockfinstere Nacht, und die großen Tropfen fühlten sich hartkantig an, wenn sie auf mein Gesicht trafen. Der Niederschlag wurde vom Wind sogar derart getrieben, dass er bin hinter meine Brille gelangte und ich beim Radfahren Mühe hatte, die Augen aufzuhalten.

Mit einer Kollegin habe ich gestern bis 22 Uhr an einem sehr wichtigen Projekt gearbeitet. Das ist jetzt erstmal fertig, aber wir zwei waren es auch, Kopf leer, Augen ständig zufallend und Gedankenkreisel an viel zu viele Alternativen und Details. Das sind so Momente, wo ich voll überschüssiger Energie nach Hause komme, weiß, dass ich unruhig schlafen würde...und mich freue, laufen gehen zu können. Also gedacht, getan, Laufklamotten an, Stoppuhr als Alibi, Schlüssel nicht vergessen und raus in die unwirtliche Welt. Ich habe mich nicht gepusht, einfach nur gleiten lassen und beobachtet, wie sich mein Körper selbst einen Rhythmus gibt, diesen wechselt, so als reagiere er auf die Gezeiten meiner Gedanken (eine Beobachtung, die ich auch schon bei Tempoläufen und im Wettbewerb gemacht habe...) und mir die Chance gibt, runter zu kommen und ganz weit weg von dem, was uns in unsere "zivilisierten" Welt oft so wichtig erscheint.

Nach Dusche und zwei super-leckeren Mandarinen als Nacht-Snack (ich hatte den ganzen Tag von Gummibärchen und Keksen gelebt) habe ich nun eine seelenruhige und erfrischende Nacht hinter mir, und kann nun sagen "auf zu neuen Ufern". Ob ich allerdings zu dem Lauf am Wochenende fahre???

Dienstag, 9. Dezember 2008

Eine gute Tat...


Wenn ich ganz ehrlich zu mir selbst bin, dann gibt es in meinem Leben nur sehr wenig Dinge, die ich völlig uneigennützig tue. Völlig uneigennützig, das heißt, ohne auch nur die fernste Erwartung, etwas dafür zu bekommen noch, weil ich in der Vergangenheit Gutes erfahren habe und dieses gern zurück geben möchte. Auch Freundschaften und das Kümmern um enge Verwandte gehören streng genommen in diese Kategorien. Oder wer von uns würde immer wieder den Kontakt zu einem Menschen suchen, wenn diese Treffen ihm nichts bedeuten, wir keine Liebe, Zuwendung, Anerkennung oder auch Verständnis erfahren.

Wenn man mit Gerhard Roth einem der bekanntesten Hirnforscher Deutschlands Glauben schenken mag, dann ist es auch gar nicht einmal so ungewöhnlich, dass wir uns von Trieben und Bedüfnissen lenken lassen, jedenfalls eher als von Verstand und Vernunft. Jedoch gibt es sie auch im praktischen Leben: einige wenige Momente, in denen die Vernunft über die Bequemlichkeit siegt, der Verstand über den Instinkt und wir fast in die Nähe dessen gelangen, was Denker, die die hehrsten Sätze über die menschliche Natur noch nicht aufgegeben haben, als "Altruismus" bezeichnen würden.

Zumindest aus meiner subjektiven Sicht und für mich gesprochen, kommt der immer mal wieder durchgeführte Akt des Blut spendens diesem "Ideal-"Zustand (wobei die Anführungsstriche dafür stehen, dass menschlich sein gegenüber ideal uns ja vielleicht auch erst zu dem macht, was wir sind!) ziemlich nahe. Denn egoistisch gedacht, müsste ich mich schon fragen, was ich denn da eigentlich tue: fast anderthalb Stunden meiner Zeit hergeben, mir vor einem ulkig aussehenden LKW die Beine in den Bauch stehen und frieren, mir eine Nadel in den Arm stechen lassen und auch noch einen knappen halben Liter meines Lebenssafts verlieren.

Dem gegenüber stehen die Argumente, die meiner Meinung nach nicht nur den Kampagnen findiger Werbemacher entspringen:

  • Blut kann man nicht kaufen, man kann es auch nicht synthetisieren oder längerfristig durch irgend einen anderen Stoff ersetzen.


  • Mit jeder Spende rettet man bis zu 3 Menschen das Leben bzw. ermöglicht ihnen wichtige medizinische Eingriffe; z.B. las ich irgendwo, dass ein erheblicher Teil des Blutes im Zusammenhang mit Schwangerschaft und Geburten benötigt würde - gewissermaßen zählt er also doppelt!


Für mich interessanterweise sind die Argumente, die von vielen gegen eine Blutspende aufgeführt werden, dagegen unerheblich bzw. gegenstandslos. So bin ich mir ziemlich sicher, dass man sich

  • beim Blut spenden nicht mit gefährlichen Infektionskrankheiten anstecken kann.

  • es einem erwachsenen, gesunden Menschen nicht schadet, zwei- bis dreimal im Jahr einen solchen Aderlass über sich ergehen zu lassen.


Die Gründe für diese Annahmen sind zweierlei. Natürlich kann ich nicht alles über jedes mögliche Thema wissen. Aber von derlei Ansteckungen hätte man bei tausenden Spendern täglich mit Sicherheit schon gehört. Außerdem kann sich jede/r vor Ort augenscheinlich davon überzeugen, dass steril verpacktes "Entnahmebesteck" verwendet wird - es wird nämlich vor euren Augen ausgepackt bzw. trägt man es sogar ein Stückchen im Beutel mit sich herum. Und für Punkt 2 ist neben den vielen fidelen Blutspenderinnen und Blutspendern auch das Verfahren in Deutschland eine halbwegige Garantie. Niemand wird zur Spende zugelassen ohne eine kurze Konsultation mit einem Arzt. Und bei den vielen nicht offensichtlich Gebrechlichen, die dabei vorübergehend (d.h. für einige Wochen oder Monate) weggeschickt werden, ist es wahrscheinlich, dass die Kriterien in jedem Fall mit Blick auf die Gesundheit der Spendenden ausgelegt werden.

Blieben noch die Frage des Verkaufs von Blut und das flaue Gefühl in der Magengegend ob so vieler intimer Fragen und spitzer Gegenstände, die auf einen einzuwirken "drohen". Ersteres kommt selbstverständlich in den Medien wieder einmal hoch und mag wohl stimmen; allerdings ist es genau genommen ja nur ein Argument gegen das Verwertungssystem für Blutspenden und nicht etwa gegen die Blutspende selbst. Denn ob zu verkaufen oder nicht - Blut gibt es nicht im Laden.

Bleibt als letztes noch die Angst. Ein legitimes Argument, wie ich finde. Habe ich nämlich auch, und es hat ganz schön lange gedauert, bis ich meinen Willen und meine Stärke dazu bringen konnte, auf die Einladung zu einem Spendetermin in der Nachbarschaft stärker zu reagieren, als den Schisshasen in mir. Und selbst jetzt möchte ich nicht ausschließen, dass mein Puls vor einer Blutspende um 10-15 Schläger höher liegt als im wirklich entspannten Zustand. Nur fände ich es als erwachsener Mensch irgendwie seltsam, mich der Angst vor einer so kleinen Sache völlig hinzugeben. Denn in der "schlimmen" Variante (wie heute erlebt) tut der Eintich ungefähr 5 Sekunden weh, und danach muss man 8 Minuten mit der Gewissheit leben, eine ziemlich dicke Kanüle im Arm stecken zu haben - mit Hingucken oder wahlweise auch ohne.

Jedenfalls hatte ich heute endlich mal wieder genug roten Farbstoff im Blut, dass es für mich und noch jemanden reicht. Und wenn die Saison wieder losgeht, werde ich gute Taten dieser Art auch vernüftig timen müssen, um nicht im entscheidenden Moment alle Trainingsanstrengungen zunichte zu machen. Mal wieder eine gute Tat. Soweit möglich...

Advent und Laufen

Lange, lange habe ich mich nicht zu Wort gemeldet. Ich schaffe es einfach nicht, die beiden Begriffe in der Überschrift unter den sprichwörtlichen Hut zu bringen. Schließlich habe ich mehr oder weniger für den Advent optiert: jeden Morgen eine kleine Andacht mit dem Kalnder von Andere Zeiten und davor ein für meine Verhältnisse fast noch kürzerer (7-8 km) Lauf "ums Eck".

Dabei ist es gar nicht einmal so, dass ich die Lust am Laufen verloren hätte, sondern ich habe die Freude an vielen Anderen (wieder-)gewonnen, darunter eine gewisse Advents-Nostalgie nach Stille und Gemeinsamkeit, aber auch die Lust, statt kalten Windes mal warme Heizungsluft und statt Gestrüpps in nasskalter Nacht eine aufregende Geschichte aus einem Buch vor mir zu haben.

Ich denke, ich bin etwas "aus dem Gleichgewicht geraten", und muss jetzt einfach abwarten, dass sich ein neues einstellt, in dem sich Platz für alle dann aktuellen Interessen und Hobbies findet. Ob das Laufen dann ganz unter den Tisch fällt? Unwahrscheinlich. Doch wie so Vieles vor Weihnachten gilt es jetzt erst einmal abzuwarten. Die Zeit und auch die (geplanten aber noch nicht gemeldeten) 50 km am Wochenende in Georgsmarienhütte.

Ach ja, der Nikolaus ist offenbar auch nachsichtig mit mir - Süßes und Nüsse in ungeputzten Lauftretern: