Sonntag, 20. Juli 2008

Im Frühtau zu Berge...



Heute musste ich erstmal Schlaf nachholen. Das liegt daran, dass ich erstens um 5 Uhr aufgestanden bin, zweitens relativ schlecht (weil in einer Turnhalle) geschlafen habe und drittens mal wieder 50 Kilometer gelaufen bin heute. Warum ich mir das antue? Ganz einfach, ich bin verrückt, waghalsig bis an die Grenze der Lebensmüdigkeit und habe keine Ahnnung, womit ich meine Wochenenden sonst rumbringen sollte! So ist wohl das Bild, das "die Öffentlichkeit" (wer auch immer das sei) von Marathonläufern hat und selbstredend auch von solchen, die sich über noch längere Distanzen auf die Strecke wagen. Der bedauerliche Unglücksfall beim Zugspitzlauf kam den Medien im Sommerloch da gerade recht, um noch einmal auf den Hunderttausenden rumzutrampeln, die mit ihrer Zeit etwas besseres anzufangen wissen, als mit Chips, Bier oder Cola vor der Glotze zuzugucken, wie andere sich verausgaben. Wahrscheinlich eignet sich ein statistisch dieser Lebensweise zuzuordneden Tod einfach nicht so sehr für eine gute Story!
Aber zurück zum Thema. Wer noch nie gelaufen ist, wird wahrscheilich sofort an keuchende Überanstrengung und muskelkatriges Schmerzkurieren auf der heimischen Couch (sic!) denken. Tatsächlich gibt es aber ein Geheimnis auf dem Weg zum Laufspaß, und das heißt: Immer schön einen Fuß vor den anderen setzen! Mit etwas (und im Vergleich zu verbreiteten Befürchtungen wahrscheinlich eher wenig) Geduld gibt's dann schon sehr bald "Laufen ohne Schnaufen" und ehe ihr euch's verseht, steht ihr an der Startlinie des nächstgelegenen Stadtlaufs und/oder könnt euch einen Tag gar nicht mehr vorstellen, an dem eure Gedanken nicht einmütig trabend über die Land- oder Stadtschaft geschweift sind. Ja, aber 50 Kilometer?
Na gut, na gut, ich geb's zu, dafür muss auch ich etwas häufiger trainieren und dann unterwegs auch mal die Zähne zusammenbeißen. Aber ansonsten kann ich allen Vorurteilen nur widersprechen: Wir sind keine Einzelgänger, die mit niemandem was zu tun haben wollen; von einem längerem Lauf komme ich selten wieder, ohne eine neue Bekanntschaft gemacht und mehrere wirklich nette Gespräche geführt zu haben. Für's frühe Aufstehen entschädigt es mich dann, wenn ich bereits um 11 Uhr "mein Tagwerk vollbracht habe". Danach gibt's dann meistens noch was zu essen (schmeckt doppelt gut), manchmal Massage und auch die "Segnungen der Zivilisation" in Form warmer Duschen oder Kühlkompressen lernt man erst durch den Kontrast mit der Herausforderung richtig zu schätzen. Wäre jedenfalls schade, wenn sich jemand wegen des "man möchte meinen" (dass alles so und so ist) davon abhalten ließe, es wenigstens mal zu probieren. Im Frühtau zu Berge?

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