Donnerstag, 31. Juli 2008
Ihr steht früher auf???
Wer öfter auf deutschen Autobahnen in Richtung Berlin saust, kennt den Spruch vielleicht: "Wir stehen früher auf!" skandiert Sachsen-Anhalt. Ein Bekannter erklärte mir neulich, dass das statistisch richtig sein mag. Der Hintergrund ist allerdings ein trauriger: In S-A gibt es so wenig Arbeitsplätze, dass viele der Einwohner für den Job außer Landes pendeln.
Mich dagegen hat keiner gezwungen, um 5.20 Uhr auf die Piste zu gehen. Dafür hab' ich's um so mehr genossen zu sehen, wie die Stadt erwacht und die Sonne sich langsam zum Himmel empor schwingt. Und da ich bereits genug Trainingskilometer habe diese Woche, konnte ich es auch ganz gemächlich angehen lassen und mich von der Morgenluft an der Haut kühlen lassen.
Dazu habe ich mal wieder ein paar neue Schuhe getestet. Mal sehen, ob ich mit denen nun glücklich werde oder sie kommende Woche zum Händler zurück bringe. Wie gut ich abschneiden könnte, wenn mir nicht die Hälfte aller Trainings von zu weiten, unpassenden, scheuernden Schuhen verleider würde!
Aber könnte, hätte, sollte! - Den heutigen Morgen habe ich uns allen auf Fotos mitgebracht. Seht selbst...
Mittwoch, 30. Juli 2008
Weg mit dem Raucherschutz!
Heute entscheidet das Bundesverfassungsgericht über eine Lockerung des Rauchverbots in so genannten Eckkneipen. Soweit ich weiß, wird eine ähnliche Regelung hier in Niedersachsen schon praktiziert. Doch egal ob nun die Eckkneipen auch noch wieder dazukommen: In Deutschland darf immer noch viel zu viel geraucht werden.
Nehmen wir Privatwohnungen. Ich wohne im dritten Stock und würde mir in lauen Sommernächten gern Abkühlung durch Öffnung aller Außenfenster verschaffen. Leider ist nicht alles, was mir da so in die eigenen vier Wände weht, die erwünschte frische Luft. Vielmehr gilt es alle 15 bis 20 Minuten, mich vor den Rauchchwaden der neben und über mir lebenden Menschen zu schützen. Kann ich das nachts mal nicht, weil ich (wie das so üblich ist) schlafe, wache ich morgens heiser und mit einem schlechten Geschmack im Mund auf.
Daher mein Schluss: Wem es ernst ist mit dem Nichtraucherschutz, der muss das Rauchen abschaffen, nicht nur im öffentlichen Raum, sondern überall. Wohlgemerkt: Es ist mir egal, ob meine Nachbarn sich den Weg zur Lunge teeren. Aber da man dieses "Hobby" praktisch nicht ausüben kann, ohne dass dadurch andere in Mitleidenschaft gezogen werden, gehört es eben verboten.
Und um zur Abwägung der Rechtsgüter zurückzukommen: Klar mag es schwierig sein für einen Kneipenwirt, sich als Folge des Berufsverbots, welchem das Rauchverbot in ihren Etablissements möglicherweise nahe kommt, einen neuen Job zu suchen. Sich aber eine neue, unbeeinträchtigte Gesundheit zu suchen, ist voll und ganz unmöglich.
Nehmen wir Privatwohnungen. Ich wohne im dritten Stock und würde mir in lauen Sommernächten gern Abkühlung durch Öffnung aller Außenfenster verschaffen. Leider ist nicht alles, was mir da so in die eigenen vier Wände weht, die erwünschte frische Luft. Vielmehr gilt es alle 15 bis 20 Minuten, mich vor den Rauchchwaden der neben und über mir lebenden Menschen zu schützen. Kann ich das nachts mal nicht, weil ich (wie das so üblich ist) schlafe, wache ich morgens heiser und mit einem schlechten Geschmack im Mund auf.
Daher mein Schluss: Wem es ernst ist mit dem Nichtraucherschutz, der muss das Rauchen abschaffen, nicht nur im öffentlichen Raum, sondern überall. Wohlgemerkt: Es ist mir egal, ob meine Nachbarn sich den Weg zur Lunge teeren. Aber da man dieses "Hobby" praktisch nicht ausüben kann, ohne dass dadurch andere in Mitleidenschaft gezogen werden, gehört es eben verboten.
Und um zur Abwägung der Rechtsgüter zurückzukommen: Klar mag es schwierig sein für einen Kneipenwirt, sich als Folge des Berufsverbots, welchem das Rauchverbot in ihren Etablissements möglicherweise nahe kommt, einen neuen Job zu suchen. Sich aber eine neue, unbeeinträchtigte Gesundheit zu suchen, ist voll und ganz unmöglich.
Dienstag, 29. Juli 2008
Wach werden
Montag, 28. Juli 2008
Der Wille zum Marathon
Die besten Momente im Leben eines Läufers (und natürlich auch einer Läuferin) sind die, in denen man flach liegt, sich entspannt und derart die unteren Extremitäten schont, während das Oberstübchen schon wieder zu Quantensprüngen in der Lage ist. In diesen Momenten entfaltet sich, gerade auf dem Tiefpunkt läuferischen Mutes und körperlicher Tüchtigkeit, die einzigartige Dialektik zwischen Körper und Geist.
Und während ersterer (jedenfalls hofft man das in jeder Sekunde inständig) langsam wieder zu Kräften kommt, zeigt letzterer seine wahre Stärke als aufbauendes Moment in diesem Zweigespann, das allein es vermag, einen Menschen über die schier unvorstellbare Distanz von 42 KM+ (im Wettkampf) und jede Woche um die 100 KM (im Training) zu schleppen. Kurzum, nichts ist so schön, wie bei der Lektüre an unerwarteter Stelle auf die ultimative Erklärung zu stoßen. So in den Aphorismen in Nietzsches "Wille zur Macht", die man an dieser Stelle getrost in das umbenennen könnte, was ich oben im Titel daraus gemacht habe. Denn was macht diesen Willen laut Nietzsche aus?
- Das Wollen und das Nichtwollen sind in jedem Akt stets anwesend. Erst der Druck, (innere) Widerstände überwinden zu müssen, lässt den Willen seine eigene Macht spüren und sich wahrhaft erkennen. Daher ist keine Freude je so groß wie diejenige über das Nachlassen des Schmerzes.
- Das Ziel des Willens ist es, zu wollen. Deshalb ist er auch erst richtig bei sich selbst, wenn er "sinnlos" über das Notwendige hinaus wollen kann. Daher ist kaum etwas so befriedigend, wie sich einer scheinbar sinnlosen Herausforderung zu stellen, weil man es eben kann.
Meine Quelle an dieser Stelle ist übrigens: H. Arendt (2008): Über das Böse, S. 131ff.
Ich hoffe, liebe Marathonis und Nicht-Marathonis, ihr erkennt euch/uns darin wieder.
Und während ersterer (jedenfalls hofft man das in jeder Sekunde inständig) langsam wieder zu Kräften kommt, zeigt letzterer seine wahre Stärke als aufbauendes Moment in diesem Zweigespann, das allein es vermag, einen Menschen über die schier unvorstellbare Distanz von 42 KM+ (im Wettkampf) und jede Woche um die 100 KM (im Training) zu schleppen. Kurzum, nichts ist so schön, wie bei der Lektüre an unerwarteter Stelle auf die ultimative Erklärung zu stoßen. So in den Aphorismen in Nietzsches "Wille zur Macht", die man an dieser Stelle getrost in das umbenennen könnte, was ich oben im Titel daraus gemacht habe. Denn was macht diesen Willen laut Nietzsche aus?
- Das Wollen und das Nichtwollen sind in jedem Akt stets anwesend. Erst der Druck, (innere) Widerstände überwinden zu müssen, lässt den Willen seine eigene Macht spüren und sich wahrhaft erkennen. Daher ist keine Freude je so groß wie diejenige über das Nachlassen des Schmerzes.
- Das Ziel des Willens ist es, zu wollen. Deshalb ist er auch erst richtig bei sich selbst, wenn er "sinnlos" über das Notwendige hinaus wollen kann. Daher ist kaum etwas so befriedigend, wie sich einer scheinbar sinnlosen Herausforderung zu stellen, weil man es eben kann.
Meine Quelle an dieser Stelle ist übrigens: H. Arendt (2008): Über das Böse, S. 131ff.
Ich hoffe, liebe Marathonis und Nicht-Marathonis, ihr erkennt euch/uns darin wieder.
Morgenmeditation
Heute morgen habe ich mich richtig ausgepowert. Einen Fuß vors Bett zu setzen - oder auch nur der Gedanke daran - fiel schon schwer. Aber dann habe ich die ersten Schritte getan und es bewahrheitete sich die alte Läuferweisheit von wegen "rechter Fuß, linker Fuß" etc. Habe dann noch ein bisschen nachgegolfen mit einem Spruch aus dem Buch von Haruki Murakami "Schmerz ist unvermeidlich, Leiden ist eine Option" nachgeholfen. Hat mich dann in der immer noch schwülen Morgenkühle immerhon auf unter 45 Minuten auf meiner Trainingsrunde katapultiert. Man, habe ich gekeucht. Und gedacht, dass trotzdem morgens um 7 die Welt noch in Ordnung ist.
Aber das schönste kommt noch. Schon Nietzsche sagte, dass keine positive Empfindung so intensiv sein kann, wie das Nachlassen von Schmerzen. Netter ausgedrückt:
Der erschöpfte Körper sieht in allem Poesie.
Habe ich dann für euch mal fotografisch festgehalten:
Und auch der Mond stand noch am Himmel:
Lasse jetzt den Tag ruhig ausklingen...
Aber das schönste kommt noch. Schon Nietzsche sagte, dass keine positive Empfindung so intensiv sein kann, wie das Nachlassen von Schmerzen. Netter ausgedrückt:
Der erschöpfte Körper sieht in allem Poesie.
Habe ich dann für euch mal fotografisch festgehalten:
Und auch der Mond stand noch am Himmel:
Lasse jetzt den Tag ruhig ausklingen...
Sonntag, 27. Juli 2008
Marathon ist, wenn man trotzdem läuft
"Warum tust du dir das an?" Viele Leute aus dem Bekanntenkreis fragen mich das, wenn ich ihnen erzähle, dass ich Marathon laufe. Zur Erinnerung: das sind immerhin 42,195 Kilometer am Stück!
Und nun die unerwartete Antwort: Das frage ich mich sebst auch des öfteren. So wie gestern. Es war eine Hitzeschlacht mit über 30 Grad im Schatten, und zu den 42+ waagerechten Kilometern kamen knapp 700 Höhenmeter. Schlimmer allerdings war der innere Schweinehund, der mich schon weit vor der Marke "Kilometer 15" fragte: "Was machst du hier eigentlich?"
Kaputt bei Kilometer 32. Das Bild wurde mir freundlicherweise zur Verfügung gestellt von Wolfgang Bernath.
Eine alte Marathoni-Weisheit sagt, dann man im Kopf zuerst aufgibt. Erst dann können einen die körperlichen Beschwerden - so man denn welche hat - dazu bringen, das Handtuch zu werfen. Trotz einer schmerzenden Fußsohle und vor allem trotz der negativen Einstellung zum Lauf habe ich mich gestern ins Ziel gequält. Allerdings war die Motivation die falsche: abwechselnd freute ich mich auf das Gefühl, es endlich hinter mir zu haben, das Publikum, das einen auf der letzten Geraden ins Ziel klatscht und das Freibad, für das jeder von uns mit der Anmeldung einen Gutschein erhalten hatte.
Was mich dann wirklich am Aufgeben hinderte, war die Begleitung von jemandem, dem es ähnlich (besch...) ging und mit dem ich mich die letzten 6 Kilometer nett über alles außer diesen fiesen Lauf unterhalten konnte.
Einmal im Ziel überwog dann die Freude, es mal wieder geschafft zu haben, sowohl den Gedanken ans Aufhören ("ein für allemal!") als auch vorerst die Freude aufs Freibad. Dort sind wir dann aber trotzdem noch hingestrufft. Und dann kommt der ganz angenehme Teil: Massage, eine übergroße Portion Pasta und ein alkoholfreies Weizen, dazu angeregte Gespräche. Und wegen all dieser Annehmlichkeiten tut man sich das Laufen an - trotzdem!
Und nun die unerwartete Antwort: Das frage ich mich sebst auch des öfteren. So wie gestern. Es war eine Hitzeschlacht mit über 30 Grad im Schatten, und zu den 42+ waagerechten Kilometern kamen knapp 700 Höhenmeter. Schlimmer allerdings war der innere Schweinehund, der mich schon weit vor der Marke "Kilometer 15" fragte: "Was machst du hier eigentlich?"
Kaputt bei Kilometer 32. Das Bild wurde mir freundlicherweise zur Verfügung gestellt von Wolfgang Bernath.
Eine alte Marathoni-Weisheit sagt, dann man im Kopf zuerst aufgibt. Erst dann können einen die körperlichen Beschwerden - so man denn welche hat - dazu bringen, das Handtuch zu werfen. Trotz einer schmerzenden Fußsohle und vor allem trotz der negativen Einstellung zum Lauf habe ich mich gestern ins Ziel gequält. Allerdings war die Motivation die falsche: abwechselnd freute ich mich auf das Gefühl, es endlich hinter mir zu haben, das Publikum, das einen auf der letzten Geraden ins Ziel klatscht und das Freibad, für das jeder von uns mit der Anmeldung einen Gutschein erhalten hatte.
Was mich dann wirklich am Aufgeben hinderte, war die Begleitung von jemandem, dem es ähnlich (besch...) ging und mit dem ich mich die letzten 6 Kilometer nett über alles außer diesen fiesen Lauf unterhalten konnte.
Einmal im Ziel überwog dann die Freude, es mal wieder geschafft zu haben, sowohl den Gedanken ans Aufhören ("ein für allemal!") als auch vorerst die Freude aufs Freibad. Dort sind wir dann aber trotzdem noch hingestrufft. Und dann kommt der ganz angenehme Teil: Massage, eine übergroße Portion Pasta und ein alkoholfreies Weizen, dazu angeregte Gespräche. Und wegen all dieser Annehmlichkeiten tut man sich das Laufen an - trotzdem!
Donnerstag, 24. Juli 2008
Ende einer Kindheitsangst
"Und was ist, wenn wir alle nur im Bett liegen und träumen?" So oder ähnlich fragte ich meine Mutter nach Nächten besonders intensiver Träume und an Tagen besonders ausgedehnter Tagträumerei. Zu meiner Enttäuschung hatte sich meine Mutter diese Frage, besser bekannt als das Gehirn-im-Tank-Problem noch nie beschäftigt, und musste hilflos meinen Versuchen beiwohnen, wild mit den Händen rudernd aus der Seifenblase des Traums auszubrechen, in dessen Bann zu leben ich zeitweise für möglich hielt.
Endlich herausgewachsen aus dieser(war sie eigentlich irrational?) Angst, spielte mir erst der Philosophie-Unterricht in der Oberstufe das Problem wieder auf den Tisch. Von Descartes, der sein "cogito ergo sum" hypothethisch als von einem bösen Geist besessen annimmt bis Frankenstein, der uns hätte das Hirn amputieren und an eine diabolisch-geniale Apparatur aus Nährlösung und Computern anschließen können, wurde es mannigfach wiederholt - ohne Lösung und offenbar ohne Ausweg.
Hätte sie regelmäßiger philosophische Fachzeitschriften gelesen - meine Mutter hätte mir bereits als ich 2 war erklären können, dass meine Befürchtungen völlig unnötig sind. Denn bereits 1982 erbrachte ein Genie unserer Tage, der Harvard-Philosoph Hilary Putnam, den Beweis, dass unsere Realität Realitätsgehalt besitzt. Wenn ich mich hier in der Kunst übe "nur soviel zu sagen wie unbedingt nötig" (Müller über Putnam), dann enstpricht dies dem Stil des Putnamschen Beweises. Sprach- und Geistesphilosophisch geführt, geht dieser davon aus, dass
(1) sich jedes Wort auf das Ding bezieht, das es bezeichnet und
(2) jedes Wort in einer anderen Welt nicht eben jenes Ding bezeichnet.
Daraus folgt
(3) dass die Welten, in denen (1) wahr bzw. unwahr ist, nicht dieselben sind und
(4) dass bin, was meine Wahrnehmung lt. (1) mir vorgibt, und nicht eben etwas anderes.
Etwas weiter enträtselt (und zudem noch sehr anschaulich dargestellt) hat das Problem der Philosoph Professor Olaf Müller, ("kurzer Artikel" herunterladen) von der HU Berlin. Er kam endlich auf die Idee, dass alle Philosophen seit Descartes nicht darauf gekommen sind, dass die Skepsis gegen die eigene Wahrnehmung gewissermaßen unserer Phantasie entspringt, nämlich der hypothetischen Annahme, gerade dort nicht zu sein, wo jemand gerade ist. Genau diese Grundvoraussetzung stärkt aber laut (3) den Beweis, dass wir mehr sind als ein paar verwirrte graue Zellen. Super Sache das! Und eigentlich auch kein Problem, oder, Mama?
Endlich herausgewachsen aus dieser(war sie eigentlich irrational?) Angst, spielte mir erst der Philosophie-Unterricht in der Oberstufe das Problem wieder auf den Tisch. Von Descartes, der sein "cogito ergo sum" hypothethisch als von einem bösen Geist besessen annimmt bis Frankenstein, der uns hätte das Hirn amputieren und an eine diabolisch-geniale Apparatur aus Nährlösung und Computern anschließen können, wurde es mannigfach wiederholt - ohne Lösung und offenbar ohne Ausweg.
Hätte sie regelmäßiger philosophische Fachzeitschriften gelesen - meine Mutter hätte mir bereits als ich 2 war erklären können, dass meine Befürchtungen völlig unnötig sind. Denn bereits 1982 erbrachte ein Genie unserer Tage, der Harvard-Philosoph Hilary Putnam, den Beweis, dass unsere Realität Realitätsgehalt besitzt. Wenn ich mich hier in der Kunst übe "nur soviel zu sagen wie unbedingt nötig" (Müller über Putnam), dann enstpricht dies dem Stil des Putnamschen Beweises. Sprach- und Geistesphilosophisch geführt, geht dieser davon aus, dass
(1) sich jedes Wort auf das Ding bezieht, das es bezeichnet und
(2) jedes Wort in einer anderen Welt nicht eben jenes Ding bezeichnet.
Daraus folgt
(3) dass die Welten, in denen (1) wahr bzw. unwahr ist, nicht dieselben sind und
(4) dass bin, was meine Wahrnehmung lt. (1) mir vorgibt, und nicht eben etwas anderes.
Etwas weiter enträtselt (und zudem noch sehr anschaulich dargestellt) hat das Problem der Philosoph Professor Olaf Müller, ("kurzer Artikel" herunterladen) von der HU Berlin. Er kam endlich auf die Idee, dass alle Philosophen seit Descartes nicht darauf gekommen sind, dass die Skepsis gegen die eigene Wahrnehmung gewissermaßen unserer Phantasie entspringt, nämlich der hypothetischen Annahme, gerade dort nicht zu sein, wo jemand gerade ist. Genau diese Grundvoraussetzung stärkt aber laut (3) den Beweis, dass wir mehr sind als ein paar verwirrte graue Zellen. Super Sache das! Und eigentlich auch kein Problem, oder, Mama?
Sonntag, 20. Juli 2008
Im Frühtau zu Berge...
Heute musste ich erstmal Schlaf nachholen. Das liegt daran, dass ich erstens um 5 Uhr aufgestanden bin, zweitens relativ schlecht (weil in einer Turnhalle) geschlafen habe und drittens mal wieder 50 Kilometer gelaufen bin heute. Warum ich mir das antue? Ganz einfach, ich bin verrückt, waghalsig bis an die Grenze der Lebensmüdigkeit und habe keine Ahnnung, womit ich meine Wochenenden sonst rumbringen sollte! So ist wohl das Bild, das "die Öffentlichkeit" (wer auch immer das sei) von Marathonläufern hat und selbstredend auch von solchen, die sich über noch längere Distanzen auf die Strecke wagen. Der bedauerliche Unglücksfall beim Zugspitzlauf kam den Medien im Sommerloch da gerade recht, um noch einmal auf den Hunderttausenden rumzutrampeln, die mit ihrer Zeit etwas besseres anzufangen wissen, als mit Chips, Bier oder Cola vor der Glotze zuzugucken, wie andere sich verausgaben. Wahrscheinlich eignet sich ein statistisch dieser Lebensweise zuzuordneden Tod einfach nicht so sehr für eine gute Story!
Aber zurück zum Thema. Wer noch nie gelaufen ist, wird wahrscheilich sofort an keuchende Überanstrengung und muskelkatriges Schmerzkurieren auf der heimischen Couch (sic!) denken. Tatsächlich gibt es aber ein Geheimnis auf dem Weg zum Laufspaß, und das heißt: Immer schön einen Fuß vor den anderen setzen! Mit etwas (und im Vergleich zu verbreiteten Befürchtungen wahrscheinlich eher wenig) Geduld gibt's dann schon sehr bald "Laufen ohne Schnaufen" und ehe ihr euch's verseht, steht ihr an der Startlinie des nächstgelegenen Stadtlaufs und/oder könnt euch einen Tag gar nicht mehr vorstellen, an dem eure Gedanken nicht einmütig trabend über die Land- oder Stadtschaft geschweift sind. Ja, aber 50 Kilometer?
Na gut, na gut, ich geb's zu, dafür muss auch ich etwas häufiger trainieren und dann unterwegs auch mal die Zähne zusammenbeißen. Aber ansonsten kann ich allen Vorurteilen nur widersprechen: Wir sind keine Einzelgänger, die mit niemandem was zu tun haben wollen; von einem längerem Lauf komme ich selten wieder, ohne eine neue Bekanntschaft gemacht und mehrere wirklich nette Gespräche geführt zu haben. Für's frühe Aufstehen entschädigt es mich dann, wenn ich bereits um 11 Uhr "mein Tagwerk vollbracht habe". Danach gibt's dann meistens noch was zu essen (schmeckt doppelt gut), manchmal Massage und auch die "Segnungen der Zivilisation" in Form warmer Duschen oder Kühlkompressen lernt man erst durch den Kontrast mit der Herausforderung richtig zu schätzen. Wäre jedenfalls schade, wenn sich jemand wegen des "man möchte meinen" (dass alles so und so ist) davon abhalten ließe, es wenigstens mal zu probieren. Im Frühtau zu Berge?
Freitag, 18. Juli 2008
Probleme mit der Schultersicht
Ich weiß ja nicht, wie es anderen Bloggern bei ihren ersten Schritten mit dem eigenen Platz im Web so ging. Seit ich dieses Ding hier habe, frage ich mich jedenfalls, ob das denn alles so gut ist: Passen die Farben zu dem, was das noch kommen mag? Wie und mit welchen Themen soll ich meine Leser/-innen ansprechen. Und nicht zuletzt: Passt der Titel?
"Schultergucken", das ist eine ungebräuchliche Substantivierung einer Handlung meiner Leser, mit der ich die Rezeptionsperspektive meines Blogs vorweg nehmen möchte. Soweit, so gut. Aber klingt das nicht etwas plmp? Ein wenig zu sehr nach Chat-Jargon oder gar Sandkasten-Sprache? Nun ja, rein akustisch hört sich "Schulterblick" ansprechender an. Doch halt, ist das nicht das aus der Fahrprüfung, wo man durchfällt, wenn man ihn beim Spurwechsel vergisst? Sprachgefühl überprüfen - bei leo.org nachgucken.
Und siehe da: tatsächlich denken auch andere Leute beim Gucken über die Schulter an einparken und gar an "Kontrolle". Ein Bedeutungsanteil, der mir überhaupt nicht schmeckt, und außerdem will ich ja nicht über meine eigene Schulter zurück, sondern anderen sollen über meine nach vorn in mein Blickfeld schauen. Noch interessanter ist allerdings, dass "Schulterblick" offenbar ein Begriff aus der Werbebranche zu ist. Die Agentur präsentiert dem Kunden dabei den Stand ihrer Arbeit. Laut leo.org-Forum heißt das auf Englisch vermutlich "Tissue Meeting" (warum, weil man das Gewebe zwischen sich und dem Kunden stärkt???). Zumindest erklärt das, warum schulterblck.blogspot.com nicht mehr zu haben ist!
"Schultergucken", das ist eine ungebräuchliche Substantivierung einer Handlung meiner Leser, mit der ich die Rezeptionsperspektive meines Blogs vorweg nehmen möchte. Soweit, so gut. Aber klingt das nicht etwas plmp? Ein wenig zu sehr nach Chat-Jargon oder gar Sandkasten-Sprache? Nun ja, rein akustisch hört sich "Schulterblick" ansprechender an. Doch halt, ist das nicht das aus der Fahrprüfung, wo man durchfällt, wenn man ihn beim Spurwechsel vergisst? Sprachgefühl überprüfen - bei leo.org nachgucken.
Und siehe da: tatsächlich denken auch andere Leute beim Gucken über die Schulter an einparken und gar an "Kontrolle". Ein Bedeutungsanteil, der mir überhaupt nicht schmeckt, und außerdem will ich ja nicht über meine eigene Schulter zurück, sondern anderen sollen über meine nach vorn in mein Blickfeld schauen. Noch interessanter ist allerdings, dass "Schulterblick" offenbar ein Begriff aus der Werbebranche zu ist. Die Agentur präsentiert dem Kunden dabei den Stand ihrer Arbeit. Laut leo.org-Forum heißt das auf Englisch vermutlich "Tissue Meeting" (warum, weil man das Gewebe zwischen sich und dem Kunden stärkt???). Zumindest erklärt das, warum schulterblck.blogspot.com nicht mehr zu haben ist!
Vom Glück, die Unwahrheit zu sagen
Seit langer Zeit war ich gestern mal wieder in einem Gottesdienst. Und, mir nicht ganz ungelegen, ging es um den Turmbau zu Babel, jene Symboltat menschlichen Hochmuts schlechthin, auf die Gott mit der Verwirrung der Sprache antwortet, aus Angst, das Menschengeschlecht sonst gar nicht mehr bändigen zu können.
Und was wäre, wenn man Gott aus der Geschichte wegdächte? Dann wäre vom Nichtverstehen der Beigeschmack der Strafe genommen, und es eröffneten sich neue Perspektiven. Die eine, sozialkritisch, kann sich der Frage zuwenden, ob nicht bei zu hoher Konzentration auf ein einziges Ziel Zwischentöne auf der Strecke bleiben - solche, deren Beachtung Missverständnisse verhindern und solche, die den Menschen den ihnen gebührenden Platz im Rahmen solcher "Projekte" einräumen. Und die andere, philosophisch, die herausstreicht, dass ohne die Möglichkeit von Missverständnissen, ohne, dass mein Gegenüber mit dem Gesagten etwas meinen könnte, das ich nicht damit verbinde, kein Planen, keine absichtsvolle Gestaltung der Zukunft, keine Utopien einer besseren Welt möglich wären. Denn das unterscheidet menschliches Handeln und Kommunizieren von dem der Tiere. Diese, instinktgesteuert, haben ein einziges Zeichen für jeden überlebensnotwendigen Daseinszustand, den sie Artgenossen mitteilen. Ein Hund bellt nicht im Konjunktiv! Wir dagegen haben die Chance, (noch) Unwahres zu kommunizieren.
Für mich ist Babel deshalb eine Geschichte des Möglichen: Wir Menschen haben die Gabe, unsere Zukunft bewusst zu planen. Und wir haben auch die Fähigkeit, bei den dazu notwendigen Vorhaben nicht im Befehlston miteinander zu sprechen, der mit dem Prinzip "ein Wort - eine Handlungsfolge" dem Hundegebell bedenklich nahe kommt. Diese zu nutzen, erweist sich immer mehr als Schlüssel, damit viele Menschen gemeinsam etwas auf die Beine stellen. Eine andere Lesart Babels also: Kommunikation ist eine Chance, soweit und so lange wir nicht taub werden für ihre Vielfalt und Zwischentöne.
Und was wäre, wenn man Gott aus der Geschichte wegdächte? Dann wäre vom Nichtverstehen der Beigeschmack der Strafe genommen, und es eröffneten sich neue Perspektiven. Die eine, sozialkritisch, kann sich der Frage zuwenden, ob nicht bei zu hoher Konzentration auf ein einziges Ziel Zwischentöne auf der Strecke bleiben - solche, deren Beachtung Missverständnisse verhindern und solche, die den Menschen den ihnen gebührenden Platz im Rahmen solcher "Projekte" einräumen. Und die andere, philosophisch, die herausstreicht, dass ohne die Möglichkeit von Missverständnissen, ohne, dass mein Gegenüber mit dem Gesagten etwas meinen könnte, das ich nicht damit verbinde, kein Planen, keine absichtsvolle Gestaltung der Zukunft, keine Utopien einer besseren Welt möglich wären. Denn das unterscheidet menschliches Handeln und Kommunizieren von dem der Tiere. Diese, instinktgesteuert, haben ein einziges Zeichen für jeden überlebensnotwendigen Daseinszustand, den sie Artgenossen mitteilen. Ein Hund bellt nicht im Konjunktiv! Wir dagegen haben die Chance, (noch) Unwahres zu kommunizieren.
Für mich ist Babel deshalb eine Geschichte des Möglichen: Wir Menschen haben die Gabe, unsere Zukunft bewusst zu planen. Und wir haben auch die Fähigkeit, bei den dazu notwendigen Vorhaben nicht im Befehlston miteinander zu sprechen, der mit dem Prinzip "ein Wort - eine Handlungsfolge" dem Hundegebell bedenklich nahe kommt. Diese zu nutzen, erweist sich immer mehr als Schlüssel, damit viele Menschen gemeinsam etwas auf die Beine stellen. Eine andere Lesart Babels also: Kommunikation ist eine Chance, soweit und so lange wir nicht taub werden für ihre Vielfalt und Zwischentöne.
Abonnieren
Posts (Atom)