Samstag, 7. Februar 2009

Entspannter Wochenend-Start

Nach den Turbulenzen der letzten Woche (Ärger über lange Trainingsläufe, Krankheit, neues Auto) habe ich mir gestern einen richtig entspannenden Start in ein ebenso entspannendes Wochenende gegönnt: 20,5 Kilometer in 1:52 Stunden. Dazu auch die gute Nachricht: Ich habe es heute endlich geschafft, die Daten vom Garmin in SportTracks zu importieren. Der Trick: Geduld, will heißen, ich hatte bisher einfach nicht lage genug gewartet, bis sich der ANT-Stick mit dem Forerunner synchronisiert und die nicht unerheblichen Datenmengen meiner Lauf-Exzesse herübergespielt hatte. Wie schön, wenn sich mal etwas "wieder anfindet" *g*

Der Lauf gestern Abend ließ bereits beim Start Gutes erhoffen. Zwar tut mein rechtes Bein immer noch oberhalb des Sprunggelenks mysteriös weh. Dies wird jedoch erst nach 15 Kilomtern so richtig störend, und so ließ ich mich zunächst nicht beirren. Betont langsam (ich habe ja jetzt eine elektronische Brustfessel, äh, einen Pulsmesser) glitt ich hinaus in mein Stadtviertel über die breiten, zugeparkten Fußwege der "besseren" Wohngegenden und befand mich irgendwann unmittelbar im Park nahe des Mini-Stadtschlösschens eines unserere letzten Herzöge. Die gerade Strecke dort schätze ich besonders, ich fühle mich immer ganz befreit und wenn der Mond dann noch so zwischen den vereinzelt stehenden, großen Bäumen hindurchscheint wie gestern Abend, ist es das pure Läuferglück.

Dieses setzte sich dann am See fort. Über der dunklen Wasserfläche (in der Nähe des anderen Seeufers war sie erstaunlicherweise noch weiß vereist) schien der Himmel mit einem unheimlichen Leuchten, nicht hell, aber auch nicht dunkel und so, dass man nicht den Eindruck haben musste, dieses Licht habe etwas mit dem fast vollen Mond zu tun, der hoch im Firmament stand. Die Beschaffenheit des Weges changiert hier zwischen "matschig" und einigen verbliebenen kurzen Eispassagen, auf denen ich lieber noch einmal betont abbremse.

Dann der Abzweig, und es geht an den Eisenbahnschienen "hinaus aufs Land". Jetzt schlängelt sich neben mir das Flüsschen Oker, auch stellenweise noch vereist, während sich der breite, betonierte und von Frost und Wetter aufgebrochene Betonweg zum schmalen, Gras überwachsenen Pfad unter Bäumen verengt. Da ich die Strecke im Hellen kenne, achte ich jetzt im Dunkeln besonders darauf, die Beine lieber etwas zu sehr zu heben als zu wenig. Ich denke, dem Laufstil kann es eigentlich nicht schaden. Dann über dn Holzsteg, wo das "Reiten verboten"-Schild steht und schließlich habe ich wieder eine lange Gerade vor mir. Auf geschottertem Untergrund trabe ich dem Ort entgegen, von dem nur das lange, quer im Raum liegende erleuchtete Rechteck der Reithalle kündet. Hatte ich schon erwähnt, wie sehr ich Geraden liebe? Falls nicht, nirgendwo sonst kann ich Weite so intensiv erleben und meine Gedanken wandern lassen. Vielleicht ist das eine Reminiszenz einer Kindheit im deutschen "Wheat belt", wo nur weite, von Wegen rechtwinklig durchkreuzte Felder und majestätische Strommasten mit den dazwischen leicht und fast laufen scheinend dahingeschwungenen Überlandleitungen das Auge treffen.

Nach ziemlich kurzer Zeit bin ich im Ort, lasse die Kirche hinter mir, eine weitere Brücke und dann geht es (Kilometer 10 ist überschritten) zurück. Zunächst über einen geschotterten Pfad zwischen Weiden, dann nochmal längs eines anderen Dorfes auf einem Weg, den ich wegen seiner Huckel und seitlichen Abschüssigkeit (zum Fluss) nicht besonders schätze. Schließlich bin ich auf dem Weg, der sich in vielen (und wenn man erschöpft ist frustrierenden) Mäandern durch eine von Baumreihen systematisch durchzogene Weidelandschaft schlängelt.

An diesem Abend geht alles schnell, obwohl ich es bewusst langsam angehe. Kaum beobachte ich den immer noch vereisten Fluss, wie er im gedämpften Mondlicht unter den herabhängenden Ästen der Weide glänzt, bin ich auch schon am See, nun wirklich auf dem Rückweg und quasi auf der "Zielgeraden" meines Laufes. Dann hat mich die Stadt wieder, noch eine Straße, mein Wohnviertel - geschafft.

Danach hieß es Duschen und mich aufmachen zur Verlobungsfeier eines besonderen Freundes. Er ist Mathematikstudent und außerdem einer der innigsten Verehrer dieser Wissenschaft und eines ihrer großen Kinder (und Söhne Braunschweigs), Carl-Friedrich Gauß. Gestern hatte er anlässlich seines Ehrentages ein "Café litéraire" mit Liebeslyrik (im eigentlichen Sinne und der Liebe zur Mathematik) veranstaltet, und obwohl ich zu spät kommen würde, wollte ich auf keinen Fall nicht dorthin gehen. Gesagt, getan war das Ganze dann aber nach einem Gläschen Rotwein (mein erstes in diesem Jahr!) gegen 23:30 Uhr beendet. Todmüde fiel ich ins Bett - nur um heute morgen mit viel Ruhe und großen Tatendrang aufzuwachen.

Nun ist das Pflichtprogramm (abgesehen vom Aldi-Einkauf) erledigt, und es geht auf Spritztour mit dem Auto. Heute habe ich lauffrei und werde morgen nochmal die 30 angehen. Ruhig, damit es schnell geht!

6 Kommentare:

Gerd hat gesagt…

Das hast Du schön geschrieben. Da kann ich wenigstens in Gedanken ein bisschen Mitlaufen. Ich hoffe es stört dich nicht. Bin auch ganz ruhig.
Kannst Margitta fragen. ;-)
Da lauf ich auch öfters mit.

Schön ist das Du mit deinem Garmin Freundschaft schließt. So ein kleines bisschen Geduld hilft doch manchmal. Und als Ultraläuferin ist dir das doch gegeben. ;-)

Schönes und ruhiges Wochenende wünsche ich!

Christian hat gesagt…

Hallo, ein ungewöhnlich "blumiger" - sorry, mir fällt kein anderes passenderes Wort ein - Bericht von Dir, gefällt mir aber sehr gut. Scheint mir, Du bist sehr bewusst und genussorientiert gelaufen und weniger leistungsorientiert.
Seis drum, Dein Bericht hat mir sehr gut gefallen und ich wünsch Dir ein schönes wie ebenso positives Wochenende.

Salut
Christian

PS: Schön, dass das mit dem ForeRunner noch geklappt hat ;-)

Die Erleberin hat gesagt…

@ihr zwei:
Freut mich, dass euch mein Bericht ein bisschen ins Lauf-Geschehen hereingezogen hat. Und mit dem FR klappt's auch immer besser, wobei ich mir vorbehalte, den Pulsgurt in Zukunft auch mal zu Hause zu lassen.

@Christian:
Wieso, ist "blumig" eine Beleidigung?

Christian hat gesagt…

Nein, mit "blumig" meinte ich eher das Positive, genau das, was einen so in den Bericht hineinzieht und festhält. Als Beleidigung wollte ich das auf keinen fall verstanden haben.

Salut

Die Erleberin hat gesagt…

DocRunner:
Dann haben wir es ja beide gleich verstanden...

Cecile hat gesagt…

Schön, dass es doch geklappt mit dem Garmin geklappt hat! Ist schon ein nettes Gerät!!
Ruhe dich aus, du hast es verdient! ;)