Montag, 28. Juli 2008

Der Wille zum Marathon

Die besten Momente im Leben eines Läufers (und natürlich auch einer Läuferin) sind die, in denen man flach liegt, sich entspannt und derart die unteren Extremitäten schont, während das Oberstübchen schon wieder zu Quantensprüngen in der Lage ist. In diesen Momenten entfaltet sich, gerade auf dem Tiefpunkt läuferischen Mutes und körperlicher Tüchtigkeit, die einzigartige Dialektik zwischen Körper und Geist.

Und während ersterer (jedenfalls hofft man das in jeder Sekunde inständig) langsam wieder zu Kräften kommt, zeigt letzterer seine wahre Stärke als aufbauendes Moment in diesem Zweigespann, das allein es vermag, einen Menschen über die schier unvorstellbare Distanz von 42 KM+ (im Wettkampf) und jede Woche um die 100 KM (im Training) zu schleppen. Kurzum, nichts ist so schön, wie bei der Lektüre an unerwarteter Stelle auf die ultimative Erklärung zu stoßen. So in den Aphorismen in Nietzsches "Wille zur Macht", die man an dieser Stelle getrost in das umbenennen könnte, was ich oben im Titel daraus gemacht habe. Denn was macht diesen Willen laut Nietzsche aus?

- Das Wollen und das Nichtwollen sind in jedem Akt stets anwesend. Erst der Druck, (innere) Widerstände überwinden zu müssen, lässt den Willen seine eigene Macht spüren und sich wahrhaft erkennen. Daher ist keine Freude je so groß wie diejenige über das Nachlassen des Schmerzes.

- Das Ziel des Willens ist es, zu wollen. Deshalb ist er auch erst richtig bei sich selbst, wenn er "sinnlos" über das Notwendige hinaus wollen kann. Daher ist kaum etwas so befriedigend, wie sich einer scheinbar sinnlosen Herausforderung zu stellen, weil man es eben kann.

Meine Quelle an dieser Stelle ist übrigens: H. Arendt (2008): Über das Böse, S. 131ff.

Ich hoffe, liebe Marathonis und Nicht-Marathonis, ihr erkennt euch/uns darin wieder.

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