Mittwoch, 7. Januar 2009

"Morgen mach' ich langsamer" und "Ich fühle mich veräppelt"

Zwei Läufe habe ich heute absolviert, und mich dabei sowie dazwischen (also heute tagsüber) ganz schön schlapp gefühlt. Gut, dass ich beim Wäschewaschen in Omas Wohnung diese selbst antraf, und so gezwungen war, wenigstens noch ein Plätzchen und ein wenig Lebkuchen zu mir zu nehmen, sonst hätte ich heute Abend wohl glatt einen hungerbedingten Einbruch gehabt. Wie dem auch sei: 47:20 auf 10km und 1:10:22 auf den knapp 15, da muss frau sich nicht wundern, wenn sowas auch mal an die Substanz geht. Da ich aber morgen arbeiten muss und auch gleich einen wichtigen Termin habe, halte ich mich dann endlich(!) mal an meine selbstgemachten Vorgaben: Ich werd's langsamer angehen lassen.

Ansonsten habe ich heute mal wieder in einer Art Laufzeitschrift gelesen. Genau genommen in dem adidas-Trainingstagebuch aus der Runner's World . Und fühlte mich, wie so oft mit diesen Medienerzeugnissen, als Läufer überhaupt nicht ernst genommen. Grund 1 war mal wieder die Rubrik "Trainingspläne": Noch vor Kurzem hätte ich mich auf der Skala "Einsteiger - Freizeitläufer - Engagierte - Ambitionierte" allerhöchstens in die dritte Kategorie eingestuft - um dann zu entdecken, dass dort als Ziel "10 Kilometer unter 50 Minuten" angegeben sind. Und "Ambitionierte" streben in den Gedanken der Zeitschriftenmacher einen "Halbmarathon unter 2 Stunden" an. Mit Verlaub: Ich dachte lange, das wäre das Ausgangs-Leistungsniveau eines normalen Menschen!

Die Krone aufgesetzt (Grund 2) hat dem aber das Kundenmagazin von Runner's Point (Run2). Wird da doch tatsächlich über eine Mitarbeiterin ungefähr in meinem Alter berichtet, die ach so toll und inzwischen Filialleiterin sei und ja "ihre Leidenschaft zum Beruf" gemacht habe, und was muss ich im letzten Absatz lesen: "Ziel: 10 Kilometer unter einer Stunde"! Hat die ein Glück, dass ich ihr meinen nicht-isotonischen Kaffee nicht vor Erstaunen persönlich ins Gesicht geprustet (nicht gespuckt) habe.

Schlimm finde ich das vor allem, weil es in unserer Gesellschaft nicht nur das Laufen betrifft: jede(r) lässt sich für die geringsten Leistungen feiern, niemand kriegt mal wirklich den Hintern hoch und da wundern wir uns noch, dass nur noch vermeintliche Leistungen auf dafür nicht adäquaten Wegen (Eigenlob, Kuschelnoten, Vetternwirtschaft, Korruption...) erbracht werden. Wie sang BAP anno 1991 so schön: "Arsch huch, Zäng ußenander!"

15 Kommentare:

Gerd hat gesagt…

Also für mich sind 10 Kilometer unter 50 Minuten auch ambitioniert.
Aber ich will dich echt nicht veräppeln.
Ich kann echt nicht so schnell.
Darf ich trotzdem weiter bei Dir lesen und Du liest bei mir? ;-)

Die Erleberin hat gesagt…

@Gerd:
Das hatte ich ein wenig befürchtet, dass dieser Post "arrogant" rüberkommt. Aber natürlich blogge ich weiter mit allen zusammen und alle dürfen bei mir kommentieren. Ich habe nichts gegen langsame Leute. Nur um das Aufhebens, das darum gemacht wird.

Kerstin hat gesagt…

Mal ganz ehrlich: Bei einem Durchschnittspuls von 140 kaeme ich auch kaum unter einer Stunde an...
Niemand MUSS schnell laufen, aber wenn man schnell werden will, geht das nur mit Anstrengung und harter Arbeit.
Erleberin, ich weiss was du meinst und wovon du sprichst. Du bist zwar um einiges schneller als ich, aber diese "Ausgangswerte" hatte ich auch. Bin aber auch von Anfang an Rennen gelaufen, habe mir die Seele aus dem Leib gerannt und hatte noch nie Angst vorm Schwitzen.

Kerstin hat gesagt…

Wie gesagt, niemand MUSS schnell laufen. Das sehe ich ganz genau so und ich habe auch nichts gegen Jogger. Dazu gehoert schliesslich meine ganze Familie. Aber die haben eben andere Ziele.

Anonym hat gesagt…

Als ich anfing mit dem Laufen, kam mir die Fähigkeit überhaupt 10 km am Stück zu laufen extrem ambitioniert vor. Inzwischen ist es Routine. Ich glaube mit dem Erreichten verändern sich auch bestimmte Werte und Einstellungen, so dass Dein Anspruch ein ganz anderer ist, als der, der schreibenden Zunft in sog. Fachmagazinen (!).
Deshalb nicht aufregen und mach weiter so.

Salut

Die Erleberin hat gesagt…

@Kerstin:
Ehrlich gesagt kenne ich meinen Durchschnittspuls für die Trainingsläufe gar nicht, und finde das auch nicht so wichtig. Immerhin MUSS ich dann auch nicht bremsen, wenn mein nicht vorhandener Pulsmesser in den roten Bereich geht ;-)

@Christian:
Natürlich verändern sich die Ziele mit dem Erreichten. Das ist wahrscheinlich auch meine Schwierigkeit, dass ich keine bewusste Erinnerung daran habe, je unsportlich gewesen zu sein...

Gerd hat gesagt…

Ich finde es überhaupt nicht arrogant.
Ausserdem denke ich hat Christian genau den richtigen Ansatz.
In ein paar Jahren kommt mir mein jetziges Tempo vielleicht auch langsam vor.
Ich denke jeder nach seinem Gusto.
Und ich weis ja deine und Kerstins Leistung einzuschätzen. Da steckt viel, viel Quälerei und Herzblut drin.
In diesem Sinne!
Lasst uns Laufen!

Anonym hat gesagt…

Ich weiß auch nicht, was die wirkliche Zielgruppe der Runners World ist/sein soll. Bin seit Jahren Abonnent, aber seit die einen neuen Chefredakteur haben (der war vorher bei Men's Health) ist in meinen Augen der Inhalt immer tumber, oberflächlicher und unnötiger geworden.

Bezüglich den unterschiedlichen Leistungsgruppen habe ich auch das Gefühl das wird immer weniger anspruchvoll, liegt aber auch daran, dass man sich weiterentwickelt...

Die Erleberin hat gesagt…

@Gerd:
Dann bin ich ja beruhigt. Laufen wir also!

@Martin:
Ist sowieso verwunderlich, wie diese angeblichen "Chef"-Redakteure die Zeitschrift wechseln, als wäre alles einerlei. Wird es dann ja offensichtlich auch. Den Niveauverlust meine ich auch zu erkennen, und glaube nicht, dass der nur "im Auge des Beobachters" liegt. Eher ist es doch wohl so, dass die Läuferpyramide nur unten wächst - also breite Basis, aber im Schnitt weniger Qualität. Das sagen ja auch die Marathon-Studien von "Laufzeit", wo bei MEHR Finishern immer weniger GUTE Zeiten herauskommen...

Anonym hat gesagt…

Lieben Dank für Deinen Besuch,
da mache ich mich doch mal gern zum Gegenbesuch auf ;-)
Habe heute nicht so die Zeit zum Stöbern, aber auf den ersten Blick liest sich einiges schon sehr interessant. kann aber bei dem Thema heut gar nicht so ganz mitreden, denn ich brauche für 10 km eine Stunde, stelle das aber auch nicht als hervorragende Leistung da, so ala Runnersworld, sondern sehe es als so erst einmal angenommen mit meinen Möglichkeiten. Schon mit dem festen Ziel wieder mehr draus zu machen, aber bitte mit einer gewissen wohl dosierten Portion Gelassenheit ohne negativen Stress. Dieses abzumessen ist die Herausforderung, nicht das Resignieren und nicht das "sich selbst betrügen" wie Du es beschreibst. Oh je, jetzt ist es doch ein Roman geworden, hoffentlich war das jetzt verständlich.

Ich grüße mal herzlich in den unbekannten Raum

Monika

Anonym hat gesagt…

Ich weiß schon, wieso ich diese albernen Magazine nicht lese.

Wer weiß, was da noch so für Blödsinn propagiert wird.

Die Erleberin hat gesagt…

@trailfüchsin:
Ja, es ist das goldene Mittelmaß, das man/frau finden muss. Ansonsten schlägt auch das schönste Hobby in negativen Stress um. Auf der anderene Seite: wenn die Leute aus den Laufmagazinen alle so passioniert sind, warum fürchten sie dann einen langen (oder schnelleren) Lauf wie der Teufel das Weihwasser?

@black sensei:
Das Thema hatten wir ja schon mal. Ich lese dei Dinger auch nur sporadisch und kaufe sie schon gar nicht. Aber manchmal muss es ja thematisiert werden 8-)

Anonym hat gesagt…

So - da bin ich ebenfalls auf Gegenbesuch *wink* ... stelle fest, dass ich irgendwann schonmal da war. Die Geschichte mit dem Rucksack, die kannte ich schon. Muss aber länger her sein.

Was den heutigen Beitrag von dir angeht, hab' ich irgendwie einiges nicht verstanden. Drösele es aber lieber nicht auseinander und stelle die berüchtigten furztrockenen Lizzy-Korinthenkackerfragen. Sonst antwortest du womöglich ausführlich und ich hab' gar keine Zeit mehr, weiterzumachen und les' das gar nicht ;o) Wäre unhöflich - momentan aber nicht unmöglich wg. aktuter bis chronischer Zeitknappheit.

Ich muss auch nicht immer alles verstehen - Hauptsache, es ist unterhaltsam ;o)

*winkend weiterschlender*

Die Erleberin hat gesagt…

@Lizzy:
Dann nochmal willkommen in meinem Blog. Kannst ruhig Fragen stellen, mich verwirrt so schnell nichts!

Anonym hat gesagt…

Nee, da bin ich anderer Meinung.

Leistung bedeutet für mich auch, wenn ein Anfänger nach einiger Zeit 10 Kilometer non-stop laufen kann, egal in welcher Zeit, dazu kann man ihm nur gratulieren.

Nicht alle Menschen haben den Ehrgeiz, immer schneller zu werden, sie haben eine andere Einstellung zum Sport und betreiben ihn zum Ausgleich, zum Fit-Sein, Fit-Bleiben.

Andere - wie ich damals - lassen sich anstecken vom Schneller-Fieber und stellen irgendwann fest, dass das nicht in ihre Lebensphilosophie passt und bleiben bei dem, was ihnen wirklich Spaß macht.

Gut dass es beides gibt, aber ich würde die Nase nicht rümpfen, weil sie die das Ziel hat, die 10 km unter einer Stunde zu laufen.

Toleranz auf beiden Seiten, ich finde es gut, wenn Menschen ehrgeizige Ziele haben, sie auch umsetzen, finde auf der anderen Seite Menschen, wie oben erwähnt, genauso gut.

Nun denn !