Bald ist auch hier in Niedersachsen wieder mal Einschulung. Als gestern im Kollegenkreis das Gespräch darauf kam, erinnerte ich mich sehr genau an das besondere Gefühl dieses feierlichen ersten Schultages - und vor allem auch an die freudige Nervosität, da ich ja vom Einschulungs-Samstag bis zum kommenden Montag warten musste, um endlich "richtig" in die Schule zu gehen.
Falls sich meine Eltern wegen dieses Ereignisses Sorgen gemacht haben sollten, so zeigten sie es mir zumindest nicht. Und es ging ja auch alles gut. Die meiste Zeit machte der Unterricht Spaß, nachmittags ging's einmal in der Woche in den Sportverein und sonst zum Toben raus. Eine unserer Mutproben bestand darin, in Pferdeboxen zu klettern und - für ganz Kühne - einmal um das Pferd herum zu schleichen oder auch unter dem Bauch durchzukriechen. Klar war das gefährlich, aber was Mutter nicht weiß... Selbst bei Regen zog ich stolz in "Ostfriesennerz" und Gummistiefeln durch die Siedlung.
Für manche Kinder wird bereits in den kommenden Wochen eine weniger glückliche Zeit anbrechen. Vom Fernsehen zum Videospiel und von da wieder zum Unterricht wird es Konzentrationsprobleme geben; oder der Terminplan füllt sich in Null-Komma-Nix wie der eines Managers, denn wer ein echtes Genie sein will, beginnt früh mit, Tennis, Chinesisch und Ballett. Und wenn in der Schule dann mal mit dem Stuhl gekippelt wird oder gar die Handschrift nicht gleich wie gemalt aussieht? Hat das arme Kind bestimmt ein böses "Syndrom", gegen das man die psychopharmakologische Keule rausholt.
Bei dem Gedanken allein schnürt sich mir die Kehle zu. Gemessen an heutigen Maßstäben, wäre ich jetzt wahrscheinlich auch eine übergewichtige Erwachsene und zudem noch überzeugt, von frühester Jugend einen "Knall" gehabt zu haben. Dabei ist es doch ganz einfach: "Fisch schwimmt. Vogel fliegt. Mensch läuft." Es würde mich sehr wundern, wenn Bewegung mit Spaß(!) bei den allermeisten Kindern nicht der Schlüssel ist. Und abends tut's statt Pillen vielleicht auch ein Glas Milch mit Honig nebst Vorlesen an der Bettkannte.
Freitag, 22. August 2008
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5 Kommentare:
Da kann ich zu 100 % zustimmen.
Arme Kinder …
Tjaaa, die wirkliche Weisheit zeigt sich meist in den einfachen Dingen des Lebens. Einfach, simpel und doch versteht es fast niemand. Vielleicht will man auch nicht verstehen. Was ich sagen will, Du hast hier ein Grundproblem unserer heutigen Gesellschaft thematisiert. Wir tun viel, um untrainierte und mit Gewichtsproblemen geplagte Menschen heranzuzüchten. Denn, wer gesund ist, wird eher wenig Geld in Tabletten, Pillen und Psychopharmaka investieren.
Bewegung ist alles.
Ein schönes Wochenende! :)
@blacksensei:
Ich wusste, dass du etwas Ähnliches sagen würdest ;-)
Vielleicht interessiert dich gerade im Zusammenhang mit dem Zappelphilipp-Syndrom auch der folgende Artikel:
Klick
Bin ich denn so berechenbar? ;)
Merci für den Artikel!
@blacksensei:
Berechenbar würde ich es nicht nennen. Aber bereits als ich zum ersten oder zweiten Mal auf deiner Seite war, trug ich mich mit der Idee genau dieses Artikels - und ahnte, dass wir da eine sehr ähnliche Einstellung haben.
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