Bei manchen mögen sie trübe sein, aber meine Herbstgedanken halten es ganz mit der wunderschönen Laubfärbung - sie sind bunt, windbewegt und voll frischer Luft. So auch heute, wo ich mit neuer, entspannender Musik auf dem mp3-Player eine betont langsame 15-KM-Runde gedreht habe. Immer schön einen Fuß vor den anderen setzen, und wie schön ist dieser kühle Luftzug auf der Haut.
Zwar möchte und werde ich nächste Woche Sonntag einen Halbmarathon laufen, doch stand Wettkampfvorbereitung nach den Wettbewerbs- und Trainingszeiten der letzten Tage und Wochen heute nicht auf dem Kalender. Stattdessen trabte ich los, merkte im Park auf der Wiese das erste Mal, wie kühl der Wind schon blies und blickte auf dem Weg zwischen den Stadtvillen hindurch zwischen den noch dicht belaubten Kronen der Kastanien in die schon tiefer stehende Sonne. Meine neue (jazz-)musikalische Errungenschaft auf dem Kophörer trug mich unterdessen quasi schwebend über den Asphalt, ich freute mich meiner Kraft ohne das geringste Bedürfnis, schneller zu werden.
Weiter ging es durch den Park und zum See. Wie weggetragen von meinen Gedanken durchströmte mich selbst neben dem schäbig geschotterten Parkplatz das pure Glück, vereint mit dem dankbaren Geistesblitz, endlich an dem Punkt zu sein, wo ich beliebig lange laufen, diese Freude also so lange haben kann, wie es mir gefällt.
Unterdessen wechselten sich warme Töne von der Herbstsonne und ein beruhigendes Grau, wenn eine Wolke vor die Himmelsscheibe zog, ab. Ich selbst wechselte zwischen asphaltierten und geschotterten Wegen und dem weichen, dichten Gras daneben und lies mich tragen von der Brise, die mich wie in eine Luftsäule einhüllte und alle Gedanken von Sorgen oder Anstrengung von mir nahm. Am See dann hatte ich schließlch so viel Energie wie selten. In meiner Lust zu spielen pfiff ich zuerst ein Jazz-Riff zu der beruhigend dahin-groovenden Musik in meinem Kopfhörer und setzte dann einen lockeren Hopserlauf an, der einem älteren Herrn ein hocherfreutes Lächeln auf das freundliche Gesicht zauberte.
Der Grund dafür wurde mir erst richtig deutlich, als ich sah, wer mir da noch entgegen kam: sämtliche Lauftreffs der Stadt schienen sich an diesem wunderbaren Tag auf der Strecke versammelt zu haben, um größtenteils schnaufend und ernst dreinblickend ihre Kilometer abzureißen. Übrigens kann selbst denen mit einem ausgelassenen Trab nebst tanzartiger Armbewegung und halbwegs lautem Mitsinge der Kopfhörer-Musik geholfen werden ;-)
Dann lag da wieder nur der See. Trotz Windes glatt und anthrazitfarben in der Sonne, die nur an der Oberfläche ihre Reflexe hinterließ. Ganz deutlich spüre ich den Temperaturwechsel zwischen Licht und Schatten, baumbewachsener und frei liegender Wegstrecke. Und so geht es weiter, rechter Fuß, linker Fuß, ganz entspannt die Zeit vergessend und eins mit dem, was ich tue.
Dann kurz vor der Stadt eine Begegnung der dritten Art. Bevor ich den Park verlasse zeigt sich auf einmal am Ende des Weges ein Walker-Grüppchen, dann ein weiteres. Da ich Kummer gewohnt bin, weiche ich auf den Rasenstreifen links aus, in der Hoffnung, mich bald auf den Beton-Sockel der nebenliegenden Veranstaltungshalle zu retten. Zu dumm, dass auf dieser Seite ein kniehoher Zaun das Fortkommen verhindert. So bin ich gezwungen, noch einmal die Seite des Weges zu wechseln - und war zu gedankenverloren, um zu sehen, welcher Spießrutenlauf da auf mich zukommt. Ein Band von Walkerinnen und Walkern, mindestens 200 Meter lang, die Mehrheit in roten T-Shirts. Auf Nachfragen erfahre ich von einem Aktionstag der örtlichen Sportgeschäfte. Ach so.
Ich glaube, ich bin noch nie so schnell quer über einen Weg gesprintet. Jedenfalls rette ich mich ohne medizinischen Zwischenfall für beide Seiten auf besagte Beton-Festung - und winke der stockklapperden Horde dann aus der Sicherheit freundlich zu. Zu meiner Überraschung winken sogar einige der angeregt miteinander Redenden zurück, womit sich das Thema "Feindschaft wegen Unfreundlichkeit" endlich erledigt hat. Bleibt zu hoffen, dass die Vereinten Sportgeschäfte den Stockgehern auch den sicherheitsbewussten Umgang mit ihren spitzen Sportgeräten beibringen - nicht in Augenhöhe und nicht mehr als 2 Meter vom Körper ;-)
Sonntag, 24. August 2008
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3 Kommentare:
Die Terroristen auf Stöcken mag ich auch nicht. Jedem Tierchen sein Plairsirchen!
@Cécile: Früher dachte ich an ein T-Shirt mit "Keine Macht den Walkern". Heite bin ich nachsichtiger...
Ich habe sogar schon zwei Mal an einem Marathon teilgenommen bei dem auch Walker starteten und man sich ab Marathonkilometer 34-36 dann wirklich traf. Klar ist das nicht soooo brilliant etwas weitsichtiger und etwas "umwegiger" zu laufen, aber es geht.
Wenn ich mit meinem Lauftreff laufe, laufen auch 3-4 Läufer nebeneinander und wenn dann Mountainbiker/Rennradler kommen müssen die teilweise auch kurz abbremsen.
Ich toleriere und umlaufe - so wie du das auch beschrieben hast. Die allgemein weitverbreitete Ablehnung der Nordischen Walker teile ich eher nicht.
Nur das geklapper, das nervt ;-)
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