Donnerstag, 13. November 2008

Ins Schwarze



Besonders gut geschlafen habe ich diese Nacht nicht. Grund genug, den Tag nicht so schlecht starten zu lassen, wie der Schlaf endete, und also ein paar Schritte auf meiner angestammten Trainingsrunde zu tun. Angelockt von den Berichten aus dem Lauftreff hoffte ich außerdem auf einen schönen Sonnenaufgang - und griff dementsprechend beim Schlüpfen aus der Korridortür noch schnell die Kamera.

Kaum 6 Uhr war es, als ich meine Zeitmessung auf "Null" und meinen Körper in Trab setzte. Früh am Morgen und finster wie in tiefster Nacht. Wer diese Atmosphäre nicht selbst erlebt hat, wird kaum ahnen, von welchem entspannenden Zustand ich spreche - etwas Schönes zwischen Schlafen und Wachen - der sich gleich auf den ersten Metern der zu überquerenden Straßenbrücke einstellte.




Mit einer unguten Gewohnheit brechend hielt ich bald darauf auch den mp3-Player an und freute mich von da an an der relativen Ruhe über dem Park und meinem Wohnviertel bevor auf den Staßen und der nahe gelegenen Stadttangente der Verkehr zu seiner vollen Gewalt aufbraust. Ich überholte einen Hundebesitzer, der samt Pfiffi mit blinkenden Verkehrssicherheitsleuchten ausgerüstet war, was mir als bizarres Schauspiel erschien. Gleich darauf ließ ich das Heizkraftwerk rechts liegen, dessen Turm ebenso rot blinkend bis zu großen Höhen aufragt. Unterführung, Schrebergartenkolonie, bald blenden mich auch die ersten Fahrrad- und Mofafahrer, die schon zu so früher Stunde auf dem Weg zur Arbeit sind.

Dann endlich der See. Ich kann sie nicht erblicken, weiß aber, dass sie da sitzen müssen auf dem Wasser und höre auch bald ihr Schnattern: meine Entenkolonie. Der Versuch eines Fotos missglückt wie eigentlich so ziemlich alle heute Morgen - zu lichtschwach mein Kompaktkamera-Objektiv und zu gering die Reichweite des Blitzes. Na gut, störe ich also die erwachende Natur nicht länger und drehe meine nächsten Runden. Insgesamt 3 sollen es werden - gut 10 Kilometer mit hin- und Rückweg, die mich trotz aller Verschlafenheit der Glieder und des Gefühls wenig optimaler Fitness davon überzeugen werden, dass Laufen zu so früher Stunde ohne echte Alternative ist.




Auch andere scheinen ähnlich zu denken. 3 Läufer kreuzen in recht zügigem Tempo regelmäßig meinen Weg. In dieser Phase weiß ich nicht, ob mir kalt ist. Meine Gedanken sind auf Wanderschaft, manchmal in trüben Gefilden und manchmal aufgegangen in der Natürlichkeit, an der uns Menschen das Laufen Anteil schenken kann. Zweite Runde, dritte Runde, morgen laufe ich vier! Als ich ein zweites Mal am Steg ankomme, hat das Warten auf den Sonnenaufgang immer noch kein Ende gefunden. Leicht enttäuscht knie ich nieder, um euch einen Eindruck von den im Schwarz daliegenden Holzbohlen mitzubringen. Dann der Rückweg. Langsam, ganz langsam zeigt der östliche Horizont ein dumpfes Leuchten von Lila, das auch nicht rot wird, bevor ich wieder zuhause bin.




Erschöpft aber zufrieden lasse ich mich in meinen Lesesessel fallen, dusche und dann: nochmal ab ins Bett, wo es mir endlich gelingt, in einen erholsamen Schlaf zu finden. So war denn dieser Morgenlauf ein weiteres besonderes Erlebnis. Und im Guten wie im Schlechten ein Treffer "ins Schwarze"!

9 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Schöne Bilder. Doch, glaub es ruhig, gefallen mir wirklich!
Dir ist der Zeitpunkt oder die Tageszeit egal, wann Du läufst?

Kerstin hat gesagt…

Mann, ist das dunkel bei euch. Ich stehe immer um halb sieben auf, aber da ist es schon fast komplett hell...

Die Erleberin hat gesagt…

@lars:
Das waren auch noch die besten Bilder. Ein Großteil ist komplett schwarz ;-) Die Tageszeit, wann ich laufe, ist mir in der Tat egal. Zumal ich in Zeiten intensiven Trainings ohnehin zweimal täglich unterwegs bin.

@kerstin:
Ja, das ist der Wechsel der Jahreszeiten hier in unseren Breiten. Würde mir wahrscheinlich fehlen...

Cecile hat gesagt…

Ist wirklich super schwarz! wie abends.. Ich habe heute ein super Sonnenaufgang gesehen. Rosa und Lila es war viel viel später! 7:30!! Da warst du wieder im Bett..Liebe Grüße

Die Erleberin hat gesagt…

@Cécile:
Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben. Wer zu früh aufsteht, den offenbar auch ;-(

Anonym hat gesagt…

Ja, im Dunkeln zu laufen, kann wirklich Spaß machen. Diese Atmosphäre ist schon einzigartig.

Vor allem im Wald. ;)

Anonym hat gesagt…

Mit Verlaub - ich sehe nix, aber ich kann mich dank deiner Worte gut in diesen morgendlichen Lauf hinein versetzen, es ist, als sei ich dabei gewesen.

Am besten allerdings gefällt mir aber deine Freude, die du offenbar wieder gewonnen hast, und sei es (nur !), die Enten zu sehen.

Du bist wieder auf dem richtigen Weg, darüber freue ich mich !

Kerstin hat gesagt…

Och, wir wechseln schon die Jahreszeiten. Von schrecklich heiss und schwuel (Sommer) zu wunderbar mild und sonnig (Winter)... Manchmal krieg ich Sehnsucht nach anderen Orten, an denen ich schon gelebt habe, aber der deutsche Winter fehlt mir nie.

Gerd hat gesagt…

Laufen um diese Uhrzeit find ich ja OK. Aber das mit dem Fotografieren kann man getrost vergessen. ;-)