Donnerstag, 28. August 2008

Mein Trotzdem-Lauf

Mein Tag fing heute an, wie kein Tag im Leben einer Läuferin jemals anfangen sollte: mit einem Zahnarzttermin und der selbst gemachten Vorgabe, heute mal nicht auf die Piste zu gehen. Die beiden Dinge stehen dabei in keinerlei Bezug zueinander - nicht laufen wollte ich aus Vernunft, weil ich mich gestern nach wirklich lockeren knapp 8 Kilometern wirklich platt gefühlt hatte; und zu einer "gesunden" Selbstdisziplin gehört für mich offiziell immer noch, auch die Grenzen meines Körpers zu akzeptieren.

Nach meiner Rückkehr vom Zahnarzt nebst anschließendem Einkauf (mein Stamm-Supermarkt liegt auf der Strecke) fühlte ich mich zunächst so schlapp, wie es einem lauffreien Tag zur Ehre gereicht. Dumm nur, dass ich mit Zen Running gerade ein Buch in der Lese hatte, das solch vorgeschanztem Selbstschutz keine übersäuerte Muskelfaser breit Platz im Läuferleben lässt. Wenn ich allerdings behaupten würde, es hätte mich viel Überwindung gekostet, bei grauem Nieselwetter die Laufschuhe zu schnüren - ich müsste lügen.

Folglich schlüpfte ich fast wie eine Diebin, die von sich selbst nicht gesehen werden möchte, aus dem Haus. Der leichte Sprühregen war nichts als ein lebendiges Zeichen des Himmels, dass es etwas um mich herum gibt, mit dem ich auf wundersame Weise in Kontakt stehe. Nicht zu denken war nach wenigen Minuten auf der Strecke auch an die selbst auferlegte Drosselung des Tempos. Ganz im Gegenteil flog ich mit lauter Musik in den Ohren und einer "persönlichen Silbe" zur Konzentration im Kopf über den Kurs. Ergebnis waren 30:30 Minuten für eine Strecke, die ich noch nie unter 31:30 bewältigt hatte - vor allem aber ein Gefühl beim Laufen, als sei alle Anstrengung, als seien selbst meine nervigen Knieschmerzen nicht von dieser Welt!

Nicht schlau werde ich allein aus meinem Körpergefühl. Schien mich dieses früher nie zu täuschen, so scheint es jetzt meiner tatsächlichen Leistungsfähigkeit diametral entgegen gesetzt. Oder ist es nicht eher so, dass ich kaum noch schlecht drauf bin? Das heutige Erlebnis jedenfalls nenne ich den "Trotzdem-Lauf": trotz anders lautender Vorsätze, trotz Knieschmerzen und anfänglicher Unlust ein Super-Ding!

5 Kommentare:

Pienznaeschen hat gesagt…

Das klingt gut!
Vielleicht sind gerade solche "Trotzdem-Läufe" genauso wie solche "Keine-wirkliche-Lust-Läufe" mit die besten - vielleicht weil es keinerlei Erwartungen gibt bzw. sie innerlich nicht geplant sind ... ich weiß es nicht?

Cecile hat gesagt…

Kennst du das Buch "Tempo-Training" für Läufer. Wäre vielleicht eine neue Lektüre für dich..

Die Erleberin hat gesagt…

@Cécile:
Wäre bestimmt interessant. Aber in meiner derzeitigen (motivatorischen) Verfassung müsste ich da ja schon wieder mit unerwarteten Nebenwirkungen rechnen ;-) Da fällt mir nur Samson aus der Sesamstraße ein: Uiuiuiuiui...

Jasmin... hat gesagt…

Kenn' ich: bei mir geht's auch imer am besten, wenn ich nach drei/ vier Tagen stressigm Seminar abends aus dem Flugzeug krabbele, fest davon überzeugt bin, dass ich jetzt nur noch k.o. bin, dann aber die Beine so kribbeln, dass ich sie einfach bewegen muss und eigentlich gar nichts erwarte...

Kerstin hat gesagt…

Hoert sich nach einem tollen Lauf an! Hast du die Zen-Running Technik mal ausprobiert? Ich finde das geht am besten bergauf, aber ich muss mich schon ganz schoen konzentrieren um das durchzuhalten.