Donnerstag, 30. Oktober 2008

In den Tag hinein


Mein Urlaub neigt sich langsam dem Ende zu. Es regnet - manchmal Bindfäden, manchmal dicke Tropfen und während dieses Wetter mich einerseits immer seltsam melancholisch macht ob des unbestimmten Gefühls, keinen Platz zu haben, an den ich mich zurückziehen kannt, pfeift doch der Wind durch alle Ritzen meiner (Neubau!)-Wohnung, und drückt mit Wucht die Frage auf den Plan, wann ich denn endlich mal hier wegziehe.

Wenn ich mir so viele Gedanken mache und Details so sehr wahrnehme, dann nur, weil es mir so unendlich schwerfällt, in den Tag reinzuleben. Vorgestern ist es mir seit langer Zeit mal wieder - um nicht zu sagen überhaupt mal in meinem Leben - gelungen, fast nichts zu tun und das zu genießen. Gestern dann "angenehmer Aktionismus", ich war Abends mit Freunden verabredet und dann hat irgendwie auch der Tag einen Sinn. Aber heute? Wach um halb 8, hatte mir vorgenommen zu laufen, aber war noch nicht wach. Zum Lesen reicht's dann auch nicht und gar was für mein Studium zu tun, hatte ich mir absichtlich "verboten". (Diesen Trick wende ich immer an, wenn ich merke, dass auf einem hohen Level kreativen Schaffens die Luft auszugehen droht; der Reiz des temporären Verbots schürt diese dann so, dass ich vernünftig weiter arbeiten kann.)

Schließlich trat ich nach einigen Tassen Kräutertee und Kaffee abwechselnd dann doch zu einem Regenlauf an; locker war daran gar nichts, mein Atem ging schwer und von meinem Herz hatte ich den Eindruck, es würde meine Brust sprengen, doch langsamer zu laufen hätte ihn gestört, diesen Rhythmus, der einem auch und gerade bei größter Anstrengung zum Schweben verhilft. Danach Müdigkeit; zur Bibliothek; ein hastiges Mittagessen in der Mensa und noch hastiger nach Hause. Ich hatte nämlich bei Amazon Bücher bestellt und wusste, dass sie heute ankommen würden - vorausgesetzt, ich würde geduldig auf den Paketboten warten. Um 14.30 Uhr also selbstgemachte "Bescherung", danach irgendwie wieder müde und jetzt nach dem Lebensmitteleinkauf "Hummeln im Hintern".

Was man doch so alles tut an einem Tag des Nichtstuns. Und wie schwer es mir fällt, einfach in den Tag hinein zu leben.

4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Ich finde solche Tage wichtig. Zeit für sich – ohne große Ziele und Pläne.

Hummeln im Hintern? Vielleicht bist Du zu früh gelaufen? Oder noch einen zweiten Lauf wagen?

Einen schönen Abend und viel Freude mit Deinen neuen Errungenschaften aus der Welt der Literatur – ohne Hummeln! :)

Gerd hat gesagt…

So Tage brauch ich auch ab und an. Zwar selten, aber ich brauche sie.
Einfach mal einen ganzen Tag Faulenzen.
Toll!

Anonym hat gesagt…

Faulenzen ohne schlechtes Gewissen – das fällt mir auch schwer. Und einen ganzen Tag schaffe ich das selten.

Die Erleberin hat gesagt…

@ihr alle:
Ich merke, ihr versteht was ich meine.
@palatino:
"Schlechtes Gewissen" würd' ich das nicht nennen, eher "mangelnde Übung" ;-)