Montag, 29. September 2008

Berlin: Wie's war

Ein anstrengendes Wochenende habe ich bereits hinter mir, denn wie bei so einer Großveranstaltung unvermeidlich, musste die Startnummer für den 35. Berlin-Marathon spätestens am Vortag abgeholt sein. Eine Nacht in fremder Wohnung auf der Luftmatratze schloss sich an, und wie immer hatte ich unruhig geschlafen aus Angst, den Wecker nicht zu hören. (Bei Ultraveranstaltungen mit gemeinsamer Übernachtung entfällt diese Angst, so dass ich dort viel ausgeruhter an den Start gehe.)

Es wimmelt nur so von Läufern:



Doch das alles ist vergessen als wir unter dem strahlend blauen Himmel auf der Straße des 17. Juni stehen. Wir, das sind (gemeldet) über 40.000 Lauf-Verrückte aus aller Herren Länder, aufgereiht, um gleich auf die Strecke durch Berlin geschickt zu werden. Kurz hinter mir, die ich mich ungewohntermaßen in Block F (zwischen 3:35 und 4:00 Stunden) eingereiht habe, macht eine Fitnessstudio-Animateurin mit dem üblichen festgefroreren Lächeln Verrenkungsbewegungen vor. Wie so oft frage ich mich, was daran Sport ist, und von den umstehenden Marathonis macht außer beim Wedeln mit den Armen kaum eine(r) mit.

Dann werden die Berühmtheiten begrüßt, allen voran Haile Gebrselassie, der Vorjahressieger, der in nur etwas mehr als 2 Stunden seinen eigenen Weltrekord eingestellt haben wird. Ein Raunen geht durch die Masse, als sein Name genannt wird. Wo sonst hat ein Freizeitsportler die Chance, gegen einen Weltrekordler anzutreten? Wobei wir später beim Philosophieren auf der Strecke zu dem Ergebnis kommen werden, dass diese Chance rein theoretischer Natur ist.

Wir, das sind ich und Norbert, den ich gleich nach meiner Ankunft im Startblock kennen lerne und der sich für seinen ersten Marathon vorgenommen hat, die 4-Stunden-Marke zu knacken. "Das trifft sich ja gut, ich will aus Krankheitsgründen heute etwas kürzer treten!" und so laufen wir zusammen.

Als wir im Meer der Läufer in einer eleganten Links-Rechts-Kurve die Siegessäule umschlängeln, wird mir zum ersten Mal klar, was ich da tue. Ich habe den Eindruck, unglaublich langsam angetrabt zu sein, doch Norberts Uhr ("5:30 pro Kilometer") belehrt mich bald eines Besseren. Auch hatte ich gedacht, dass mich das viele Slalom-Laufen um die Teilnehmer, die sich mit der Startblock-Wahl doch etwas übernommen haben, nerven würde, aber kein Gedanke daran. Stattdessen lasse ich mich treiben, unterhalte mich über dies und das und genieße die vielen Zuschauer.

Dann lerne ich am ersten Erfrischungspunkt beinahe eine schmerzhafte Lektion: Wer hier nicht schnell, gewandt und mit Überblick agiert, läuft am Wesentlichen vorbei und muss dann weitere 5 Kilometer darben. Das wäre auf meinen nüchternen Magen gar nicht gut gekommen. Auf Höhe der bekannten Haftanstalt Moabit laufen wir erstmals neben dem überfüllten Straßen-Korridor. "Noch weiter nach links möchte ich jetzt aber nicht", sage ich mit einem Blick auf das verriegelte Gebäude, und so traben wir weiter.

Bald kommt der Reichstag wieder in Sicht, und auf der Brücke zwischen Hauptbahnhof und Kanzleramt zeigt sich erstmals das "Fest der Nationen": eine russische Fahne wird am langen Griff geschwenkt, daneben feuern die allgegenwärtigen Dänen klappernd, rufend und Fähnchen wedelnd die zahlreich laufenden Landsleute an.

Doch das Beste kommt noch. In Richtung Friedrichshain gibt es erstmals Musikgruppen - vom einsamen Jazzpianisten in der Morgenkühle bis zu unzähligen Samba-Bands wird an der Strecke alles dabei sein. Bei Kilometer 10 dann wieder nur Wasser - für mich, die ich eben das richtige "Timing", wann ich mich dem Rand zu nähern habe und wo ich genau das finde, was ich benötige (in diesem Fall gesüßten, warmen Tee), noch nicht beherrsche.

Norbert ist unterdessen guter Dinge, wir laufen zwischen 5:20 und 5:30 im Schnitt und ich verspreche, dass wir den Halbmarathon sicher unter 2 Stunden ansteuern. Doch bis dahin laufen wir noch auf baumgesäumten Straßen locker zwischen gut gelaunten Menschenmassen hindurch. Kaum ist die Musik von einer "Station" hinter uns versiegt, tönt bereits die nächste ans Ohr - hier ein persischer Sänger, da Drehorgeln: "sei Tradition - sei multikulti - sei Berlin" könnte ich im Stil der derzeitigen Werbekampagne sagen.

Bei 20,9 Kilometern dann "Timecheck": wir haben 1:58 auf der Uhr und ich erzähle Norbert, dass entgegen allen Gerüchten beim Marathon die zweite Hälfte kürzer sei als die erste. Schließlich müssen wir nur noch nach Hause... Na gut, bin vielleicht nicht die geborene Motivationstrainerin, aber für mich stimmt's in diesem Moment (was ja vielleicht auch daran liegen kann, dass ich ganz andere Distanzen und Tempi gewohnt bin).

Die Straßen sind jetzt zunächst noch einmal richtig eng. Wir haben eine Technik entwickelt, bei der nur einer "links vorbei" oder "durch die Mitte" zu rufen braucht, und schon schlängeln wir uns an den Mitlaufenden vorbei in einen halbwegs freien Raum. Kilometer 25: Verpflegungspunkt und dann Gänsehaut pur. Unter einer eisernen Brücke sind wir ganz eingerahmt von Publikum, und dann dieser Rhythmus: "Bum, bum, bum", immer schneller geht das, kaum einer der Läufer kann die Hände in der gewohnten Form vor dem Körper führen, wir alle klatschen und laufen nach diesem "Bum, Bum", um uns herum das Gefühl, dass die Brücke vibriert. Ich weiß nicht, ob sie's tatsächlich tut, aber am Ende dieser Passage sehen wir, wer für diese wunderbaren "Vibrations" verantwortlich zeichnet: die Gruppe "Trommeln in Berlin" mit ihren (Öl-?)Fässern, im Übrigen eine Ausdruckform, die auch in anderen Städten zunehmend Anhänger findet. (Aber bitte zu gegebenem Anlass!)

Dann der südlichste Punkt der Strecke: Steglitz, Zehlendorf, wunderbare Alleen vor großzügigen Wohnhäusern, alles gesäumt von einem ebenso interessierten wie enthusiastischen Publikum. Das hier ist kein Lauf, es ist ein Volksfest, und wenn ich Norbert nicht hätte, alles würde mit mir durchgehen und ich liefe die nächsten Kilometer ind 5:00. (Danke, Norbert, dass du mich vor dem eigenen Übermut bewahrt hast). So passieren wir Kilometer 30 nach 2:45 Stunden, und Angelika aus Nürnberg, die sich uns zwischenzeitlich angeschlossen hat, meint, sie müsse jetzt "nur noch die 12 in einer Stunde laufen, um unter 4 ins Ziel zu kommen". Rein rechnerisch hat sie natürlich recht, doch während ich für mich persönlich mit dem Gedanken gespielt hätte, mute ich "meinen" Marathon-Neulingen so etwas nicht zu.

Stattdessen fasele ich etwas von: "Wer's bis hierher geschafft hat, kommt auch locker ins Ziel!" Scheinbar bin ich dabei sehr glaubwürdig, denn zumindest Norbert bleibt tapfer an mir dran. Erst später wird er mir gestehen, dass ab Kilometer 34 gar nichts mehr ging bei ihm, aber wie sagt man so schön: "Pain is temporary, pride is forever!"

Tatsächlich habe ich selbst auch einen kleinen Einbruch, als es auf die (von mir immer) ersehnten 32 zugeht. Angelika trifft hier ihre Anfeuer-Freunde aus Nürnberg und ist happy, bekommt dann aber Seitenstiche und muss am Erfrischungspunkt kurz vor der 33 dann länger stehen bleiben, so dass wir sie aus den Augen verlieren.

Der Ku'damm kündigt sich mit Radio-Moderation aus überall verteilten Lautsprechern an. Dazwischen Techno-Samba-Mix und unglaublich viele Menschen. Ich selbst finde es etwas seltsam, dort zu laufen, wo ich sonst shoppen und vielleicht mal zu Mäckes (ja, auch das kommt vor!) gehe. Ich spüre, dass etwas bei Norbert nicht mehr richtig stimmt, unsere Unterhaltung ist monoton geworden beziehungsweise quasi verebbt. Mir selbst wird auch klar, was wir eigentlich gerade zu leisten im Begriff sind, doch fühlt es sich ganz anders an, als wenn man draußen in Wald und Flur allein ist und mit sich selbst, dem Atem und dem nächsten Schritt kämpft. Seltsamerweise wundere ich mich (trotzdem), weshalb einige Leute um mich herum gehen. Schließlich sind es "nur noch 7", davon 2 im Angesicht des Brandenburger Tors, das kann doch nicht so schwer sein, oder?

Dann sind wir an der Gedächtniskirche vorbei. Irgendjemand hatte mir mal erzählt, dass zwischen 38 und 40 in Berlin kaum Zuschauer stehen, doch im Gegenteil drängen diese sich zwischen den erst modernen und dann klassischen Häuserschluchten der Potsdamer Straße so nah an die Läufer, dass der Fluss immer wieder stoppt wie ein Gebirgsbach in einer Klamm - aus dem sich dann auch die, die's noch können, mit einem Spurt befreien.

Kurz hinter der immer noch offeneren Fläche des Potsdamer Platzes dann ein bekannter Haarschopf voraus: Hans-Martin vom Lauftreff wundert sich, dass ich erst jetzt zu ihm Auflaufe. Auf meine kurze Krankheits-Geschichte erwidert er nur "ich auch". Er wird zwar die 4 Stunden heute nicht knacken, dafür werde ich ihn aber wohlbehalten und glücklich auf der Wiese vor dem Reichtag wiedertreffen.

Noch zweieinhalb Kilometer. Für den jetzt doch arg mitgenommen wirkenden Norbert Zeit, meine Brötchenhol-Suggestion auszupacken. Das mache ich immer bei Läufern, die auf den letzten Metern wirklich oder vermeintlich Probleme bekommen: Ihnen von einem kühlen Samstagmorgen erzählen, an dem sie mit ausgeruhten Beinen in den Nachbarort zum Brötchenholen traben. Bei Norbert wirkt es nur noch mittelmäßig. Ich habe den Eindruck, ihn zu nerven und laufe deshalb einige Meter vor ihm her. Dafür ist ein anderer jüngerer Mann beeindruckt: "Dass du hier noch die Puste hast, das alles zu erzählen!" Wissens lächelnd trabe ich meines Weges.

Das sind sie also, die magischen letzten 2. Wir lassen den wunderbaren Gendarmenmarkt mit seinen neoklassizistischen Gebäuden hinter und haben bald zum Prachtboulevard "unter den Linden" unter den Füßen. Die Menschenmenge ist überwältigend. Noch ist die Straße breit, wir passieren den 41. Kilometer und ich lasse mich mitnehmen vom Strom der Tausenden, die ich jetzt vor und neben mir laufen sehe. Es ist alles so einfach. Kein Kampf, keine Selbstmotivation nötig. Und ich spüre die Schritte, die ich vorhin in einer un-bemusikten Minute einmal wahrgenommen habe: klapp, klapp, klapp, klapp, tausende Schritte auf dem Asphalt.

Dann stehen da noch 2 von diesen aufblasbaren Bögen vor uns. Der erste signalisiert "noch 1 Kilometer", der zweite ist, soviel ich entdecken kann, nur Werbung, doch wen interessiert was darauf steht bei seinem Anblick: das lang ersehnte Brandenburger Tor.

Kann ich noch? Ich kann noch. Also trabe ich an. Rechts und links Menschenmassen, im Hintergrund der Steinkoloss der französischen Botschaft am Pariser Platz - und dann bin ich irgendwie hindurch - habe den magischen Moment gar nicht richtig wahrgenommen.

Weit, weit vor mir das Schild "Kilometer 42" und dann peile ich sie an, die Mitte, über der nicht "Ziel" steht wie über den Durchgängen rechts und links, sonder "real" wie der Hauptsponsor. In dem Moment finde ich es cool, dass selbst für uns Langsamtreter noch so viele Leute auf der Tribüne sind, und Norbert spurtet - was ich einem Fortgeschrittenen übel genommen hätte - auf den letzten 5 Metern an mir vorbei. Später wird er mir sagen, dass er einfach unter 3:58 bleiben wollte. Sei's drum. Haben wir geschafft.

Mir geht's gut, ihm weniger, und so holen wir uns Medaille und Warmhalte-Plane ab, die ein bisschen aussieht wie ein cäsarischer Umhang und die für kleinere Leute wie mich viel zu lang ist, so dass mir im Gewühl dauernd andere auf die unvermeidliche Schleppe treten.

Im Tiergarten dann schnell eins der dürftigen Lunchpakete (Schokobrötchen, 2 Mini-Kekse, Banane, aromatisiertes Wasser, was ist daran Läufer-gerecht) gegriffen und nach einigem Überlegen dann doch hingesetzt. Norbert ist happy und total kaputt, wobei er nach eigenem Bekunden noch auf das Runner's High wartet. Ich bin etwas kaputt und habe überhaupt keine Erinnerung an die vergangenen 4 Stunden. Es war sicherlich ein Erlebnis - ein Lauf aber war es in meinen Augen nicht.

Schließlich ins Duschzelt - es gibt tatsächlich heißes Wasser und ich fnde es fanzinierend, mich auf dem nackten Straßenasphalt im Schutze des Zeltes von oben berieseln zu lassen. Bei dem tollen Wetter habe ich eigentlich einfach nur Lust, den Moment noch etwas zu genießen. Das sagen sich wohl auch fast alle anderen Läufer, die die Wiese vor dem Reichtag inzwischen in eine Kolonie au gelben Warmhalte-Planen verwandelt haben. Allerdings denke ich auch an die Umwelt, den Rasen und die Bäume im Tierpark, die von Läufer-Pipi sicherlich nicht weniger eingehen als von dem der Loveparade-Besucher ;-)

Auch den Reichtag und die Wiese davor haben Läufer eingenommen:


Na gut, für solches Philosophieren ist jetzt keine Zeit, schließlich will ich mich noch mit Jassi von "Potato to runner" treffen, die es auch schließlich schafft, mich vor der "verrosteten Skulptur am Kanzleramts-Garten" aufzulesen. Gemeinsam gehen wir etwas trinken mit Blick auf die Spree und ich finde es toll, mal wieder jemanden aus dem Internet live kennen gelernt zu haben. Insofern freue ich mich auch auf das Blogger-zu-Joggern-Treffen, das es vielleicht nächstes Jahr geben wird.

Andenken vom "Kleinen Bloggerinnen-Treffen":



Unterdessen werde ich jetzt erstmal richtig gesund, plane aber schon die nächsten Marathons und werde mich demnächst vielleicht nochmal zur Frage "Event vs. Laufen" äußern.

12 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Hört sich gut an - nein - sehr gut. Man ist mittendrin statt nur "dabei"... Berlin war ich noch nicht, werd ich auch irgendwann mal laufen - wobei irgendwie bin ich ihn gerade ja fast mitgelaufen...... Gratulation und schön, dass du es Problemlos gepackt hast.


Jetzt versuch ich erstmal in 3 Wochen meinen zweiten Landschaftsmarathon dieses Jahr anzugehen, wenn die Wade mitspielt...

UIch wünsch dir noch ne gute Regeneration, wobei ich denke, dass wird dieses Mal kein größeres Problem sein...
Gruß
Martin

Die Erleberin hat gesagt…

@Martin:
Schön, dass dir mein Bericht von mittendrin gefallen hat. Regenerationsprobleme habe ich in der Tat nicht (war irgendwas???). Und so als Tipp: Wenn du Berlin erleben willst, lauf in Berlin, wenn du laufen willst, lauf woanders!

Anonym hat gesagt…

Herzlichen Glückwunsch. Das liest sich ja wie ein richtiger Genusslauf.
Aber ich glaube, 40000 Menschn um mich rum, wäre echt zuviel …

Grüße
Gerhard

Kerstin hat gesagt…

Ich will auch mal Berlin laufen!
Meinst du nicht, dass weiter vorne doch ein bisschen mehr Platz ist?
Dein Bericht hoert sich jedenfalls sehr gut an und macht Hoffnung auf meinen "Trainingsmarathon" im November hier im Ort, fuer den ich auch 4 Stunden vorgesehen habe.

Anonym hat gesagt…

Eines kann ich dir nicht ersparen, obgleich es mich, wirst du vielleicht sagen, gar nichts angeht, aber wäre es nicht besser gewesen, nur topfit an den Start und nicht gesundheitlich angegriffen zu gehen?

Genug, aber es musste einmal gesagt werden - ich finde es nicht gut, dass du trotzdem diesen, wenn auch sehr verlockenden und dann noch nichts kostenden Schritt getan hast. Schluss - fertig aus.

Zum Abenteuer Berlin: Massen, Massen, Massen, als ich in 1990 in Berlin lief, waren es " nur 30.000, jetzt noch 10.000 mehr, macht das noch Spaß ? Gut, in Berlin sind die Straßen breit, und es verteilt sich nach und nach alles, aber alleine bei der Versorgung ???

Nun denn, du bist trotz angeknackster Gesundheit in einer passablen Zeit im Ziel eingelaufen - " Es war sicherlich ein Erlebnis - ein Lauf aber war es in meinen Augen nicht ".

Gönne dir und vor allem deiner Gesundheit Gutes und mache so etwas lieber nicht so oft, sonst...................

Schön, dass Ihr beiden Euch getroffen und das noch mit Foto verewigt habt. Klaro, wäre das eine schöne Fortsetzung Blogger zu Jogger ! An mir soll es nicht liegen !

Unknown hat gesagt…

Wunderbar! keinen besseren Bericht bbisher gelesen!
Macht Mut und Lust...auch mal in Berlin zu laufen!

Liebe Grüße

Anonym hat gesagt…

Wenn ich Deinen Bericht lese, bekomme ich doch gleich Lust sofort an einem Marathon teil zu nehmen. Es hört sich so locker, leicht und schön an.
Ach ja, herzliche Gratulation zu tollen Leistung, auch wenn Du "nur" locker gelaufen bist, das muss man erst einmal schaffen.
Gruss
Hugo

Die Erleberin hat gesagt…

@alle:
Danke für die Glücksünsche.

@Kerstin:
Zu Berlin habe ich geschrieben, was ich hätte sagen können. Und ja, die 4 Stunden schaffst du locker als langen Trainingslauf.

@ultraistgut:
Ja, ich weiß, ich weiß. *beschämtaufmeinevirtuellenfüßeguck*

@Eve:
Wenn du Laufen erleben willst, dann lieber woanders. Berlin ist ein "Event", nicht weniger, aber auch nicht mehr.

@Hugo:
Gestern war's ja auch locker. Wenn ich mit Ehrgeiz laufe, stöhne ich hinterher auch ganz anders.
P.S.: Das mit dem Jungfrau-Marathon neulich war natürlich ein Lesefehler von mir. Klar, dass da die übliche Renntaktik nicht funktioniert!

Anonym hat gesagt…

Hier noch kurz ein Kommentar von Heiner, alias professor, mein Mitläufer aus dem Kilometerspiel, selbst gestandener Mediziner, der am eigenen Leib folgendes erlebt hat:

Myokarditis (Herzmuskelentzündung)

Heute kann ich darüber schreiben, weil ich weiß, dass ich’s überstanden habe. Es hätte auch schief gehen können, gerade weil ich beruflich und beim Laufen ein „Leistungstier“ bin.

Damals vor 10 Wochen unmittelbar um Weihnachten herum begann es mit einer schweren fieberhaften "Grippe“, von der ich mich nicht erholte. Dann kam es zum Kreislaufzusammenbruch. Es folgten IntensivÜberwachungsstation, Bettruhe, Minimalbelastung, Anschlussheilbehandlung und langsamer Leistungsaufbau bis hin zur allmählichen Wiedereingliederung in den Beruf, die im März beginnen wird ...

Die Erkrankung war auch für mich – medizinisch geschult – nicht erkennbar: im Rahmen der „Grippe“ starke Kopfschmerzen, ständig Kältegefühl, Druckgefühl im Brustkorb, schneller Puls, Fieber ...

Wäre ich damals sportlich unterwegs gewesen, hätte ich mir den Tod holen können, aber auch im Laufe der langsamen wochen- bis monatelangen Rekonvaleszenz lauern noch vielfältige Gefahren.

Nur wenn die tückische Erkrankung ganz ausheilt sind sportliche Ausdauerleistungen auch wieder möglich, sonst drohen Herzrhythmusstörungen, drohende Herzmuskelschwäche etc.

Liebe Läufer im KM-Spiel, seid also bitte vorsichtig mit Euch bei und nach Infekten - lauft nicht wenn Ihr Euch schlecht fühlt und regeneriert Euch ausreichend vor allem nach viralen Infekten, bevor Ihr w......


Darum habe ich es nicht für gut befunden, und ich glaube, du bist dir selbst darüber im klaren, gell ?

Erhol dich gut, du kannst noch so viele Wettkämpfe gesund bestreiten !!

Anonym hat gesagt…

Nachdem ich in deinem Bericht, was sage ich UNSEREM Bericht (bis zum Schluss;-) ganz gut weg gekommen bin, noch einige Anmerkungen...

Im Startblock stand ich (wahnsinnig aufgeregt) gemeinsam mit ungefähr 12 Läufern vom TF Feuerbach, die sich alle fast ein Jahr auf diesen großen Tag vorbereitet hatten. Wenn ich gewusst hätte, dass du Ultraläuferin bist, hätte ich dich mit "alle ganz schön verrückt hier" niemals angesprochen.

Den Lauf hast du wunderbar beschrieben (um Sznezana aus meiner Laufgruppe zu zitieren: "man gings uns gut!"). Bei den Leistungsunterschieden zwischen uns beiden, konntest du den Lauf einfach besser geniessen als ich.

Von deinem kleinen Einbruch bei Kilometer 32 hatte ich nichts mitbekommen, da hatte sich wohl gerade mein Stoffwechsel (endgültig) von Kohlehydrate- auf Eiweissverwertung umgestellt.

Mit meinen 43 Jahren habe ich natürlich deine Motivationssprüche genau als solche enttarnt. Nachdem beim Marathon - wie ich nun weiss -viel Entscheidentes im Kopf passiert, haben sie mir natürlich trotzdem geholfen. DANKE!

Übrigens: um KM 41 war ich nicht genervt, sondern so kaputt, dass ich deinen Worten einfach nicht mehr folgen konnte. Läuferisch sowieso nicht mehr.

Ich weiss übrigens bis heute nicht auf welcher Seite ich das Brandenburger Tor durchlaufen habe! Verrückt oder, denn auf diesen Moment habe ich solange hintrainiert(jetzt weiss ich was der Begriff Tunnelblick bedeutet).

Zum Schluss noch: als unter 3h58 zu bleiben möglich war, habe ich nochmals Gummi gegeben (wie Steffny in seinem Vortrag mal sagte), nicht um dich zu schlagen (du bist für mich unschlagbar), sondern um den Tag - den ich nie vergessen werde - zu krönen.

Für alle die sich wie ich, mit dem (ersten) Marathon einen Traum erfüllen wollen, sei das wiederholt was du bei Kilometr 34 auf deutsch gesagt hast: "der Schmerz vergeht - der Stolz bleibt"

und noch etwas für mich Wichtiges hast du gesagt (und in deinem Blog vergessen):

"Laufsport hat nichts mit dem Einsetzen von Ellenbogen zu tun, das verstehen viele nicht" Es ist -ich habe es mit meinen Laufpartnern vom TFF immer wieder erlebt - ein großes WIR-Erlebnis.

Die Erleberin hat gesagt…

@Norbert:
Danke für deinen Kommentar. Für das "verrückt" brauchst du dich nicht zu entschuldigen, ich weiß, dass ich nach anderen maßstäben lebe ;-) Und dass du meine Motivationssprüche als solche enttarnt hast, ist mir auch klar. Allerdings: Sich selbst auszumalen, dass alles nicht so schlimm ist, ist kein "Motivationsspruch" sondern eine Anleitung zur Autosuggestion, die wiederum eine Form des autogenen Trainings ist.

Und nun noch zur Physiologie: Man stellt nicht auf Eiweiß-, sondern auf Fettverbrennung um. Zwar ist die Rolle des Eiweißes (bzw. dessen 2Zerstörung" beim Laufen noch nicht endgültig geklärt. Sicher ist aber, dass es bei einem gesunden, normal ernährten Menschen nie Haupternergiequelle ist.

So, damit hier auch nix Falsches steht.

Schönes WE, erhol' dich gut!

Cecile hat gesagt…

Als ich deine Bericht von Berlin gesucht habe, habe ich erst bemerkt, wie viele Posts in den Ferien entgangen sind. Tolles Bericht, super spannend geschrieben. Ich finde toll wie du dich um Norbert gekümmert hast. Allerdings finde ich nicht so cool, dass er nicht mir dir über dem Ziellinie gegangen ist... Ich sehe du bist trotzt Krankheit super gelaufen. Das schaffe ich nicht mal wenn ich gesund bin!! ;) hihi. Jedoch hat Margitta recht.. Du bist eine super Sportlerin, das solltest du nicht einfach auf Spiel setzen! Ganz liebe Grüße. Wenn ich wieder richtig da bin, ich meine mental, poste ich auch mal wieder!!!