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Heute war das erste Mal seit längerer Zeit, dass ich so richtig in den Sonntagmorgen reingetrödelt bin, und es beim allwöchentlichen Long Run nicht bereut habe. Das ist dann meist ein Zeichen, dass der Herbst da ist, meine Lieblingsjahreszeit: die Natur beginnt langsam, harmonisch-schön und nicht mehr blendend-schön zu werden. Die Sonne scheint, aber brennt nicht mehr und ein merklicher Wind zeigt der Haut und dem ganzen Körper, dass die Welt existiert außerhalb schweißgebadeter läuferischer Delirien.
Geplant hatte ich für heute - nur 1 Woche vor dem Marathon - entweder 20 oder 30 Kilometer. Dass es dann 30 wurden, lag daran, dass es einfach zu schön war, bei leichtem Wind und Sonnenschein unter den noch vorhandenen Blätterdächern der Bäume entlang zu gleiten. Und in einem 5:30er-Schnitt fällt mir das auch endlich wieder leicht, so, als sei der Mensch für's Laufen gemacht.
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Unterwegs treffe ich auch noch Hans-Martin von "meinem" Lauftreff (an dem ich schon seit meinem Übertrainings-Loch nicht mehr teilgenommen habe). Die 5 Minuten für ein Pläuschchen sind - natürlch mit pausierender Stoppuhr - immer drin . So erfahre ich, dass er und Stefan für Berlin trainieren, dass es auch bei den beiden nach Verletzungen und den üblichen Umständen, die dem Laufen mal wieder im Weg stehen, gut läuft. Na dann weiterhin viel Erfolg und guten Weg!
Nur im Park ärgern sie mich heute, und zwar auf dem Hin- und Rückweg. Haben die doch beiderseits des Weges Flohmarktstände aufgebaut, durch die sich die Passanten drängeln. Kein Durchkommen für mich Läuferin! Da ich es rechtzeitig sehe, weiche ich natürlich auf den weitläufigen Rasen hinter dem Belagerungszustand aus. Dennoch finde ich, dass ein Park ein sehr unpassender Ort für einen Flohmarkt ist, gibt es doch alle 2 Wochen einen Groß-Trödelmarkt keine 2 Kilometer von diesem Fleckchen Grün entfernt!
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Zu Hause angekommen gibt es dann eine heiß-kalte Dusche und - nichts Vernünftiges zu essen. Dabei habe ich eingekauft, aber eben Eier, Schinken, Putenaufschnitt, Joghurt, Nüsse und ein paar Soja-Chevapchichis. Außer einer netten Wochenend-Erholung soll dieser lange Lauf nämlich auch der Kickoff für mein Carboloading sein, das in den ersten Tagen zunächst Carbo-Entleerung ist und daher eine ganz schöne Umstellung meiner kohlenhydragesättigten Läuferinnen-Ernährungsgewohnheiten bedeutet.
Natürlich MUSS ich das nicht machen. Aber die Erfahrung scheint zu zeigen, dass ich den Marathon (oder Ultra) einfach auch jenseits der 30 besser genießen kann, wenn ich die körperinternen Nahrungsreserven entsprechend hochpushe - also wird das gemacht. Vom Gefühl her ist es irgendwas zwischen nervig, weil man nicht einfach so aus Spaß vor sich hin essen kann und eine spannende Erfahrung, wenn man sich eben andere Ablenkungen suchen muss als zu essen. Außerdem freu' ich mich schon auf Mittwoch, wenn mit großen Löffeln auf Nudeln und Cola losgegangen werden darf.
Am Abend dann ein Spaziergang in der Stadt. Die Tatsache, dass ich heute Morgen keinen Fotoapparat dabei hatte, möchte ich durch ein paar Impressionen meiner Lieblingsjahreszeit in einer meiner Lieblingsstädte wettmachen. Zumal in den Sternen steht, wie lange ich hier noch wohne.
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