Montag, 5. Januar 2009

Im Schnitt durchschnittlich

Vorweg tue ich schon einmal etwas, das man laut Stilfibel eines gewissen Wolf Schneider niemals tun sollte: mich für das durcheinander des folgenden Blogeintrags entschuldigen. Aber so war er nunmal, mein Tag.

Angefangen hat alles schlaflos und mit der festen Intention, heute lauffrei zu bleiben. Nun, ihr kennt mich allzu gut: den ganzen Tag habe ich das natürlich nicht durchgehalten. Dennoch begann alles sehr schön "unläuferisch" mit einem ersten Kaffee um 5 Uhr morgens, auf den bis um 14 Uhr so rund 4 weitere Tassen folgen sollten; irgendwann habe ich aufgehört mitzuzählen, tat ich mich doch außer einem Frühstücksbrot mit Honig und einem mit Käse auch noch an einer kompletten Tüte Lakritz und einem halben, von gestern übrig gebliebenen Salat von meinem Lieblings-Türkenimbiss gütlich.

Und die ganze Zeit habe ich dabei vorm Rechner gesessen, fast nichts zustande gebracht und darauf gewartet, dass die Bauchschmerzen kommen. Kamen aber nicht, so dass ich mich gegen 14.30 Uhr tatsächlich zu meinen Erledigungen (Bibliothek, Lebensmtteleinkauf) aufmachte und anschließend wie zuvor beschlossen meinen Bestand an warmer Laufkleidung aufstocken ging.

Ergebnis: knapp 3 Stunden Stadtummel, 5 neue Teile, rund 300 Euro ärmer. Bildlich habe ich das auch mal festgehalten, und irgendwie erinnert es mich an den Inhalt eines Hünengrabes aus der Bronzezeit:



Nun ja, danach, ich war inzwischen bestimmt auch schon wieder mehr als 5 Kilometer zu Fuß unterwegs gewesen, drückte dann doch die Lust (oder das Gewissen), den ganzen High-Tech-Krempel mal einem ersten Test zu unterziehen. Wegen der neuen Schuhe (Brooks Glycerin) und meiner vermeintlich nicht sportgerechten Ernährung wollte ich es eigentlich ruhiger angehen lassen, aber sagt das mal einem jungen Pferd, das den ganzen Tag weder zu arbeiten noch richtig Auslauf hatte.

Also raus, der Schnee liegt noch, es macht wirklich Spaß, bei diesen Bedingungen zu laufen, auch wenn natürlich stellenweise Rutschgefahr besteht und ich bei Straßenüberquerungen knöcheltief im schwarzen Schneematsch wate, den der Räumdienst in Richtung Bordsteinkante geschoben hat. Ansonsten presche ich los, merke dabei, wie schnell ich bin, genieße jeden der weit ausgreifenden Schritte auf dem leicht federnden, knirschenden Untergrund. Der Mond steht klar fast senkrecht über den Bäumen, in deren Schatten ich ein- und nach ein paar Schritten dann wieder auftauche. Am See verliere ich von Zeit zu Zeit den Weg, finde mich dann in höherem, verharschten Schnee wieder und gebe gleich nach der Befreiung wieder richtig Gas. Zur Halbzeit ein Blick auf die Uhr: 35 Minuten. Jetzt nicht nachlassen und vor allem bloß nicht auf die Null-Taste der Stoppuhr kommen, denke ich und wundere mich gleichzeitig über meine Energie. Diese will nicht enden, und auch außer Atem komme ich eigentlich nicht. Die schönen, neuen Klamotten wärmen hervorragend. Nur mit den Schuhen kann ich mich noch nicht anfreunden: wieder der stechende Schmerz unter dem Ballen, den ich schon von allen meinen asics-Modellen kenne (weshalb ich beschlossen habe, keine mehr zu kaufen).

Nun gut, das Naherholungsgebiet verlassen, zügig den Park durchquert und schon hat mich die Stadt wieder. Ich laufe die im langen Bogen sich ziehenden Wohnstraßen entlang, die so etwas wie einen Ring um die Stadt bilden und von schönen Häusern gesäumt sind. Nur wenige Menschen kommen mir heute Abend entgegen. Dann eine letzte Hauptstraße, längs des Parks vor meiner Tür, über das Wehr, wo ich trotz Walkmans das Wasser rauschen höre und nach einem kleinen Spurt bin ich zu Hause. Time check? 1:08:42 Std. Schnell wie nie auf den knapp 15 Kilometern.

Wie war also der Tag? - Im Schnitt durchschnittlich...

9 Kommentare:

Kerstin hat gesagt…

Hoert sich nach einem klasse Lauf mit viel Energie an! Du bist echt nicht zu bremsen!

Die Erleberin hat gesagt…

@Kerstin:
Den Eindruck habe ich auch, dass ich nicht zu bremsen bin. Hoffen wir, dass ich's im Wettkampf umsetzen kann...

Anonym hat gesagt…

Aha, heute alles in Grün, solche Phasen des Ausprobierens habe ich auch, mal sehen, wo du letztendlich landen wirst !

Wenn ich deine Zeit lese, dann kann es dieses Mal nicht an den Männern liegen (kl. Scherz !), sondern wohl an den neuen, chicen Klamotten, gut gewählt, so kann man dich auch - egal wie schnell du durch die Prärie " reitest " gut im Hellen und im Dunklen erkennen.

P.S. An dir hätte ich sie lieber gesehen !

Genieße die Tage, auch wenn sie in deinen Augen " nur "
im Schnitt durchschnittlich sind.

Die Erleberin hat gesagt…

@ultraistgut:
Das mit dem Ausprobieren wird wohl noch eine Weile dauern. Zumal meine stylesheet-Fähigkeiten und mein Farbgefühl unterdurchschnittlich entwickelt sind. Ich würde mich gern in den neuen Laufsachen präsentieren. Nur hatte ich keine Lust, für das Foto irgendwen "anzuquatschen" ;-)

Kerstin hat gesagt…

Aber deine Kamera hat doch sicher einen Selbstausloeser?

Gerd hat gesagt…

Wenn man deine Energie vom Lakritze essen bekommt dann ziehe ich mir das Zeug auch rein. ;-)

Cecile hat gesagt…

coole Klamotte. Ich war in Frankreich auch ganz fleissig und habe bei Decathlon auch eine Menge Geld gelassen. Wenn ich habe gewusst hätte, dass es in Kölle so kalt wird, hätte ich mich die ganz dicke Laufhose doch gekauft!!!

Die Erleberin hat gesagt…

@Kerstin:
Jetzt, wo du's sagst. Dann bleibt allerdings noch das Problem, dass ich dann immer irgendwie unmotiviert im Sessel sitze...

@DiRo:
Ja, von Lakritze, EDEKA-Fruchtigen Bärchen, Schokolade und Erdnüssen!

@Cécile:
Du hast aber den einheimischen Französinnen hoffentlich noch was dagelassen. Die sind Kälte nämlich noch viel weniger gewohnt als wir. Ich erinnere mich nur an "meinen" Pariser Winter: -3°C und alles in Panik *g*

Anonym hat gesagt…

Teste doch bei Gelegenheit mal einen Mizuno Wave Rider oder den Wave Precision. Ohne Vorfußdämpfung speziell, ohne Kissen, bekommt den Ballen wahrscheinlich gut.