"Und was ist, wenn wir alle nur im Bett liegen und träumen?" So oder ähnlich fragte ich meine Mutter nach Nächten besonders intensiver Träume und an Tagen besonders ausgedehnter Tagträumerei. Zu meiner Enttäuschung hatte sich meine Mutter diese Frage, besser bekannt als das Gehirn-im-Tank-Problem noch nie beschäftigt, und musste hilflos meinen Versuchen beiwohnen, wild mit den Händen rudernd aus der Seifenblase des Traums auszubrechen, in dessen Bann zu leben ich zeitweise für möglich hielt.
Endlich herausgewachsen aus dieser(war sie eigentlich irrational?) Angst, spielte mir erst der Philosophie-Unterricht in der Oberstufe das Problem wieder auf den Tisch. Von Descartes, der sein "cogito ergo sum" hypothethisch als von einem bösen Geist besessen annimmt bis Frankenstein, der uns hätte das Hirn amputieren und an eine diabolisch-geniale Apparatur aus Nährlösung und Computern anschließen können, wurde es mannigfach wiederholt - ohne Lösung und offenbar ohne Ausweg.
Hätte sie regelmäßiger philosophische Fachzeitschriften gelesen - meine Mutter hätte mir bereits als ich 2 war erklären können, dass meine Befürchtungen völlig unnötig sind. Denn bereits 1982 erbrachte ein Genie unserer Tage, der Harvard-Philosoph Hilary Putnam, den Beweis, dass unsere Realität Realitätsgehalt besitzt. Wenn ich mich hier in der Kunst übe "nur soviel zu sagen wie unbedingt nötig" (Müller über Putnam), dann enstpricht dies dem Stil des Putnamschen Beweises. Sprach- und Geistesphilosophisch geführt, geht dieser davon aus, dass
(1) sich jedes Wort auf das Ding bezieht, das es bezeichnet und
(2) jedes Wort in einer anderen Welt nicht eben jenes Ding bezeichnet.
Daraus folgt
(3) dass die Welten, in denen (1) wahr bzw. unwahr ist, nicht dieselben sind und
(4) dass bin, was meine Wahrnehmung lt. (1) mir vorgibt, und nicht eben etwas anderes.
Etwas weiter enträtselt (und zudem noch sehr anschaulich dargestellt) hat das Problem der Philosoph Professor Olaf Müller, ("kurzer Artikel" herunterladen) von der HU Berlin. Er kam endlich auf die Idee, dass alle Philosophen seit Descartes nicht darauf gekommen sind, dass die Skepsis gegen die eigene Wahrnehmung gewissermaßen unserer Phantasie entspringt, nämlich der hypothetischen Annahme, gerade dort nicht zu sein, wo jemand gerade ist. Genau diese Grundvoraussetzung stärkt aber laut (3) den Beweis, dass wir mehr sind als ein paar verwirrte graue Zellen. Super Sache das! Und eigentlich auch kein Problem, oder, Mama?
Donnerstag, 24. Juli 2008
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