Montag, 1. Juni 2009

Zwischen Elan und Erdbeeren

Heute war ich mal wieder laufen, und weil's so schön ist, gleich zweimal. Heute Morgen mit Andreas, meinem "schnellen" Hausmitbewohner, der ab morgen im Urlaub ist und mich in letzter Zeit gern für seine "Regenerationsläufe" (die langsamen nach dem Greif-Trainingsplan) entführt und heute Abend allein einen 15er, den ich erstmal als recht langsamen Lauf geplant hatte, aber dann...

Zwischendurch - es war ja schließlich ein Feiertag, war ich mit meiner Oma essen. Türkisch - oder wie die Besitzer es selbst nennen: anatolisch - beim Tandure. Wenn jemand von euch mal zufällig zur Essenszeit nach Braunschweig kommen sollte: dies gehört zu den Restaurants, die uneingeschränkt zu empfehlen sind. Es steht nicht nur in der Speisekarte, dass alle Gerichte aus frischen Zutaten hergestellt werden - man schmeckt es auch. So haben wir uns dann also anderthalb Stunden den Bacuh vollgeschlagen und an einem wirklich guten türkischen Rosé gelabt. Am Ende gab es für mich noch einen türkischen Mocca und dann - zwei Stunden aufs Sofa, um wie eine Schlaraffin den Rausch auzuschlafen ;-)

Und ob ihr's glaubt oder nicht: Als meine Oma mich schleßlich weckte, hatte ich doch glatt schon wieder Appetit. Ich konnte mich allerdings ganz gut zurückhalten, und fühlte mich nach dem Äquivalent einer Kugel Eis (weil aus der eigenen Kühltruhe geholt) und frischen Erdbeeren aus Mamas Garten schon wieder angenehm elanimiert. Das musste ich nutzen, packte noch schnell ein paar Erdbeeren in eine Tupperschale für später - und fuhr nach Hause.

Oh Schreck, die Reparatur eines Fahrradreifens wartete da ja noch auf mich. Allerdings hatte ich ja diesen selbst flickenden Schlauch gekauft, aus dem man angeblich nur das Loch machende Objekt entfernen, den Reifen aufpumpen und dann einige Kilometer rumfahren müsse, auf dass sich das Problem fast wie von selber löse. Heute Abend ging's, wobei mir der Verdacht kam, dass vielleicht auch nur ein missgünstiger Nachbar die Luft per Ventil Lockerdrehen aus meinem Reifen gelassen haben könnte. Jedenfalls entwich die Luft beim ersten Pumpversuch hörbar aus dem Ventil.

Aber was soll ich mich über solche I... ärgern. Also rein in die Laufschuhe (Nike free barfuß) und rauf auf die Piste. Erst gemächlich, mich dann an meiner Energie freuend und schließlich bewusst ein wenig Dampf ablassend, bewegte ich mich durch Stadt und Landschaft. Endlich an "meinem" See angekommen, hatte ich ein ganz angenehmes Tempo drauf - angenehm genug, um nicht völlig kaputt zu sein und gleichzeitig den schönen Effekt des Quasi-Fliegens erzeugend. Time-Check nach halber Strecke: 37:55 Min. So zügig war ich lange nicht unterwegs!

Doch halt, was kommt denn da? Ein junger Mann, den ich gerade noch leichten Schrittes überholt habe, ebenso leichten Schrittes von hinten? Und dann gleich noch einer? Nicht, dass ich sowas "nicht auf mir sitzen lassen" könnte. Aber die Einladung zum Tempomachen war einfach zu schön. Er zieht an, ich mich, er nochmal, ich an ihm vorbei, werde immer schneller, wobei mich auch das gerade im MP3-Player laufende Lied ("Holiday" von Green Day) noch ein wenig pusht. Ich fliege, habe Spaß am Wetteifern, ohne irgendwie übermäßigen Ehrgeiz oder unbedingten Siegeswillen zu verspüren. Es reicht die aufkommende Gewissheit, "da geht noch was". Und es ging. Am Ende des Sees ist von den Herren nichts mehr zu sehen. Abgehängt? Irgendwie bedaure ich jetzt für die beiden, dass auf meinem Shirt hinten nicht zu sehen ist, was vorn steht: Rennsteig-Supermarathon-Finisher. Das relativiert die Schmach.

Allerdings merke ich kurz darauf, dass ich schon lange nicht mehr so schnell unterwegs war. Ich fühle mich schwach, stolpere zunehmend vor mich hin. Auf dem letzten Kilometer dann: Hungerast. Na gut, macht nichts, bin ja schon wieder in der Siedlung und muss nur sehen, beim Straße überqueren nicht den Überblick zu verlieren. Noch ein Time-Check: 1:14 Min. Auch so schnell war ich lange nicht mehr. Mit allerletzter Kaft gebe ich nochmal Gas, erreiche die imaginäre Ziellinie nach 1:14:20 Min. und freue mich nach dem Erklimmen meiner zweieinhalb Etages nur noch auf eines: Erdbeeren, die ich mir mit kühlem Joghurt zu Gemüte führe. Ach könnt's doch immer so sein!

7 Kommentare:

Hannes hat gesagt…

Irgendwie passt das in meinen Ohren alles gar nicht zusammen. So viel leckeres Essen und dann ein so schneller Lauf - wie kriegst du das hin? Da würde bei mir sofort der Magen meckern.

Schön, dass es so wunderbar geklappt hat.

Die Erleberin hat gesagt…

@Hannes:
Pause zwischendurch ;-)

Christian hat gesagt…

Mir geht es wie Hannes, ich kann nach dem Essen auch kaum laufen *g* geschweige denn schnell ;-)

Sieht so aus, als ob es wieder läuft, dazu noch mit Genuss ;-)

Salut

Christian

Gerd hat gesagt…

Da kann ich mich meinen Vorrednern nur anschließen. Ich kann nur VOR einem üppigen Essen Laufen.
Aber Du bekommst sogar noch einen Hungerast. ;-)
Es ist schön wenn Du mit solch einer Freude vom Laufen schreibst! :-)

Die Erleberin hat gesagt…

@DocRunner:
wie schon gesagt, man muss natürlich Pausenzeiten einhalten.

@Gerd:
Der Hungerast lässt sich aber erklären, nämlich dadurch, dass der Blutzuckerspiegel dank angekurbelter Insulinproduktion NACH einem Essen durchaus unter denjenigen VOR dem Essen sinken kann...

Anett hat gesagt…

Ich nehme einmal das leckere Essen und die Erdbeeren..laufen kannst du *gg*.
Ich freue mich das es bei dir auch wieder aufwärts geht. Klang doch alles vor ein paar Wochen noch ganz anders. Dafür kann man auch mal einen Hungerast in Kauf nehmen.
Alles Gute!!!

Die Erleberin hat gesagt…

Hallo Anett,
das Essen kannst du gern haben. Es hätte auch für zwei gereicht :-)
Aber ein bisschen körperliche Bewegung macht ja auch glücklich - so lange alles maßvoll bleibt.